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Neue Studie zum Jüngeren-Dryas-Ereignis: Komet führte vor 12.800 Jahren zur Entstehung der Landwirtschaft in der Levante

Symbolbild: Komet (Illu.).Copyright: Buddy Nath / A Owen (via Pixabay)
Symbolbild: Komet (Illu.).
Copyright: Buddy Nath / A Owen (via Pixabay)

Santa Barbara (USA) – Eine gewaltige Explosion eines fragmentierten Kometen in der Erdatmosphäre führte vor 12.8000 Jahren zu Umweltveränderungen, in deren Folge die Menschen vom Jagen und Sammeln zu landwirtschaftlichen Praktiken übergingen. Während die Theorie zur sogenannten Jüngeren-Dryas-Periode selbst nicht neu ist, legt eine neue Studie nun Beweise dafür anhand der prähistorischen Siedlung von Abu Hureyra vor.

Wie das Team um den emeritierten Professor James Kennett von der University of California Santa Barbara aktuell in vier Fachartikeln (DOI: 10.14293/ACI.2023.0003; DOI: 10.14293/ACI.2023.0002; DOI: 10.14293/ACI.2023.0004; DOI:10.14293/ACI.2023.0001) berichtet, gab es in der besagten Region einen Wechsel von feuchteren Bedingungen mit Wäldern und vielfältigen Nahrungsquellen für Jäger und Sammler zu trockeneren, kühleren Bedingungen, unter denen sie nicht mehr ausschließlich von Jagen und Sammeln leben konnten. Dieser Wandel führte zur Landwirtschaft in Form des Anbaus von Gerste, Weizen und Hülsenfrüchten.

Hintergrund
Auch grenzwissenschaftlich interessierten Lesern dürfte die Einschlagstheorie zur Jüngeren Dryaszeit ein Begriff sein, ist sie doch das zentrale Element der Theorien des populären Journalisten und Sachbuchautors Graham Hancock. Während die allgemeine archäologische Theorie zum Jüngeren Dryas in der Kometenexplosion lediglich den Auslöser gesellschaftlicher Veränderungen, wie dem aktuell beschriebenen Übergang zur sesshaften Landwirtschaft, sehen, beschreibt Hancock u.a. in seinem 2015 erschienenen Buch „Magicans oft he Gods“ nicht nur die klimatischen Auswirkungen der Einschlagereignisse vor rund 13.000 Jahren, sondern behauptet auch, das dieses Ereignis Beweise einer bis dahin angeblich existierenden und heute vergessenen globalen Hochzivilisation ausgelöscht habe:
„Das Ergebnis (dieses Einschlages) war ein weltweites Desaster, das 1.300 Jahre andauerte. Dieses Ereignis ist, so glaube ich, der Beleg dafür, dass nicht nur nahezu alle Spuren sondern auch die Erinnerungen unserer Spezies an eine urzeitliche Hochzivilisation verloren gingen. Aber es gab Überlebende, die zumindest Teile des Wissens dieser zerstörten Zivilisation bewahrt haben, um es an zukünftige Generationen weiter zu geben. Es ist also kein Zufall, dass die ersten Spuren des Wieder-Erscheinens von Zivilisation in Form der frühesten bekannten megalithischen Architektur und der Wieder-Verbreitung landwirtschaftlicher Fähigkeiten rund um Gobekli Tepe in der Türkei vor rund 11.500 Jahren passierte. Denn diese Datierung stimmt mit dem Ende der Jungen Dryas-Periode überein, als sich die weltweite Umwelt wieder erholte. Alles, was wir bislang über unsere Kultur zu wissen glauben, ist jünger als dieses Datum – mit anderen Worten, nach dem radikalen Schlag der Jüngeren Dryaszeit. Das aber, was davor passierte, sollten wir dringend wiederentdecken.“

Die Siedlung Abu Hureyra befindet sich heute unter dem Assad-See, der in den 1970er Jahren durch den Bau des Taqba-Damms am Euphrat entstand. Noch vor der Überflutung konnten Archäologen zahlreiche Materialien und Funde sichern. Diese bilden einen reichen Fundus an Samen, Hülsenfrüchten und anderen Nahrungsmitteln ab. Anhand dieser Funde konnten die Wissenschaftler den Wandel in der Nahrungszusammensetzung vor und nach dem plötzlichen Klimawandel im Rahmen der sogenannten Jüngeren-Dryas-Periode rekonstruieren.

