Selbstportrait des NASA-Mars-Rovers an seinem einstigen Arbeitsort mit der Bezeichnung „Buckskin“ am Fuße des zentralen Kraterberges „Mount Sharp“ im Innern des Gale-Kraters.
Copyright: NASA/JPL-Caltech/MSSS
Washington (USA) – Erhalten in altem Marsgestein, hat der NASA-Mars-Rover „Curiosity“ Hinweise dafür gefunden, dass der Rote Planet einst urzeitliches Leben beherbergt haben könnte. Hinzu entdeckte das mobile Labor neue Hinweise auf Methan in der heutigen Atmosphäre des Planeten, wie sie Wissenschaftler auch auf heute noch existierendes Marsleben hoffen lassen. Während beide Entdeckungen alleine betrachtet noch keine eindeutigen Beweise für Marsleben sind, bezeichnen die NASA-Wissenschaftler die Entdeckungen doch schon jetzt als ein gutes Zeichen für zukünftige Missionen, die sowohl auf der Oberfläche als auch im Marsuntergrund nach Leben suchen sollen.
Wie die Teams um Jen Eigenbrode vom Goddard Space Flight Center und Chris Webster vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA auf einer Pressekonferenz berichtete, handelt es sich um „wiederstandsfähige organische Moleküle“, die der Rover im Innern von rund drei Milliarden Jahre altem Sedimentgestein entdeckt hatte. Zudem konnte auch „Curiosity“ jahreszeitlich variierende Methanwerte in der Marsatmosphäre bestätigen. Beide Entdeckungen beschreiben die NASA-Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals „Science“ (DOI: 10.1126/science.aas9185 und DOI: 10.1126/science.aaq0131).
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Die an gleich zwei Orten im Gale-Krater entdeckten organischen Moleküle, so berichten die Forscher weiter, beinhalten u.a. Kohlenstoff und Wasserstoff und möglicherweise auch Sauer- und Stickstoff, sowie weitere Elemente. „Während diese Moleküle allgemein mit Leben in Verbindung gebracht werden, könnten sie aber auch durch nicht-biologische Prozesse entstehen und sind deshalb alleine noch kein eindeutiger Nachweis für einstiges Leben.“
Aus diesem Grund zeigt sich auch das Team um Eigenbrode weiterhin vorsichtig: „Curiosity konnte die Quelle der organischen Moleküle noch nicht bestimmen. Ob es sich dabei also um Überreste einstigen, urzeitlichen Marslebens handelt, ob diese Stoffe einstigem Leben als Nahrung dienten oder ob es sich um non-biologische Moleküle handelt, ist also noch ungewiss. Auf jeden Fall aber beinhaltet dieses Material Schlüsselinformationen über planetare Zustände und Prozesse.“
Da „Curiosity“ die urzeitlichen Moleküle jedoch in der Nähe der Oberfläche des Sedimentgesteins entdeckt hatte, spricht auch dieser Fund dafür, dass die Marsoberfläche einst zumindest lebensfreundlich war. Tiefere Bohrungen in den Marsuntergrund könnten dann weitere Informationen über die exakte Herkunft der Moleküle liefern, da diese hier noch besser vor der schon seit langer Zeit auf die Marsoberfläche einwirkenden schädlichen stellaren und kosmischen Strahlung geschützt waren.
Von den Entdeckungen bestärkt, wollen die NASA-Wissenschaftler nun den eingeschlagenen Kurs bei der Suche nach einstigem und vielleicht sogar heute noch auf dem Mars existierenden Leben fortsetzen, bekräftigte der Direktor der Wissenschaftsmissionen am NASA-Hauptquartier Thomas Zurbuchen: „Ich bin zuversichtlich, dass schon unsere nächsten geplanten Missionen weitere noch erstaunlichere Entdeckungen auf dem Mars machen werden.“
Im zweiten Fachartikel berichten Webster und Kollegen von den Messungen jahreszeitlich variierender Methanwerte in der Marsatmosphäre, wie sie von dem SAM-Instrument (Sample Analysis at Mars) am Bord von „Curiosity“ seit rund drei Jahren untersucht werden und von denen die Forscher bereits im Januar berichtet hatten (…GreWi berichtete).
Die Werte der Methanmessungen durch Curiosity
Copyright: NASA/JPL-Caltech
Während Methan auch von Interaktionen zwischen Untergrundwasser und Gestein erzeugt werden könnte (…GreWi berichtete), wollen die NASA-Wissenschaftler aber auch noch nicht ausschließen, dass das atmosphärische Gas, wie es auf der Erde mehrheitlich das Ergebnis des Stoffwechsels lebender Organismen – von Mikroben bis hin zu Weidevieh – ist, nicht auch auf dem Mars von dort heute noch lebenden Organismen erzeugt wird. Nicht zuletzt, da im Gale-Krater die Methanwerte im wärmeren Mars-Sommer ansteigen und im Winter wieder sinken. „Dank der langen Lebensdauer von ‚Curiosity‘ ist es nun das erste Mal, dass wir dieses Muster über einen so langen Zeitraum vor Ort wiederholt messen konnten“, so Webster. Schon 2009 konnten steigender Methanabgaben im Mars-Sommer von Marsorbitern gemessen werden und sorgen seither für Spekulationen über deren mögliche Quellen.
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