Neuentdeckte Maya-Städte mit Pyramiden zeigen: Großteil der bedeutenden Maya-Stätten vermutlich noch unentdeckt

Auszug der Lidar-Scans einer bislang unerforschten Region in Campeche, Mexiko. Copyright/Quelle: Auld-Thomas et al., Antiquity 2024
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Auszug der Lidar-Scans einer bislang unerforschten Region in Campeche, Mexiko.Copyright/Quelle: Auld-Thomas et al., Antiquity 2024

Auszug der Lidar-Scans einer bislang unerforschten Region in Campeche, Mexiko.
Copyright/Quelle: Auld-Thomas et al., Antiquity 2024

Flagstaff (USA) – Mit Hilfe der Lidar-Technologie, mit der digital der sichte Bewuchs des Regenwaldes entfernt werden kann und so Strukturen am Boden zutage treten, entdeckten Archäologen immer mehr bislang unbekannte archäologische Stätten der Maya-Kultur. Eine Studie vermutet nun, dass sogar ein Großteil der bedeutenden Maya-Stätten noch nicht gefunden wurde.

Tatsächlich haben Archäologen anhand von Lidar-Daten aus einer bislang gänzlich unerforschten und einst von den Maya besiedelten Region im mexikanischen Bundesstaat Campeche 6.674 unentdeckte Maya-Strukturen entdeckt, darunter Pyramiden ähnlich denen der berühmten Stätten von Chichén Itzá oder Tikal.

Neue archäologische Entdeckungen im Regenwald

Wie das Team um Luke Auld-Thomas von der Northern Arizona University aktuell im Fachjournal „Antiquity“ (DOI: 10.15184/aqy.2024.148) berichtet, habe jene Stichprobe, die bislang als Abbild der Maya-Zivilisation für die Wissenschaft diente, nur aus wenigen hundert Quadratkilometern bestanden. „Früher wurden diese Stichproben wurde von Archäologen mühsam erkämpft, die jeden Quadratmeter abliefen und Vegetation mit Macheten beseitigten, um zu sehen, ob sie auf einem Steinhaufen standen, der vor 1.500 Jahren vielleicht jemandes Zuhause war. (…) Heutzutage ermöglicht die Lidar-Technologie ganze Landstriche zu scannen und Anomalien in der Landschaft aufzudecken, die oft als Pyramiden, Wohnhäuser und andere Maya-Infrastruktur identifiziert werden.“

Ein Nachteil der Lidar-Suche sei jedoch, dass sie teuer sei und Förderorganisationen ungern Geld in völlig unerforschte, möglicherweise geschichtslose Gebiete investieren, berichtet der Archäologe weiter. „Deshalb blieb ein Teil von Campeche lange ein weißer Fleck auf den Karten der Archäologen.“

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Um diesen weißen Fleck mit archäologischen Daten zu füllen nutzte Auld-Thomas Lidar-Daten, die zuvor von Ökologen, der Forstwirtschaft und dem Bauwesen erstellt wurden, um einige dieser Gebiete für ganz andere Zwecke zu untersuchen.

Tatsächlich hatte ein Konsortium, das sich auf die Messung und Überwachung von Kohlenstoff in Mexikos Wäldern konzentrierte, bereits 2013 eine gründliche Lidar-Abmessung in Auftrag gegeben. Auld-Thomas und Forscher der Tulane University, des mexikanischen Instituto Nacional de Antropología e Historia und des National Center for Airborne Laser Mapping der University of Houston haben diese Lidar-Daten nun erneut ausgewertet und so Zugriff auf rund 130 Quadratkilometer in Campeche erlangt, die vorher noch nie von Archäologen untersucht worden waren.

Digitale Daten offenbaren Maya-Siedlungen und Städte samt Pyramide

Hierbei offenbarte sich eine dichte, vielfältige Ansammlung von Maya-Siedlungen, die in der Region verstreut sind, darunter sogar eine ganze Stadt. „Diese Entdeckungen könnten einen lang anhaltenden archäologischen Disput beenden, der seit dem Aufkommen von Lidar tobt:

Unsere Analyse zeigte nicht nur eine dichte Ansammlung von Siedlungen, sondern auch eine große Vielfalt“, sagt Auld-Thomas. „Wir fanden nicht nur ländliche Gebiete und kleinere Siedlungen. Wir entdeckten auch eine große Stadt mit Pyramiden direkt neben der einzigen Straße der Region, in der Nähe einer Stadt, in der Menschen seit Jahren zwischen den Ruinen Landwirtschaft betreiben.“

Die Entdeckung von Strukturen, von denen bislang niemand etwas ahnte, zeige eindrucksvoll, dass noch lange nicht alles gefunden wurde und dass es noch viel mehr zu entdecken gibt.

Aus der Vergangenheit für das Heute und Morgen lernen

Zukünftige Forschungen werden sich nun weg von den digitalen Daten auf die Feldforschung an den neu entdeckten Stätten konzentrieren und könnten dann auch bei der Lösung moderner Probleme in der Stadtentwicklung helfen, berichten die Forschenden: „Die antike Welt ist voller Beispiele für Städte, die völlig anders sind als die heutigen Städte“, schließt Auld-Thomas. „Es gab Städte, die eine weitläufige landwirtschaftliche Struktur aufwiesen und hyperdicht waren; es gab Städte, die hochgradig egalitär und extrem ungleich waren. Angesichts der Umwelt- und sozialen Herausforderungen, die durch das rasche Bevölkerungswachstum entstehen, kann es nur hilfreich sein, antike Städte zu studieren und unsere Sichtweise darauf zu erweitern, wie das urbane Leben aussehen kann. Eine größere Stichprobe der menschlichen Geschichte, eine längere Aufzeichnung der Spuren menschlichen Lebens, könnte uns den Freiraum geben, uns bessere und nachhaltigere urbane Lebensweisen jetzt und in der Zukunft vorzustellen.“

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Recherchequelle: Antiquity

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