Mögliches Wiedergänger-Grab in Sachsen-Anhalt entdeckt

Blick ins Grab eines möglichen Wiedergängers nahe Oppin in Sachsen-Anhalt. Copyright: LDA Sachsen-Anhalt, A. Lochner-Rechta
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Blick ins Grab eines möglichen Wiedergängers nahe Oppin in Sachsen-Anhalt.Copyright: LDA Sachsen-Anhalt, A. Lochner-Rechta

Blick ins Grab eines möglichen Wiedergängers nahe Oppin in Sachsen-Anhalt.
Copyright: LDA Sachsen-Anhalt, A. Lochner-Rechta

Oppin (Deutschland) – Bei Ausgrabungen im nördlichen Saalekreist sind Archäologen auf das Grab eines Mannes aus der kupfersteinzeitlichen Glockenbecherkultur gestoßen, den eine Steinplatte offenbar davon abhalten sollte, auch noch nach seinem Tod die Lebenden heimzusuchen.

Wie das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle via Facebook schon am 1. April 2024 berichtete, finden die archäologischen Ausgrabungen im Vorfeld des Netzausbaus der Gleichstromtrasse SuedOstLink statt.

Bei diesen Arbeiten zunächst sondierenden Arbeiten stießen die Forschenden auf das Grab eines 40- bis 60-jährigen Mannes, der aufgrund seiner grundsätzlichen Grablegeposition der Glockenbecherkultur am Ende des Neolithikums zugeschrieben werden kann. „Der Tote lag gehockt auf der linken Seite mit Blick nach Osten und Kopf im Norden.“

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Während im Grab selbst keine Beigaben gefunden wurden, war sein Körper im unteren Bereich der Grabgrube einen ein Meter langen, 50 Zentimeter und 10  Zentimeter hohen Stein über den angewinkelten Beinen bedeckt. „Es muss davon ausgegangen werden, dass der Stein aus einem bestimmten Grund dort platziert wurde“, vermuten die Landesarchäologen. „Möglicherweise um den Toten im Grab zu halten und sein Wiederauferstehen zu verhindern.“

Hintergrund
Tatsächlich ist der Glaube an Untote, Wiedergänger und Vampire kein moderner Aberglaube und auch nicht nur auf die Karpaten begrenzt. Die Angst vor wiederkehrenden Un-Toten dürfte uns Menschen schon von jeher begleitet haben. Wie auch der aktuelle Fund nahe Oppin zeigt, fürchteten sich auch schon die Menschen des Neolithikums vor der Heimsuchung durch Verstorbene, sei dies nun in körperlicher Form oder als Spuk. 2018 fanden Archäologen auf einem „Kinderfriedhof“ nahe Lugnano in Teverina das Skelett eines 10-Jährigen, in dessen Mund – vermutlich als Teil des Beerdigungsrituals – ein großer Stein gesteckt wurde.

Detailansicht des Schädels des vermeintlichen „Vampirs“.
Copyright: David Pickel/Stanford University

Auch hier vermuten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, dass die Praktik das verstorbene Kind daran hindern sollte, als Untoter die Lebenden heimzusuchen oder diese mit jenen Krankheiten anzustecken, an denen es selbst vermutlich gestorben war. Von dem Vorgehen erhofften sich die Überlebenden wohl auch grundsätzlich, Epidemien eindämmen zu können (…GreWi berichtete).

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Recherchequelle: Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle

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