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Neues Teleskop macht Jagd auf rätselhafte Mondblitze

Mögliches Mondleuchten (s. heller Punkt i. d. Bildmitte), aufgenommen am 15. November 1953 von Leon Stuart. Copyright: Leon Stuart
Mögliches Mondleuchten (s. heller Punkt i. d. Bildmitte), aufgenommen am 15. November 1953 von Leon Stuart.
Copyright: Leon Stuart

Würzburg (Deutschland) – Seit der Mond mit Teleskopen beobachtet wird, berichten Astronomen von bis heute rätselhaften Lichtererscheinungen auf der Oberfläche des Erdtrabanten. Ein neues zusätzliches Teleskop geht diesen Phänomenen fortan auf den Grund.

Tatsächlich kommt es gleich mehrere Male pro Woche zu den kurzen Lichtblitzen auf dem Mond. In anderen Fällen können diese aber auch länger dauern und bisweilen sind auch Stellen zu beobachten, die sich vorübergehend verdunkeln.

Obwohl sie also fortwährend beobachtet werden, rätseln Wissenschaftler bis heute darüber, wie diese Phänomene auf dem Mond zu Stande kommen. Neben exotischen Ansätzen, die darin auch schon außerirdischer Signale vermutet haben vermuten die meisten Astronomen Einschläge von Meteoren als Erklärung für die kurzen Mondblitze. Das Leuchten könnte aber auch entstehen, wenn elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwindes mit Partikeln aus Mondstaub reagieren.

Professor Hakan Kayal neben dem Mondteleskop. Copyright/Quelle: Tobias Greiner / Universität Würzburg
Professor Hakan Kayal neben dem Mondteleskop.
Copyright/Quelle: Tobias Greiner / Universität Würzburg

„Auf dem Mond wurden auch seismische Aktivitäten beobachtet. Bei Bewegungen der Oberfläche könnten aus dem Mondinneren Gase austreten, die das Sonnenlicht reflektieren. Das würde die Leuchterscheinungen – die als ‚transiente lunare Phänomene‘ (Transient Lunar Phaenomena, TLP) bezeichnet werden – erklären, die teils über Stunden anhalten“, erklärt Hakan Kayal, Professor für Raumfahrttechnik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), unter dessen Leitung ein neues und speziell zur Erforschung der Mondlichter konzipiertes Teleskop seit April 2019 von einem privaten Observatorium in Spanien (etwa 100 Kilometer nördlich von Sevilla) den Mond beobachtet.

Das Teleskop wird vom JMU-Campus aus ferngesteuert und besteht aus zwei Kameras, die Nacht für Nacht den Mond im Blick behalten. Nur wenn beide Kameras gleichzeitig eine Leuchterscheinung registrieren, löst das Teleskop weitere Aktionen aus. Es speichert dann Fotos und Videosequenzen von dem Ereignis und schickt via E-Mail eine Nachricht an Kayals Team.

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Noch ist das System nicht komplett fertig – an der Software, die Blitze und andere Leuchtphänomene automatisch und zuverlässig erkennen soll, wird weiter gefeilt. Kayal will dafür unter anderem Methoden der Künstlichen Intelligenz einsetzen: „Neuronale Netzwerke sorgen dafür, dass das System nach und nach lernt, einen Mondblitz von technischen Störungen oder von Objekten wie Vögeln und Flugzeugen zu unterscheiden, die vor der Kamera vorbeifliegen. Bis dahin ist schätzungsweise noch ein Jahr Arbeit nötig.“

Hintergrund

Der Leiter des Hessdalen-Forschungsprogramms Erling Strand (l.) gemeinsam mit Hakan Kayal von der Universität Würzburg vor der „Blue Box“, der automatisierten Beobachtungsstation für die Hessdalen-Phänomene. Copyright: H. Kayal
Der Leiter des Hessdalen-Forschungsprogramms Erling Strand (l.) gemeinsam mit Hakan Kayal von der Universität Würzburg vor der „Blue Box“, der automatisierten Beobachtungsstation für die Hessdalen-Phänomene. Copyright: H. Kayal

