Marstäler Mangala und Minio wurden von gewaltigen Wassermassen gegraben
Perspektivische Ansicht eines mit Sedimenten angefüllten 18 Kilometer durchmessenden Kraters.
Copyright: ESA/DLR/FU Berlin (CC BY_SA 3.0 IGO)
Köln (Deutschland) – Neue Aufnahmen der europäischen Mars-Sonde „Mars Express“ zeigen den zentralen Teil der Talsystems Mangala Valles. Gemeinsam mit dem kleineren Talsystem Minio Vallis bildete es im geologischen Mars-Mittelalter wahrscheinlich die Quelle riesiger Wassermassen, die von hier ausgehend über die Marsoberfläche strömten und dabei auch das Minio-Tal ausschürften.
Die Antwort auf die Frage, wie diese Wassermassen freigesetzt werden konnten, bedarf einer Analyse der Entstehung der Region selbst, wie sie aktuell von Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zu den veröffentlichten Bildern diskutiert wird: „Im geologischen ‚Mittelalter‘ des Mars – der sogenannten Hesperischen Periode, die vor 3,7 Milliarden Jahren begann und bis vor etwa 3,1 Milliarden Jahren andauerte – gab es starke vulkanische Aktivität auf unserem Nachbarplaneten. Vulkane spien dünnflüssige Lava, die sich in Massen über die Oberfläche ergoss und weite Ebenen entstehen ließ. Aufsteigendes Magma wölbte die Kruste nach oben, so dass sich durch den Vulkanismus tektonische Spannungen entwickelten. Vielerorts brach die Marskruste auf und es bildeten sich Spalten oder Grabensysteme wie die Valles Marineris. In diesem Zeitraum entstand auch die Tharsis-Region: ein Gebiet so groß wie Europa, das zu einem mehrere Tausend Meter hohen Schild infolge vulkanischer Prozesse aufgewölbt wurde. Am Südwestrand der Tharsis-Region liegt das große Talsystem Mangala Valles (Valles, lat. für Täler) und das kleinere Minio Vallis. (…)
Echtfarbenansicht auf das Gebiet des Mangala Valles und Minio Vallis.
Copyright: ESA/DLR/FU Berlin (CC BY_SA 3.0 IGO)
Mangala Valles liegt nun in einer mehrere hundert Kilometer langen, ost-westlich verlaufenden Störungszone. Tektonische Kräfte haben aufgrund der vulkanischen Aktivität in der sich unmittelbar im Osten aufragenden Tharsis-Region ihre Wirkung entfaltet und ließen die unter Dehnungsspannung stehende Oberfläche aufreißen.“
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Vermutlich stieg hier dann Lava an die Oberfläche und brachte Eis, das sich darauf befand, zum Schmelzen: „Die so freigesetzten Wassermassen strömten dann von den Mangala-Tälern ausgehend mehrere hundert Kilometer in nördliche Richtung und formten so die Ausflusstäler Mangala und Minio.
Das Wasser, so erläutern die Forscher weiter, sei dann auch über mehrere Einschlagsbecken und Krater hinweggeströmt, die bereits vorher von Ablagerungen teilweise oder ganz verfüllt wurden, und floss dann durch viele Rillen in nördliche Richtung in die Ebene Amazonis Planitia. „Solch ein Einschlagsbecken mit Nebenwasserläufen befindet sich in der oberen rechten Bildecke in den Draufsichten (Norden ist in diesen Ansichten rechts). Dieser Krater hat einen Durchmesser von 28 Kilometern.
In der Bildmitte (s.Abb.) ist ein etwas kleinerer und älterer Einschlagskrater zu erkennen – er wurde einst angefüllt mit Material, das später wieder abgetragen wurde. An seinen Rändern entstand ein sogenanntes ‚chaotisches Gebiet'“.
Topografische Karte der Gebiete des Mangala Valles und Minio Vallis.
Copyright: ESA/DLR/FU Berlin (CC BY_SA 3.0 IGO)
Derartige Gebiete gibt es auf dem Mars vergleichsweise oft und sie zeichnen sich durch die regellose Häufung von Gesteinsblöcken unterschiedlichster Größe und tafelbergähnlichen Erhebungen aus. Sie entstehen durch die Freisetzung von Untergrundwasser und das nachfolgende Einbrechen der Oberfläche, bei dem ganze Geländeblöcke in sich zusammensacken und das „chaotische“ Muster entstehen lassen. Dass es an dieser Stelle ein solches Gebiet gibt, lasse stark vermuten, dass es hier große Mengen an Eis im Untergrund und unterschiedliche Stadien von Überflutungen gegeben hat.
In der unteren (östlichen) Hälfte ist ein tief eingeschnittenes Tal zu sehen (s. Abb 1 u. 3), das sich durch die Landschaft schlängelt: „Diese Landschaft weist viele verschiedene Formen auf: abgeflachte Hänge mit Terrassen an den Seiten der Täler und stromlinienförmige Inseln. Hier tauchen ebenfalls chaotische Gebiete auf – sie befinden sich entlang der Fließrichtung der Wassermassen durch das Tal. Die Größen- und Häufigkeitsverteilung der Einschlagskrater deuten darauf hin, dass das Mangala-Tal im Hesperischen Zeitalter entstanden ist und die Wasseraktivitäten sporadisch noch bis zur Amazonischen Periode andauerten, dem jüngsten geologischen Zeitalter auf dem Mars, das vor etwa 3,1 Milliarden Jahren begann.“
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