„Forschungszentrum für Extraterrestrik“ stellt Nanosatelliten zur Suche nach außerirdischen Signalen vor

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Konzeptstudie: Der Würzburger OSETI-Nanosatellit im Einsatz (Illu.).

Copyright: H. Kayal

Würzburg (Deutschland) – Bereits im vergangenen Herbst haben Wissenschaftler des „Interdisziplinären Forschungszentrum für EXtraterrestrik“ (IFEX) der Universität Würzburg ein Konzept für einen Kleinstsatelliten vorgestellt, mit dem im Rahmen der optischen Suche nach außerirdischen Intelligenzen, dem sog. Optical SETI (OSETI) aus einer Erdumlaufbahn heraus nach optischen Signalen außerirdischer Zivilisationen gesucht werden könnte.

Wie Prof. Dr.-Ing. Hakan Kayal, Oleksii Balagurin und Alexander Schneider von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg bereits im vergangenen September (2017) auf dem 68. Interational Astronautical Congress (IAC) im australischen Adelaide berichteten, steige mit der stets zunehmenden Anzahl neuentdeckter extrasolarer Planeten innerhalb der lebensfreundlichen Zonen um ferne Sterne auch die Wahrscheinlichkeit, schon bald erstmals Anzeichen für außerirdisches Leben zu entdecken. Damit verbunden sei dann auch die nächst logische Frage nach der Existenz auch intelligenter Zivilisationen, die vielleicht selbst darum bemüht sein könnten, mit anderen Zivilisationen in Kontakt zu treten.

„Unter diesen Umständen erscheint die Bemühung der Suche nach außerirdischen Intelligenzen (engl.: Search for Extraterrestrial Intelligences, SETI) ein geradezu natürliches Bestreben, auch wenn in bislang 50 Jahren der Suche nach solchen Signalen im Radiofrequenzbereich noch keine positiven Ergebnisse dieser Suche erbracht werden konnten“, so Kayal und Kollegen.

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Aus diesem Grund sprechen sich auch die Würzburger IFEX-Wissenschaftler für eine Ausweitung der klassischen SETI-Suche auf das optische Spektrum, sog. „Optical Search for ExtraTerrestrial Intelligence (OSETI) aus, wie es bereits von einigen Institutionen und Observatorien durchgeführt wird.

„Das Problem der bisherigen OSETI-Projekte liegt jedoch in dem Umstand begründet, dass alle daran beteiligten Observatorien auf der Erde stationiert  und dadurch von den Bedingungen der Erdatmosphäre abhängig sind, wie sie die optische Beobachtung stark beeinträchtigen können“, erläutert Prof. Kayal gegenüber Grenziwssenschaft-Aktuell.de (GreWi).

Um diese Einschränkung zu umgehen, haben die Wissenschaftler aus Würzburg das Konzept für einen schuhkartongroßen und damit zu großen Weltraumteleskopen vergleichsweise kostengünstigen Kleinstsatelliten, einen sog. Nanosatelliten vorgestellt, der aus einer Erdumlaufbahn heraus nach intelligenten Lasersignalen im All fahnden könnte.

Hintergrund
Das im Herbst 2016 an der Universität Würzburg gegründete „Interdisziplinäre Forschungszentrum für EXtraterrestrik“ (IFEX) entwickelt und fördert interdisziplinäre Aspekte der Extraterrestrik durch grundlagenorientierte Forschung, Entwicklung von und Mitwirkung an naturwissenschaftlich-technischen Anwendungsprojekten, sowie an der Schaffung entsprechender Ausbildungsangebote.

Der Begriff „Extraterrestrik“ bezeichnet dabei ein Fachgebiet der Physik, auf dem physikalische Vorgänge und Gegebenheiten untersucht werden, die sich außerhalb der Erde und ihrer Atmosphäre abspielen.

Weiterhin legt das IFEX seinen Schwerpunkt in extraterrestrische Forschungsprojekte im Zusammenhang mit Naturwissenschaft und Technik und deren innovativer Anwendung auf der Erde und im Weltraum.

Das Arbeitsgebiet beinhaltet
– die Erforschung des Weltraums, Objekte in unserem Sonnensystem, Sterne, Galaxien und das Universum als Ganzes,
– die Suche nach Anzeichen für Leben,
– die Suche nach außerirdischen Intelligenzen (SETI), sowie
– die Förderung und Koordination fachgebietsbezogener und insbesondere interdisziplinärer Kooperationen und Öffentlichkeitsarbeit zur Extraterrestrik.

Das Ergebnis der Machbarkeitsstudie kommt zu dem Schluss, dass der Entwicklung eines OSETI-Nanosatelliten schon aus heutiger Sicht nichts im Wege steht. „Mit einem Schätzgewicht von rund 13,5 Kilogramm und Maßen von 31 x 22 x 22 Zentimetern könnte der Nanosatellit zwar nicht die Leistungsstärke erdgestützer Teleskope überbieten, würde dies aber durch den Umstand, einen autonomes System im All stationieren zu können, wieder ausgleichen.“

Das OSETI-Teleskop könnte so einen Umkreis von 300 Lichtjahren und damit – nach heutigem Wissensstand – mindestens 600 Sterne mit bekannten Planetensystemen nach intelligenten Licht/Laser-Signalen absuchen.

Ob und wann das angedachte Projekt auch umgesetzt werden kann, hänge hauptsächlich davon ab, ob es – etwa durch öffentliche Fördermittel – finanziert werden kann. Bislang gibt es dafür aber noch keine konkreten Pläne. Alternativ könnte das Projekt auch im Rahmen von studentischen Abschlussarbeiten oder Praktika realisiert werden, innerhalb derer nach und nach Teilaspekte- oder Technologien, die für solch eine Mission nötig wären, zu entwickelt werden könnten, so Kayal. Dann aber könnte mit einer Betriebszeit des Satelliten von gut einem Jahr gerechnet werden: „Das reicht aus, um alle Kandidaten wenigstens einmal abzuscannen. Oft überdauern aber Satelliten länger als geplant. In diesem Fall könnten die Messungen sogar wiederholt werden.“

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