Lesern von Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) ist Prof. Dr.-Ing. Hakan Kayal vielleicht ein Begriff: Neben seiner Arbeit am neuen Mondblitze-Teleskop hat er gemeinsam mit Kollegen bereits 2016 das „Interdisziplinäre Forschungszentrum für EXtraterrestrik“ (IFEX) und im September 2017 mit dem „Forschungszentrum für Extraterrestrik“ an der Universität Würzburg das erste SETI-Zentrum zur Suche nach außerirdischer Intelligenz an einer deutschen Universität gegründet (…GreWi berichtete).

Zudem beteiligt sich die auch der Lehrstuhl für Informatik VIII (Informationstechnik für Luft- und Raumfahrt) an der Universität Würzburg seit Herbst 2017 unter der Supervision von Professor Kayal an der Erkennung der sog. „Hessdalen-Phänomene“ im Videostream mit Hilfe von sog. OpenCV, einer Programmbibliothek mit Algorithmen für die Bildverarbeitung und computerisiertes Sehen bzw. Erkennen (…GreWi berichtete).

Wie schon bei den Hessdalen-Kameras, so ist es auch angesichts des neuen Mondteleskops ein wichtiges Ziel für Kayal und Kollegen, die Rate der Fehlalarme möglichst stark zu reduzieren. Das System, das er auf spanischem Boden entwickelt, soll später einmal auf einer Satellitenmission zum Einsatz kommen. Die Kameras könnten dann im Orbit der Erde oder des Mondes arbeiten. Davon verspricht sich der Professor wesentlich bessere Ergebnisse: „Wir sind dann die Störungen los, die sich durch die Atmosphäre ergeben.“

Hat das Teleskop dann eine interessante Leuchterscheinung dokumentiert, soll das Ergebnis mit der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) abgeglichen werden, die ebenfalls den Mond beobachtet (…GreWi berichtete). „Wenn dort das Gleiche gesehen wurde, kann das Ereignis als bestätigt gelten.“ Bei Bedarf könne man dann gemeinsam weitere Forschungen in die Wege leiten.

Das Interesse an den lunaren Leuchterscheinungen ist derzeit groß – nicht zuletzt wegen dem neuen „Wettlauf zum Mond“, der derzeit im Gange ist: China hat ein umfassendes Mondprogramm aufgelegt und Anfang Januar 2019 eine Sonde auf der erdabgewandten Seite des Mondes abgesetzt. Indien und Israel planen ähnliche Missionen. Als Reaktion auf diese Initiativen hat US-Präsident Donald Trump im Mai von einer Rückkehr der USA schon im kommenden Jahr – und eine bemannte Mission – zum Mond gesprochen und angekündigt, die NASA „zu alter Größe“ zurückführen zu wollen (…GreWi berichtete).

Hinter all diesen Aktivitäten stehen Prestigegründe und ein Streben nach der technologischen „Vorherrschaft“ im All. China und andere Akteure wie die Firma „Space X“ aber ziehen auf lange Sicht den Mond auch als Lebensraum für Menschen in Betracht. Dazu kommt, dass es auf dem Mond Rohstoffe gibt – zum Beispiel seltene Metalle, die für Smartphones und andere Geräte nötig sind.

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„Wer irgendwann eine Mondbasis bauen will, muss die Gegebenheiten vor Ort natürlich bestens kennen“, so Professor Kayal und führt dazu abschließend aus. Was, falls derartige Pläne einmal konkret werden sollten? Spätestens dann sollte klar sein, was es mit den geheimnisvollen Blitzen und Leuchterscheinungen auf sich hat.

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Mondblitze: Astro-Instrument detektiert zwei Einschläge auf dem Mond 31. Juli 2018

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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