Neuer Anlauf für UFO-Enthüllungsgesetz durch US-Senatoren Rounds und Schumer

Symbolbild: Das Kapitol in Washington, Sitz des US-Kongresses. Copyright: Kevin McCoy (via Wikimedia Commons) / CC BY-SA 2.0
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Symbolbild: Das Kapitol in Washington, Sitz des US-Kongresses. Copyright: Kevin McCoy (via Wikimedia Commons) / CC BY-SA 2.0

Symbolbild: Das Kapitol in Washington, Sitz des US-Kongresses.
Copyright: Kevin McCoy (via Wikimedia Commons) / CC BY-SA 2.0

Washington (USA) – Ursprünglich als umfassende Gesetzesvorgabe zur weitreichenden Enthüllung mutmaßlicher UFO-Geheimnisse der USA angelegt, überstand der im Herbst 2023 von den US-Senatoren Schumer und Rounds eingereichte Entwurf für den „Unidentified Anomalous Phenomena Disclosure Act“ (UAPDA) innerhalb des US-Verteidigungshaushalts 2024 nur noch in stark abgeschwächte Fassung. Jetzt haben die beiden Senatoren eine neue Fassung ihres UFO-Enthüllungsgesetzes erneut dem Kongress vorgelegt.

Wie der US-UFO-Forscher und Journalist Douglas Dean Johnson berichtet, haben der republikanische Senator von South Dakota, Mike Rounds und sein demokratischer Kollege Chuck Schumer, Senator von New York, ihren erneuten Entwurf des Unidentified Anomalous Phenomena Disclosure Act (UAPDA) als Zusatz für den US-Verteidigungshaushalt (National Defense Authorization Act, NDAA) für das Fiskaljahr 2025 bereits am 11. Juli 2024 eingereicht.

Laut ersten Lesungen scheint sich die heurige Version größtenteils an dem ersten Entwurf von 2024 zu orientieren, deren weichreichende Forderungen im NDAA für 2024 auf ein Minimum zusammengestrichen wurden (…GreWi berichtete).

„nicht-menschliche Intelligenz und Technologien“

Erneut fordert der Gesetzentwurf nicht nur die Einrichtung eines teils zivilen Aufsichtsgremiums zur möglichst umfangreichen und unmittelbaren Veröffentlichung aller US-Akten mit Bezug zu unidentifizeirten Flugobjekten und Phänomenen (UFOs/ UAP); der Text bezieht auch den US-Präsidenten selbst direkt in die Veröffentlichung der US-UFO-Akten mit ein. Zudem beinhaltet eine erstaunlich klare Sprache und Terminologie bezüglich „nicht-menschlicher Intelligenz“, „Technologien unbekannter Herkunft“, „unidentifizierten anomalen Phänomenen“ und einem an all dem beteiligten und dafür verantwortlichen „legacy program“. Letzteres beschreibt in diesem Kontext ein etabliertes Projekt, dass sich über viele Jahre, vielleicht Generationen hinzieht und seit seiner Einrichtung einen dauerhaften Einfluss auf die weiteren und zukünftigen Entwicklungen hat.)

Der Gesetzestextentwurf definiert „nicht-menschlicher Intelligenz“ als “jegliche bewusste, intelligente Lebensform unabhängig von ihrer Natur oder ursprünglichen Herkunft, die mutmaßlich für unidentifizierte anomale Phänomene verantwortlich ist oder von deren Existenz die US-Regierung Kenntnis erlangt hat.”

Ja, sie lesen richtig. Diese Sätze stehen so in einem Gesetzentwurf zweier hochrangiger US-Senatoren!

Weiterhin werden „Technologien unbekannter Herkunft“ als „Materialien, Meta-Materialien, Auswürfe, Absturztrümmer, Mechanismen, Maschinen, Ausrüstung, Baugruppen oder Unterbaugruppen, technische Modelle oder Verfahren, beschädigte oder intakte Luft- und Raumfahrzeuge sowie beschädigte oder intakte Über- und Unterwasserfahrzeuge, die mit nicht identifizierten anomalen Phänomenen in Verbindung stehen oder Wissenschaft und Technologien beinhalten, die keine einfache Erklärung haben oder keine bekannten Wege menschlicher Herstellung aufweisen“ definiert.

