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Neuanalyse von Gletschermumien Genom: Ötzi hatte dunkle Haut, Glatze und anatolische Vorfahren

Die als „Ötzi“ berühmte gewordene Gletschermumie.Copyright: Südtiroler Archäologiemuseum/EURAC/Marco Samadelli-Gregor Staschitz
Die als „Ötzi“ berühmte gewordene Gletschermumie.
Copyright: Südtiroler Archäologiemuseum/EURAC/Marco Samadelli-Gregor Staschitz

Leipzig (Deutschland) – Ein internationales Forschungsteam hat das Genom der vermutlich bekanntesten Gletschermumie „Ötzi“ mit neusten Methoden in bislang unerreichter Qualität und haben nun ein genaueres Bild vom Aussehen und der genetischen Herkunft des „Mannes vom Tisenjoch“.

Zwar wurde Ötzis Genom schon 2012 entschlüsselt, doch hat sich die Sequenziertechnologie seither deutlich verbessert. Wie das Team um Johannes Krause vom Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie (MPI EVA) und Albert Zink vom Instituts für Mumienforschung bei Eurac Research in Bozen aktuell im Fachjournal „Cell Genomics“ (DOI: 10.1016/j.xgen.2023.100377) berichtet, liegt nun eine sehr viel exaktere Rekonstruktion des Genoms vor.

Das anhand dieser Arbeit nun vorliegende Bild des Menschen hinter der Gletschermumie fügt den bisherigen Erkenntnissen neue und wichtige Facetten hinzu: „Im Vergleich mit seinen europäischen Zeitgenossen ist beim Ötzi der genetische Anteil aus Anatolien eingewanderter Frühbauern ungewöhnlich hoch, was nahelegt, dass er aus einer relativ isolierten Alpenbevölkerung mit wenig Kontakt zu anderen europäischen Gruppen stammte“, erläutert die Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts.

Auch über das konkrete Aussehen des „Mannes aus dem Eis“ erbrachte die Studie neue Erkenntnisse: „Zum Zeitpunkt seines Todes hatte er mit hoher Wahrscheinlichkeit eine fortgeschrittene Glatze. Seine Haut war dunkler, als bisher angenommen. In den Genen zeigt sich zudem eine Veranlagung zu Diabetes und Übergewicht.“

Hintergrund
Der Genmix heutiger europäischer Menschen ist hauptsächlich aus der Vermischung dreier Ahnengruppen entstanden: Die ursprünglichen Jäger und Sammler Westeuropas gingen nach und nach in den frühen Bauern auf, die vor etwa 8000 Jahren aus dem Nahen Osten einwanderten, und schätzungsweise beginnend vor etwa 4900 Jahren kamen dazu noch Steppenhirten aus Osteuropa. (Quelle: MPI EVA)

Bei ersten Analysen hatte man in Ötzis Erbgut genetische Spuren dieser Steppenbevölkerung gefunden, die sich nun in den verfeinerten neuen Ergebnisse aber nicht mehr zeigen: „Die damalige Probe war mit moderner DNA kontaminiert. Seit der ersten Studie wurden nicht nur die Technologien zur Sequenzierung enorm weiterentwickelt, man hat auch viele Genome prähistorischer Europäer, häufig aus Skelettfunden, vollständig entschlüsselt. Damit war es möglich, Ötzi mit Zeitgenossen zu vergleichen. Das Ergebnis: Unter den hunderten frühen europäischen Menschen die zur selben Zeit wie Ötzi lebten und deren Genome zur Verfügung stehen, hat Ötzi die meisten bäuerliche Ahnenanteile.“

Das Forschungsteam schließt daraus, dass Ötzi aus einer relativ isolierten Bevölkerung mit wenig Kontakt zu anderen europäischen Gruppen stammte: „Wir waren sehr überrascht, im neuen Ötzi-Genom keine Spuren der osteuropäischen Steppenhirten zur finden, auch der Anteil der Jäger und Sammler Gene beim Ötzi ist sehr gering. Genetisch sieht er so aus, als seien seine Vorfahren direkt aus Anatolien gekommen“, erklärt Krause.

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Sein Hauttyp, der schon in der ersten Genom-Analyse als mediterran-europäisch bestimmt werden konnte, war demnach noch dunkler als bisher angenommen. „Es ist der dunkelste Hautton, den man in europäischen Funden aus derselben Zeit nachgewiesen hat“, fügt Zink hinzu. „Man dachte bisher, die Haut der Mumie sei während der Lagerung im Eis nachgedunkelt, aber vermutlich ist, was wir jetzt sehen, tatsächlich weitgehend Ötzis originale Hautfarbe. Dies zu wissen, ist natürlich auch wichtig für die Konservierung.“

Zum Thema

Zudem stimme das bisherige Bild von Ötzi auch in Bezug auf die Haare nicht: „Als reifer Mann hatte er mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr langes, dichtes Haupthaar, sondern höchstens noch einen schütteren Kranz. Seine Gene zeigen eine Veranlagung zur Glatzenbildung. (..) Das ist ein relativ eindeutiges Ergebnis und könnte auch erklären, warum bei der Mumie fast keine Haare gefunden wurden“, so Zink. Ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und Diabetes Typ 2 lag ebenfalls in Ötzis Erbanlagen, kam jedoch dank seines gesunden Lebensstils wahrscheinlich nicht zum Tragen.




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Recherchequelle: MPI EVA

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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(Kornkreisforscher)

ein deutscher UFO-Forscher, Autor und Publizist

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