Boulder (USA) – Dass der Saturnmond Enceladus einen unter einem kilometerdicken Eispanzer verborgenen Wasserozean besitzt, ist bereits bekannt – auch, dass dieser reich an potenziellen Nährstoffen und den chemischen Bausteinen des Lebens ist. Eine neue Analyse von Proben aus dem Saturnsystem konnte nun auch noch die letzte, bislang noch nicht nachgewiesene Zutat des uns bekannten Lebens, Phosphor auf Enceladus nachweisen.
Wie das Team um Dr. Christopher Glein vom Southwest Research Institute (SwRi) aktuell im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS; DOI: 10.1073/pnas.2201388119) berichtet, gelang ihnen der Nachweis von Orthophosphat (HPO42-) anhand einer Neuanalyse von eisigen Gesteinskörnern aus einem der Saturnringe, der von den eiswässrigen Gasfontänen gespeist wird, die aus der Eiskruste des Mondes austreten und die von der NASA-Sonde „Cassini“ entnommen werden konnten. Während zuvor bereits Kohlenstoff, Wasserstoff; Stickstoff, Sauerstoff und Schwefel auf Enceladus nachgewiesen werden konnten und so den Mond zu einem der Hauptziele für die Suche nach außerirdischem Leben im Sonnensystem machen, stand der Nachweis von Phosphor auf dem potenziell lebensfreundlichen Saturnmond bislang noch aus. Phosphor bildet eine der chemischen Grundlagen von RNA und DNA sowie anderer energiereicher Moleküle, Zellmembranen, Knochen, Zähnen sowie auch mariner Mikrobiome wie Plankton.
Anhand von Modellberechnungen gehen die Forschenden auch davon aus, dass der reichhaltig vorhandene Phosphor innerhalb des Enceladus-Ozeans auch als Grundlage dortigen potenziellen Lebens zur Verfügung stehen würde.
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Neben Enceladus besitzen auch noch weitere Eismonde im äußeren Sonnensystem derart verborgene Ozeane. Dazu zählen u.a. auch der Saturnmond Titan, der Jupitermond Europa, aber auch der ehemals neunte Planet Pluto. Neben der klassischen sogenannten habitablen Zone (also jener Abstandsregion um einen Stern, innerhalb derer Temperaturen auch dortigen Planeten und Monden flüssiges Oberflächenwasser – und damit die Grundlage zumindest des uns bekannten Lebens – erlauben), bilden solche Himmelskörper weitere potenziell lebensfreundliche Welten im Sonnensystem.
Der nun erbrachte Nachweis von Phosphor auch im Enceladus-Ozean sei auch deshalb faszinierend, weil einige Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen bislang davon ausgingen, dass Phosphor – wenn überhaupt – nur in für Leben zu geringen Mengen im dortigen Ozean vorhanden sein könnte. “Das hätte die Chancen auf dortiges Leben tatsächlich stark eingeschränkt“, so Glein. Stattdessen legen die neuen Ergebnisse nun sogar nahe, dass Phosphor in mehr als ausreichender Menge für Leben vorhanden ist. Der Gehalt an Phosphor ist vermutlich sogar höher als in den Meeren der heutigen Erde“, so Glein.
Für die Astrobiologie bedeute dies, „dass die Wahrscheinlichkeit von Leben auf Enceladus bzw. in dessen Ozean noch größer ist als bislang gedacht“, so Glein abschließend.
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