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Numbat-Genom entschlüsselt – Ein weiterer Schritt zur Wiedererweckung ausgestorbener Tasmanischer Tiger

Der vermutlich ausgestorbene Tasmanische Tiger (hier ein Exemplar in einem Zoo im Jahr 1910). Copyright: Gemeinfrei
Der vermutlich ausgestorbene Tasmanische Tiger (hier ein Exemplar in einem Zoo im Jahr 1910).
Copyright: Gemeinfrei

Perth (Australien) – Australische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben erstmals das Genom des auch als Ameisenbeutler bekannten Numbats vollständig entziffert. Der Forschungserfolg könnte auch die Wiederbelebung der vermutlich seit etwa 70 Jahren ausgestorbenen Tasmanischen Tiger einen weiteren Schritt voranbringen.

Aktuell berichtet die Direktorin der Abteilung „DNA Zoo“ an der University of Western Australia, Parwinder Kaur in einem ausführlichen Beitrag auf TheConversation.com von der Decodierung des Numbat-Genoms und dessen Bedeutung für die Wiederbelebung der auch als Thylacine bekannten Beuteltiger (Thylacinus cynocephalus) durch Klonen.

„Die Sache ist nicht ganz so, wie man es sich anhand von Jurassic Park vorstellt. Wir haben nicht Thylacine selbst, sondern die vollständige Chromosom-Länge in 3D von einem ihrer direktesten heute noch lebenden Verwandten, dem Numbat (Myrmecobius fasciatus), untersucht“, erläutert Kaur.

Hintergrund: Der Tasmanische Tiger
Noch bis in die frühen 1900er Jahre hinein wurde der Tasmanische Tiger in Australien exzessiv bejagt und dadurch in freier Wildbahn vermutlich ausgerottet. Das letzte bekannte Exemplar verstarb 1936 im Beaumarais Zoo von Hobart. Der Grund für die Ausrottung war die von den weißen Farmern kolportierte Behauptung, dass die Beutelwölfe gefräßige Schafsräuber seien. In Wirklichkeit gingen die meisten gerissenen Schafe jedoch auf das Konto von verwilderten Hunden. Dennoch setzte in den 1830er Jahren die australische Regierung Kopfgeld für jeden getöteten Tasmanischen Tiger aus. 2011 konnte eine Studie über die Beißkraft des etwa hundsgroßen Tieres jedoch eindeutig nachweisen, dass die Kiefer der Beutelwölfe in Wirklichkeit zu schwach waren, um größere Tiere wie Schafe zu reißen (…GreWi berichteten). Zudem setzte wahrscheinlich eine Krankheit der stark dezimierten Population der Tiere zu, die sich in plötzlich zurückgehenden Abschussraten um 1906 abzeichnete. Trotz zahlreicher Bemühungen internationaler Zoos gelang es nicht, die Art in Gefangenschaft zu züchten und so vor der Ausrottung zu bewahren.

Lediglich in verschiedenen Zoos hatten Thylcine bis 1936 überlebt, als das letzte lebende Exemplar auch dort verstarb. Seither gab und gibt es aber immer wieder Augenzeugen, die lebende Exemplare gesichtet und teilweise auf fotografiert und gefilmt haben wollen.

Zeigen diese Aufnahmen ein Exemplar 2008 in Western Victoria?

Beim ebenfalls gestreiften Numbat handelt es sich um ein kleines, sich von Termiten ernährendes Beuteltier, das heute nur noch in vereinzelten Regionen vorkommt, einst aber – wie auch die Beuteltiger bzw. Beutelwölfe – im gesamten südlichen Australien beheimatet war. Tatsächlich hatten Numbat und Thylacine noch vor 25 bis 41 Millionen Jahren einen gemeinsamen direkten Vorfahren. Zudem sind die beiden Arten genetisch zu 95 Prozent identisch.

Ein Numbat in freir Wildbahn. Copyright: Martin Pot (via Wikimedia Commons) / CC BY-SA 3.0
Ein Numbat in freir Wildbahn.
Copyright: Martin Pot (via Wikimedia Commons) / CC BY-SA 3.0

“Die vollständige Entschlüsselung des Numbat-Genoms weckt somit faszinierende Aussichten dafür, schon in absehbarer Zeit auch die Gensequenz der Thylacine vollständig rekonstruieren und so erneut lebende Exemplare der Beuteltiger züchten zu können”, erklärt die Genetikerin in ihrem Beitrag. Zwar sei auch dieses Unterfangen ähnlich aufwendig und ambitioniert wie gleiche Bestrebungen angesichts des Wollhaarmammuts, doch rücke die Entschlüsselung des Numbat-Genoms die Hoffnungen für den Tasmanischen Tiger in greifbare Nähe.

Der evolutionäre Stammbaum zeigt die Verwandtschaft zwischen Numbats und Thylacinen Quelle: DNA Zoo/UWA, Parwinder Kaur
Der evolutionäre Stammbaum zeigt die Verwandtschaft zwischen Numbats und Thylacinen
Quelle: DNA Zoo/UWA, Parwinder Kaur

Schon zuvor hatten Forschende bereits versucht, anhand von ausgestopften Museums-Exemplaren das Genom des Beuteltigers selbst zu decodieren. Allerdings blieb dieser Versuch aufgrund der mangelhaften Ausgangslage weiterhin fragmentarisch.

“Und genau hier kommt mit den Numbat nun der Cousin der Thylacine ins Spiel. (…) Unser neues hochaufgelöstes Numbat-Genom kann uns dabei helfen, die bislang fehlenden Teile des Beuteltigergenoms erfolgreich aufzufüllen“, so Kaut weiter. Gelingen soll dies unter anderem durch den Einsatz der Gen-Schere CRISPR und anderer synthetischer Biologie-Werkzeuge. Ähnliches wird von verschiedenen Teams angesichts des Wollhaarmammuts und dem Genmaterial heute lebender Elefanten versucht.

Bei aller Begeisterung angesichts einer möglichen Wiederbelebung Tasmanischer Tiger, wollen die Forschenden auch nicht die Numbats selbst aus der Sicht verlieren, denn auch diese Tierart ist in ihrer Existenz bedroht. Derzeit sind nur etwa 1.000 Numbats in freier Wildbahn bekannt. Die Entschlüsselung des Numbat-Genoms kann also auch zum Schutz und Erhalt der Ameisenbeutler selbst beitragen.

Auch die Wiederaussiedlung wiederbelebter Thylacine selbst hätte nicht nur genetisch eine wichtige Bedeutung: „Es gibt auch ökologisch einen guten Grund, Tasmanische Tiger wieder im australischen Busch aus- und anzusiedeln: Thylacine sind fleischfressende Jäger und bildeten einst die Spitze der natürlichen Nahrungskette. Vor Ort könnten sie dabei helfen, die ebenso bedrohten Ökosysteme wieder ins Gleichgewicht zu bringen“, so Kaur abschließend.

– Den vollständigen Artikel von Parwinder Kaur finden Sie HIER




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Recherchequelle: The Conversation.com, eigene Recherchen grenzwissenschaft-aktuell.de

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Autor und Publizist
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(Kornkreisforscher)

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