Der Mond könnte älter sein als bislang gedacht
Santa Cruz (USA) – Laut derzeitiger Lehrmeinung ist der Erdenmond rund 4,35 Milliarden Jahre alt. Ältere Kristalle im Mondgestein ließen bislang jedoch an dieser Datierung zweifeln. Eine neue Studie liefert nun eine Erklärung für dieses Dilemmas und datiert den Mond merklich älter als bislang angenommen.
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Die bisherige Vorstellung vom Alter des Mondes ist eng verknüpft mit dem weitestgehend akzeptierten Entstehungsmodell des Erdtrabanten durch die Kollision eines marsgroßen Himmelskörpers (Theia) mit der noch jungen Erde vor rund 4,35 Milliarden Jahren. Teile der glühenden Magma-Trümmer dieses Einschlags sammelten sich in einer Erdumlaufbahn und formten so den damals neuen Mond. Tatsächlich konnten auch Proben der Apollo-Landungen dieses vermeintliche Alter bestätigen. Später fanden sich dann jedoch in denselben Mondproben kristalline Einschlüsse, sog. Zirkone, die deutlich älter waren.
Neues Modell lässt den Mond merklich altern
Wie das Team um Francis Nimmo von der University of California, Thorsten Kleine vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPIA) und Alessandro Morbidelli von der Pariser Sorbonne Université aktuell im Fachjournal „Nature“ (DOI: 10.1038/s41586-024-08231-0) nun berichtet, bilde das Alter der Mondproben nicht die Entstehung des Mondes, sondern in etwa den Zeitpunkt der Erkaltung der Magma wieder. Entsprechend ist der Mond zwischen 80 und 100 Millionen Jahre älter als bislang angenommen. Der Mond wäre demnach also zwischen 4,43 bis 4,53 Milliarden Jahren alt.
Laut dem Modell der Wissenschaftler umkreiste der neuentstandene Mond die Erde zunächst auf einer im Vergleich zur heute fast kkreisrunden,sehr viel gestauchteren, also stark elliptischen Umlaufbahn. Die dadurch auf den Körper wirkenden stark unterschiedlich Gezeitenkräfte heizten das Innere des Mondes derart auf, dass Magma an die Oberfläche transportiert wurde, und so hier zu den jüngeren Proben beitrug. Das neue Modell passe auch sehr viel besser zu den dynamischen Modellen, die die Planetenentstehung im Sonnensystem eigentlich sehr gut aufzeigen, so die Forscher.
Nächste Schritte
„Um diese Hypothesen zu testen, werden weitere Proben vom Mond benötigt“, erläutert Francis Nimmo in einem ausführlichen Artikel auf TheConversation.com (https://theconversation.com/the-moon-might-be-older-than-scientists-previously-thought-a-new-study-shines-light-on-its-history-246085). „Glücklicherweise hat Chinas Chang’e-6-Mission im Juni 2024 gerade Proben von der Rückseite des Mondes zurückgebracht (…GreWi berichtete). Falls diese Proben ebenfalls viele Gesteine mit einem Alter von etwa 4,35 Milliarden Jahren aufweisen, würde das unsere Geschichte stützen. Sollten die Altersdaten jedoch viel älter sein, müssten wir eine neue Geschichte entwickeln.“
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„In den Erd- und Planetenwissenschaften kommt es häufig vor, dass Geochemiker und Geophysiker zu unterschiedlichen und widersprüchlichen Hypothesen gelangen. Dies liegt zum Teil daran, dass beide Fachrichtungen verschiedene Arten von Messungen verwenden, aber auch daran, dass sie sehr unterschiedliche wissenschaftliche „Sprachen“ sprechen. Diese Sprachbarriere zu überwinden, ist schwierig. Unsere Studie zeigt, wie es – manchmal – gelingen kann, diese sprachliche und wissenschaftliche Kluft zu überbrücken und so Forscher auf beiden Seiten zu bereichern.“
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Recherchequelle: TheConversation.com, Nature.com
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