Nahe, potenziell lebensfreundliche Exo-Venus entdeckt

Copyright: NASA/JPL-Caltech/R. Hurt (Caltech-IPAC)
Toowoomba (Australien) – Um den gerade einmmal 40 Lichtjahre von der Sonne entfernten roten Zwergstern „Gliese 12” haben Astronomen und Astronominnen einen Planeten entdeckt, der in etwa so groß wie die Venus und nur wenig wärmer als unsere Erde ist.
Wie das Team um den Doktorand Shishir Dholakia vom Center for Astrophysics an der University of Southern Queensland, Larissa Palethorpe von der University of Edinburgh and University College London und Masayuki Kuzuhara vom Astrobiology Center in Tokyo aktuell im Fachjournal „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society” (DOI: 10.1093/mnras/stae1152) berichtet, wurde der Planet mit der Bezeichnung „Gliese 12 b“ mit den Weltraumteleskopen TESS und CHEOPS entdeckt. Für eine Umrundung seines Sterns im Sternbild Fische benötigt der Planet gerade einmal 12,8 Tage. Sollte der Planet keine Atmosphäre besitzen, so würde die Durchschnittstemperatur auf seiner Oberfläche angenehme 42 Grad Celsius betragen.
Von der Frage nach einer Atmosphäre hängt jedoch die Einschätzung der Lebensfreundlichkeit des Planeten ab. Deshalb soll nun das Weltraumteleskop James Webb (JWST) auf den Planeten angesetzt werden, mit dem nach einer eventuell vorhandenen Atmosphäre gesucht und deren Zusammensetzung analysiert werden könnte.
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Sollte Webb eine Atmosphäre entdecken, wäre dies nicht nur wichtig für eine Bewertung der Lebensfreundlichkeit des Planeten selbst, sondern würde auch die Frage beantworten, ob auch Planeten um kalte, dafür meist aber aktive Zwergsterne dauerhaft eine Atmosphäre halten können.
„Gliese 12 b ist eines der besten Ziele, um zu untersuchen, ob erdgroße Planeten, die kühle Sterne umkreisen, ihre Atmosphären behalten können“, kommentiert Dholakia die Entdeckung des Teams. „Das wiederum ist ein entscheidender Schritt, um unser Verständnis der Lebensfreundlichkeit von Planeten in unserer Galaxie zu erweitern.“
Zwar ist der Stern 27 Prozent kleiner und 60 Prozent kälter als unsere Sonne, doch umkreist der Planet seinen Stern in nur 7 Prozent der Distanz zwischen Erde und Sonne. Deshalb erreicht er auch 1,6 Mal mehr Energie als die Erde und etwa 85 Prozent im Vergleich mit der Venus.
„Dieser Unterschied in der Sonneneinstrahlung ist wichtig, weil er bedeutet, dass die Oberflächentemperatur des Planeten stark von seinen atmosphärischen Bedingungen abhängt. Im Vergleich zu der geschätzten Oberflächentemperatur von ‚Gliese 12 b‘, die bei 42° Grad Celsius liegt, hat die Erde eine durchschnittliche Oberflächentemperatur von nur 15° Grad“, erläutert Dholakia. „Atmosphären halten Wärme zurück und können – je nach Typ – die tatsächliche Oberflächentemperatur erheblich verändern.“
„Ein großer Teil des wissenschaftlichen Werts dieses Planeten besteht darin, zu verstehen, welche Art von Atmosphäre er haben könnte. Da ‚Gliese 12 b‘ eine Menge Licht erhält, die zwischen der von der Erde und der von der Venus liegt, wird er wertvoll sein, um die Lücke zwischen diesen beiden Planeten in unserem Sonnensystem zu schließen“, fügt Palethorpe hinzu. „Es wird angenommen, dass die ersten Atmosphären der Erde und der Venus abgestreift und dann durch vulkanische Ausgasungen und Einschläge von Restmaterial im Sonnensystem wieder aufgefüllt wurden. Die Erde ist lebensfreundlich, die Venus aber nicht, da sie ihr gesamtes Wasser verloren hat. Da ‚Gliese 12 b‘ in Bezug auf die Temperatur zwischen der Erde und der Venus liegt, könnte uns seine Atmosphäre viel über die Pfade zur Lebensfreundlichkeit lehren, die Planeten während ihrer Entwicklung einschlagen.“
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Recherchequelle: Royal Astronomical Society
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