Neue Studie: Ozean auf Saturnmond Titan vermutlich nicht lebensfreundlich

Blick auf die Landschaft des Saturnmondes Titan, aufgenommen von der NASA/ESA-Sonde Huygens am 14. Januar 2005. Copyright: ESA/NASA/JPL/University of Arizona
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Blick auf die Landschaft des Saturnmondes Titan, aufgenommen von der NASA/ESA-Sonde Huygens am 14. Januar 2005.Copyright: ESA/NASA/JPL/University of Arizona

Blick auf die Landschaft des Saturnmondes Titan, aufgenommen von der NASA/ESA-Sonde Huygens am 14. Januar 2005.
Copyright: ESA/NASA/JPL/University of Arizona

London (Kanada) – Auf dem größten Saturnmond Titan existiert nicht nur ein Flüssigkeitskreislauf – also Regen, Flüsse, Seen und Meere aus Ethan und Methan statt aus Wasser an der Oberfläche – verborgen im Untergrund existiert zudem ein gewaltiger Ozean flüssigen Wassers. Eine neue Studie weckt nun Zweifel an der bisherigen Hoffnung, dass es in diesem Ozean Leben geben könnte.

Wie die Astrobiologin Catherine Neish von der University of Western Ontario aktuell im Fachjournal Astrobiology” (DOI: 10.1089/ast.2023.0055) berichtet, gehen Forscher davon aus, dass der verborgene Titan-Ozean mehr als 12 Mal so viel Wasser beinhaltet als die irdischen Ozeane. Auf diese Weise schmälere das negative Studienergebnis zugleich auch die Hoffnung auf außerirdisches Leben im äußeren Sonnensystem.

„Leben, wie wir es von der Erde kennen, braucht ein Lösungsmittel. Deshalb sind Planeten und Monde mit viel Wasser auch so interessant für die Suche nach außerirdischem Leben“, so Neish.

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Deshalb haben Neish, Kolleginnen und Kollegen versucht, die Menge an organischen Molekülen zu bestimmen, die von der an organischen Stoffen reichen Oberfläche des Titan in den verborgenen Ozean gelangt, um diesen so anzureichern. Grundlage hierfür waren die Daten zu Kometen-Einschlagskratern.

„Kometen, die im Laufe seiner Geschichte auf Titan einschlugen, haben die Oberfläche des eisigen Mondes zum Schmelzen gebracht und dabei Pfützen aus flüssigem Wasser geschaffen, die sich mit den organischen Stoffen an der Oberfläche vermischt haben. Die entstehende Schmelze ist dichter als ihre Eiskruste, sodass das schwerere Wasser durch das Eis sinkt, möglicherweise bis zum unterirdischen Ozean des Titan.“

Das Ergebnis der Berechnungen zeigt, dass pro Jahr nicht mehr als 7.500 Kilogramm des einfachsten Lebensbausteins, der Aminosäure Glycin, in den Ozean gelangen. Das entspreche gerade einmal dem Gewicht eines afrikanischen Elefanten, so Neish weiter.

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“Ein Glycin-Elefant pro Jahr auf einen Ozean vom 12-fachen Volumen der gesamten irdischen Ozeane reicht nicht aus, um Leben zu erhalten“, so die Astrobiologin. „Früher wurde Leben mit Wasser gleichgesetzt. Dabei haben wir aber vergessen, dass das Leben auch andere Elemente, besonders Kohlenstoff, benötigt. Andere Eiswelten wie die Jupitermonde Europa und Ganymede und der Saturnmond Enceladus, haben nahezu keinen Kohlenstoff auf ihren Oberflächen und es ist unklar, wie viel aus ihrem Innern in die Ozeane gelangen kann. Titan hingegen ist der Mond mit der an organischen Stoffen reichsten Oberfläche im Sonnensystem, und selbst sein verborgener Ozean ist vermutlich nicht lebensfreundlich. Das ist also auch kein gutes Zeichen für die Frage nach der Lebensfreundlichkeit der anderen bekannten Eiswelten im Sonnensystem.“ Allerdings widerspricht die Forscherin damit den Ergebnissen früherer Studien zur potenziellen Lebensfreundlichkeit bzw. dem Nährstoff- und Elemente-Reichtum der verborgenen Ozeane etwa auf Enceladus und anderer Monde im äußeren Sonnensystem (…GreWi berichtete, siehe Links u.).

Die Studie zeige, wie schwer es ist, Kohlen- und andere Stoffe von der Titan-Oberfläche in den verborgenen Ozean zu transportieren. „Es scheint sehr schwierig, ausreichend Wasser und Kohlenstoff zugleich an einem Ort zusammenzubringen“, so die Forscherin.

Trotz der negativen Aussichten für Leben auf Titan erklärt die Wissenschaftlerin, die auch zu den Missionswissenschaftlern und -Wissenschaftlerinnen der für 2028 angedachten „Dragonfly“-Misison der NASA zum Titan zählt: „Wir wissen immer noch nicht genau, aus was der Titan wirklich besteht.“ Die Mission plant eine Flugdrohne auf die Oberfläche des Titan zu schicken, um mit dieser die präbiotische Chemie und die Frage zu untersuchen, wie organische Stoffe auf Titan entstehen. Von diesen Ergebnissen erhoffen sich die Forschenden dann auch Rückschlüsse für Fragen um die Entstehung des irdischen Lebens.

„Wegen der dichten Atmosphäre ist es fast unmöglich, die Zusammensetzung der Titan-Oberfläche allein durch die Beobachtung mit Teleskopen zu erfassen. Wir müssen auf Titan landen und Proben nehmen“, so Neish. Statt also im verborgenen Ozean selbst auf direktes Leben zu stoßen, hofft die Wissenschaftlerin nun stattdessen auf prä-biotische Chemie in der Nähe der Oberfläche.




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Recherchequelle: University of Western Ontario

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