Wie die UC-Forscher erläutern, bestand die prähistorische Ernährung vor dem Kometeneinschlag aus wilden Hülsenfrüchten, wildem Getreide sowie kleinen Mengen wilder Früchte und Beeren. „Nach dem Klimawandel verschwanden die Früchte und Beeren, und die Ernährung verlagerte sich hin zu domestiziertem Getreide und Hülsenfrüchten, da die Menschen frühe Anbaumethoden erprobten.“

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Kennett betont, dass die Landwirtschaft zwar in der neolithischen Ära an verschiedenen Orten auf der Welt entstand, aber in der sogenannten Levante (dem heutigen Syrien, Jordanien, Libanon, Palästina, Israel und Teilen der Türkei) durch die drastischen Klimabedingungen nach dem Kometeneinschlag initiiert wurde.

Tatsächlich muss der Einschlag gewaltig gewesen sein. „Die archäologischen Aufzeichnungen von Abu Hureyra enthüllt Spuren massiver Brände in den Schichten vor 12.800 Jahren, die mit dem Übergang von der Jagd und dem Sammeln zur Landwirtschaft zusammenfallen.“

Diese Brände hinterließen eine kohlenstoffreiche „schwarze Schicht“ mit hohen Konzentrationen von Platin, Nanodiamanten und winzigen metallischen Kugeln, die nur bei extrem hohen Temperaturen entstanden sein können, wie sie die damalige technologischen Möglichkeiten des Menschen überstiegen.

„Der ‚kosmische Luftstoß‘ des explodierenden Kometen führte zur Zerstörung von Bäumen, Strohhütten und hinterließ Glasablagerungen auf Getreide, Gebäuden, Werkzeugen und Tierknochen, die in der Siedlung gefunden wurden. Ein ähnliches, wenn auch kleineres Ereignis wurde bereits zuvor in der biblischen Stadt Tall el-Hammam im Jordantal etwa 1600 v. Chr. beobachtet. Dieses Ereignis hinterließ ebenfalls die „schwarze Schicht“, Nanodiamanten und geschmolzene Mineralien (…GreWi berichtete).

Die Beweise deuten zudem auf eine deutliche Verringerung der Bevölkerung in der Region und auf Veränderungen in der Siedlungsarchitektur hin, die eine stärker agrarische Lebensweise widerspiegeln, einschließlich der Anfangsdomestizierung von Tieren und anderer Anzeichen für Viehzucht.

Schockfrakturen im Quarz.Copyright: J. Kennett et al. / UCSB.edu
Schockfrakturen im Quarz.
Copyright: J. Kennett et al. / UCSB.edu

Kennets Team hat festgestellt, dass die Schockfrakturen im Quarz in Abu Hureyra und an anderen Stätten, die mit dem Dryas-Ereignis in Verbindung gebracht werden können, starke Ähnlichkeiten mit denen aufweisen, die bei nuklearen Tests beobachtet wurden, bei denen Schockwellen von Luftexplosionen die Erdoberfläche erreichten. Diese Untersuchung könnte dazu beitragen, bisher unbekannte kosmische Luftstöße zu identifizieren, die im Abstand von mehreren Jahrhunderten bis Jahrtausenden immer wieder aufzutreten scheinen, so der Wissenschaftler.

Zusammenfassend lassen die Ergebnisse laut Kennet und Kollegen den Schluss zu, dass solch extraterrestrische Einschläge, Umweltveränderungen und die Entwicklung der Landwirtschaft in einer komplexen Wechselbeziehung stehen und so die Geschichte der Menschheit tiefgreifend beeinflusst haben könnten.

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Recherchequelle: UCBS

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Andreas Müller
Autor und Publizist
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