Neue Studie widerspricht Theorie von Riesen-Aalen als Erklärung für Nessie-Sichtungen
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Copyright: Gemeinfrei
Pittsburgh (USA) – Das angebliche “Ungeheuer von Loch Ness” wird meist als großes Sauerier-artiges Wesen beschrieben, das im schottischen Loch Ness beheimatet sein soll. Eine auf sogenannter Umwelt-DNA (eDNA) basierende Studie kam 2019 zu dem Schluss, dass ungewöhnlich große Aale die wahrscheinlichste Erklärung für „Nessie“ sein könnten. Eine neue Studie schließt nun genau diese Theorie aus.
Nachdem er und sein Team insgesamt 250 Wasserproben aus dem Loch Ness entnommen und analysiert hatten, erklärte Prof. Neil Gemmell von der neuseeländischen University of Otago 2019, dass man „leider keine genetischen Beweise für die Existenz einer urzeitlichen Reptilien-Population im Loch Ness“ gefunden habe, wie sie etwa in Form überlebender Plesiosaurier seit Jahrzehnten die Fantasien anregen.

Copyright: Plymouth Fischeries
„Da wir keine in diese Richtung weisende eDNA im Loch Ness finden konnten, glauben wir nicht, dass die Idee von Plesiosauriern im See weiterhin aufrechterhalten werden kann. (…) Wir haben auch alle anderen populären Theorien darüber, was im See groß genug sein könnte, um die zahlreichen Sichtungen eines großen Wesens erklären zu können, untersucht. Dazu zählen neben Riesenwelsen und Stören auch die Vorstellung von einem verirrten Grönlandhai. Aber, im Loch Ness findet sich weder eDNA von Haien noch die eines Riesenwelses und auch Stör-DNA konnten wir nicht finden.“
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Was bleibt sei die Vorstellung von Aalen als Erklärung für Nessie, so Gemmel. „Es könnte sich also durchaus um einen bzw. mehrere sehr große Aale handeln, die dem Mythos vom Ungeheuer im Loch Nes zu Grunde liegen.“ Die Größe dieser Tiere könne die der bislang größten bekannten Exemplar Europäischer Aale, die maximal 2 Meter lang werden, deutlich übertreffen (s. Abb. l). Während anhand der gewonnen DNA keine Rückschlüsse auf die Körpergröße der Aale im Loch Ness gezogen werden könne, schließe die große Menge an Aal-DNA, wie sie an allen Probeentnahmestellen im See vorgefunden wurde, die Existenz von Riesenaalen im See nicht aus. (…GreWi berichtete).
Hintergrund
Auf GreWi-Nachfrage schränkte Prof. Gemmel im Januar 2020 seine eigenen Schlussfolgerungen jedoch ein und erklärte, dass man in den untersuchten Proben zwar keine Reptilien-, geschweige denn Dino-DNA gefunden habe, dass dies aber solche Lebewesen als Erklärung für Nessie-Sichtungen auch nicht grundsätzlich und gänzlich ausschließen könne: „eDNA hält sich im Wasser nur wenige Tage. Ihre Degeneration hängt von der Temperatur und dem pH-Wert des Wassers ab. Das bedeutet, dass wir durchaus Dinge übersehen haben könnten, die etwa noch eine Woche vor den Probeentnahmen noch im See waren und danach nicht mehr. So ist beispielsweise bekannt, dass sich etwa Robben immer wieder im Loch Ness kurzfristig aufhalten, – etwa im vergangenen September, bevor wir unserer Ergebnisse präsentierten. Obwohl wir also wissen, dass es im Loch Ness hin und wieder Robben gibt, wenn auch nur alle paar Jahre, so haben wir doch 2018 keinerlei eindeutige Beweise dafür gefunden, dass irgendwelche Robben See gewesen wären.“
Nun hat sich der Datenwissenschaftler Floe Foxon von der Pinney Associates and the Folk Zoology Society der Frage nach der Wahrscheinlichkeit ausreichend ungewöhnlich großer Aale im Loch Ness auf statistischer Grundlage angenommen und kommt zu dem Schluss, dass Aale die klassischen Nessie-Sichtungen eines mehr als einen Meter großen Tieres im Loch aller Wahrscheinlichkeit nach nicht erklären können.
Hintergrund
Schon zuvor hat Floxon sich mit kryptozoologischen Fragen beschäftig und bereits im vergangenen Februar eine statistische Untersuchung der Frage veröffentlicht, ob Schwarzbären-Populationen Sichtungen von Bigfoot in Nordamerika erklären könnten (…GreWi berichtete).
Wie der Wissenschaftler aktuell im „Journal of Medical Internet Research“ (JMIRx Bio; DOI: 10.2196/49063) berichtet, nutzte er Daten zum Fischfang im Loch Ness und anderen europäischen Gewässern, um so die Wahrscheinlichkeit zu ermitteln, einen außergewöhnlich großer All von Land und Booten aus zu sichten.
Diese Daten zeigen, dass die Maximalgröße von 20.000 dokumentierten europäischen Aale 0,932 Meter und das biologisch mögliche Maximum bei 1,3 Metern liegt.
Die obere Größe der Objekte bzw. potenziellen Lebewesen, die für klassische Nessie-Sichtungen in Betracht kommen, liege hingegen bei rund 6 Metern.
Entsprechend liege die Wahrscheinlichkeit dafür, im Loch Ness einen auch nur einen Meter langen Aal zu fangen bzw. zu sichten bei 1:50.000. Darüber hinaus liege die Wahrscheinlichkeit dafür, im Loch Ness einen bis zu 6 Meter großen Aal zu finden, bei nahezu Null. „Aus diesem Grund können Aale vermutlich nicht als Erklärung für Sichtungen größerer Tiere dienen.“
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Recherchequelle: xbio.jmrir.org
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