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Milky Seas: Yacht liefert erste Aufnahmen von rätselhaftem Meeresleuchten

Foto des milchigen Meeresleuchtens von 2019 vor Java, aufgenommen von Bord der Yacht „Ganesha“. Copyright/Quelle: Miller/ PNAS / CC BY-SA 4.0
Foto des milchigen Meeresleuchtens von 2019 vor Java, aufgenommen von Bord der Yacht „Ganesha“.
Copyright/Quelle: Miller/ PNAS / CC BY-SA 4.0

Fort Collins (USA) – Bereits seit Jahrhunderten berichten Seeleute immer wieder von einem mysteriösen Leuchten des Meeres. Mittlerweile scheint die Natur dieses Phänomens in Form bioluminiszenter Organismen erklärt. Ein Fachartikel widmet sich nun den ersten Aufnahmen die der Crew einer Privatyacht 2019 vor Java gelang, mit denen damalige Satellitenaufnahmen des Phänomens durch Beobachtungen und Aufnahmen vom Meeresniveau bestätigt werden. Wie sich zeigt, unterschied sich das „Milchmeer“ vor Java jedoch vom klassischen Erklärungsmuster.

Wie das Team um Steven D. Miller von der Colorado State University aktuell im Fachjournal „Proceedings oft he National Academy of Sciences“ (PNAS; DOI: 10.1073/pnas.220761211) berichtet, gelangen die Aufnahmen der Schiffsbesatzung der Yacht „Ganesha“ Anfang September 2019 vor der Küste von Java, als dort mit mehr als 100.000 Quadratkilometer Leuchtfläche ein besonders großes Ereignis dokumentiert werden konnte.

Satellitenaufnahme des "milchigen Meeres " südlich von Java im Spätsommer 2019. Copyright/Quelle: NOAA / Miller/ PNAS / CC BY-SA 4.0
Satellitenaufnahme des „milchigen Meeres “ südlich von Java im Spätsommer 2019.
Copyright/Quelle: NOAA / Miller/ PNAS / CC BY-SA 4.0

Hintergrund
Während hierzulande meist von mysteriösem „Meeresleuchten“ die Rede ist, wird das Phänomen im englischen Sprachraum auch als „Milky Seas“ (milchiges Meer) oder als „Mareel“ bezeichnet und von Seeleuten bereits seit dem 17. Und 18. Jahrhundert vornehmlich im Pazifik und Indischen Ozean beschrieben. Tatsächlich ist es aber auch an anderen Küsten, etwa in der Nordsee zu beobachten. Das Phänomen hat auch Einzug in zahlreiche historische wie literarische Beschreibungen gefunden, etwa in Jules Vernes „20.0000 Meilen unter dem Meer“. Lange Zeit wurde die Erscheinung von Wissenschaftlern als „Seemannsgarn“ abgetan, bis es nicht zuletzt durch Satelliten bestätigt werden konnte. Erst seit wenigen Jahren ist dann auch die natürliche Ursache des Phänomens in Form der Biolumineszenz auch wissenschaftlich beschrieben.

Allgemein wird das „milchige Meer“ von biolumineszentem Plankton, sogenannten Dinoflagellaten, verursacht und besonders dann angeregt, wenn die oberen Wasserschichten, in denen die Organismen vorkommen, bewegt und durchmischt werden. Kommt das Wasser wieder zur Ruhe, nimmt in der Regel auch die Leuchtkraft ab.

Wie die Ganesha-Crew nun aber berichtet, scheint es sich bei dem Meeresleuchten vor Java nahezu umgekehrt zugetragen zu haben. Auch diese Erscheinungsform ist bereits bekannt, dürfte aber deutlich seltener sein. „Wird eine solche Meeresfläche zur Milky Sea, so erscheint sie selbst in mondlosen Nächsten wie ein helles Schneefeld“, erläutert Miller und erklärt weiter, dass das Leuchten auch bei ruhigem Meeresspiegel gleichbleibend hell leuchtet.

Auch hier vermuten Wissenschaftler, dass das Milchleuchten von biolumineszenten Bakterien verursacht wird, wenn diese bei ausreichender Dichte an Organismen im Wasser zu leuchten beginnen. Allerdings gesteht auch Miller ein, dass es sich hierbei bislang nur um eine gute Theorie handelt, der es aber noch an weiterführenden wissenschaftlichen Untersuchungen mangelt. So sei bislang etwa nicht bekannt, welche Organismen genau für das Leuchten verantwortlich sind. Ebenso rätselhaft ist die Beobachtung, dass diese Form des Meeresleuchtens scheinbar wesentlich seltener vorkommt.

Anhand der bislang einzigartigen Fotos, Filmaufnahmen und den Beschreibungen des Phänomens durch die Ganesha-Besatzung konnten die Forschenden nun die Satellitendaten überprüfen und somit beiden Beobachtungen miteinander abgleichen.

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„Als wir gegen 22 Uhr aufwachte, war das Meer weiß. Es hatte den Anschein, als würden wir über Schnee zu segeln“, so der Logbucheintrag der Ganesha. Dieses weiße Meer erstreckte sich bis zum Horizont, war heller als der Nachthimmel und Farbe und Intensität des Leuchtens verglichen die Zeugen mit dem von Leuchtaufklebern oder dem Ziffernblatt einer Uhr.

Im Gegensatz zum klassischen Meeresleuchten erlosch das Leuchten des Wassers vor Java allerdings immer dann vorübergehend aber überall dort, wo das Wasser – etwa durch das Schiff – aufgewühlt und umgewälzt wurde. Gleiches geschah anhand einer von der Crew entnommenen Wasserprobe aus dem Milchmeer: Im Eimer sah die Ganesha-Crew leuchtende Flecken, die immer dann aufhörten zu leuchten, wenn das Wasser aufgewühlt wurde. Da sich die Organismen damit genau umgekehrt wie die bekannten Dinoflagellaten verhalten, ist dies für Miller, Kollegen und Kolleginnen ein wichtiger Hinweis auf die Natur der Verursacher des Milchmeeres vor Java. Ebenso berichtet die Besatzung der Ganesha, dass das Leuchten nicht nur der oberflächennahen Wasserschicht zu entspringen schien, sondern den Anschein erweckte, als käme es aus bis zu 10 Metern Tiefe. Tatsächlich schienen denn auch die Verwirbelungen des Oberflächenwassers durch den Bug des Schiffes deutlich weniger zum Abdunkeln des Leuchtens beizutragen als tiefere Verwirbelungen.

Entsprechend zeigen sich die Forschenden um Miller angesichts der Vorstellung von Bakterien in der Nähe der Wasseroberfläche als Erklärung für das Phänomen vor Java nun eher skeptisch. Vielmehr spreche alles für eine deutlich tiefer liegende Quelle des Leuchtens. Wie diese genau aussieht, ist bislang also weiterhin rätselhaft.




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Recherchequelle: PNAS

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Andreas Müller
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