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Dem US-Präsidenten und Senat unterstellt

Zur Hauptforderung des UAPDA, der Einrichtung eines vom Präsidenten einberufenen und dem Senat unterstellten Aufsichtsrates zur Veröffentlichung der US-UFO-Akten, erläutert die „Liberation Times“:

„Wenn das Gesetz verabschiedet wird, würde der US-Präsident neun unparteiische Bürger mit Zustimmung des Senats in ein neu gegründetes ‚UAP Records Review Board‘ berufen. Dieses Gremium würde die Sammlung, Überprüfung und öffentliche Offenlegung von UAP-Dokumenten überwachen und hätte dann die Befugnis, Materialien zu untersuchen, Zeugenaussagen einzuholen und zusätzliche Zeugen und Whistleblower zu befragen. Die Einrichtung dieses Review Boards würde verhindern, dass Regierungsbehörden und Einzelpersonen, die der Beteiligung an illegalen UAP-Programmen beschuldigt werden, sich selbst untersuchen und somit auch entlasten könnten. Dieses Gremium würde einen solchen direkten Einfluss auf das derzeitige UAP-Büro der Regierung, das All-Domain Anomaly Resolution Office (AARO), ausschließen, eine Praxis, wie sie der Liberation Times schon von mehreren Quellen beschrieben wurde.

Der Präsident würde auch endgültige Entscheidungen bezüglich der Offenlegung oder Verschiebung bzw. weiteren Zurückhaltung von UAP-bezogenen Dokumenten treffen, schriftliche Begründungen für etwaige Verzögerungen um Veröffentlichungsprozess vorlegen und die regelmäßige Überprüfung und Deklassifizierung derart zurückgehaltener Dokumente sicherstellen.“

Den Text des UAPDA für 2025 finden Sie HIER

Wie geht es jetzt weiter?

Bislang liegen dem Senat rund 800 Eingaben für Erweiterungen und Ergänzungen (sog. amendments) des Gesetzes für den US-Verteidigungshaushalt 2025 (NDAA bzw. NDAA’25) vor. Allerdings werden nicht alle diese Anträge und Zusätze den politischen Prozess überstehen und dann tatsächlich auch Teil des NDAA werden. Ein Großteil der Verhandlungen darüber, welche Amendments dann auch in den tatsächlichen Abstimmungsprozess gelangen, findet hinter den Kulissen statt.

Allerdings darf nicht übersehen werden, dass mit den Senatoren Rounds und Schumer zwei politische Schwergewichte der US-Politik für das neueingebrachte UFO/UAP-Enthüllungsgesetz verantwortlich zeichnen. So ist Chuck Schumer schließlich der demokratische Mehrheitsführer im US-Senat mit besten und freundschaftlichen Beziehungen auch zu US-Präsident Joe Biden und er gehört der „Gang of Eight“-Gruppe an, die zu den wichtigsten Politikern im politischen System der USA zählen. Diese „Achterbande“ hat Zugang zu streng vertraulichen Informationen über geheime nationale Sicherheitsangelegenheiten und gilt als bestinformierte Politikergruppe in den USA. Interessant ist jedoch, dass Schumer und Rounds diesmal die Rollen getauscht und Letzterer nun die Federführung bei der Einreichung des UAPDA übernommen hat.

Sollte die Einreichung vom Senat abgesegnet werden, müsste das Gesetz dann noch die Abstimmung darüber im US-Repräsentantenhaus überstehen, dessen Gesetzentwurf für den NDAA’25 bislang noch keine UFO-Gesetze beinhaltet. In dieser Entscheidungsrunde könnte dann auch die politische Rochade zwischen Rounds und Schumer zum Tragen kommen. Schließlich gibt es hier trotz der parteiübergreifenden Initiative der Senatoren Schumer und Rounds parteipolitische Tiraden, etwa durch den republikanischen Hardlinder Tim Burchett, der die Frage nach dem US-UFO-Wissen zusehends politisiert und für seine Narrativen einer Schattenregierung und fundamentalreligiöse Spekulationen über UFO und Aliens als „dämonische Kräfte“ bekannt ist. Nachdem Burchett zuvor von Demokraten eingebrachte Vorgaben abgelehnt hatte, dürfte ihm dies angesichts einer Eingabe seines Parteikollegen Rounds aktuell wesentlich schwerer fallen.

Sollte das Gesetz schlussendlich von beiden Kongresskammern (möglicherweise jedoch erneut in abgeänderter und wie 2024 in abgeschwächter Form?) angenommen werden, würde es als Teil des der dann zusammengelegten Gesetze für die US-Verteidigungs- und Geheimdiensthaushalte für 2025 (NDAA-IAA 2025 = National Defense Authorization Act / Intelligence Authorization Act) abgesegnet werden und müsste dann nur noch vom dann neugewählten US-Präsidenten durch dessen Unterschrift (vermutlich Ende 2024/Anfang 2025) ratifiziert werden.

…GreWi wird berichten

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Recherchequelle: DouglasJohnson.ghost.io, LiberationTimes.com, Congress.gov, eigenen Recherchen grenzwissenschaft-aktuell.de

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