Nottingham (Großbritannien) – Das Ergebnis einer neuen Studie deutet daraufhin, dass Pferde noch intelligenter sind als bislang angenommen. In Belohnungs-Experimenten zeigte sich, dass sich die Tiere erstaunlich schnell an wechselnde Regeln anpassen können.
Wie Louise Evans, und Dr. Carrie Ijichi von der Nottingham Trent University (NTU) gemeinsam mit Heather Cameron-Whytock von der University of Central Lancashire aktuell im Fachjournal „Applied Animal Behaviour Science“ (DOI: 10.1016/j.applanim.2024.106339) berichtet, hatten sie zwar schon vor den Experimenten erwartet, dass sich die Pferde an die wechselnden Regeln gewöhnen würden, waren aber selbst davon überrascht, wie schnell die Pferde das Spiel verstanden. Auf diese Weise widerlegt die Studie frühere Theorien, wonach Pferdehirne nur auf unmittelbare Reize reagieren und nicht komplex genug sind, um strategisch zu denken
In den Experimenten erhielt die 20 teilnehmenden Pferde zunächst immer dann eine Belohnung, wenn sie mit ihrer Nase ein Stück Pappe berührten. In der zweiten Phase wurde ein „Stopplicht“ eingeführt und die Regel dahingehend geändert, dass die Belohnung nur dann erfolgte, wenn sie die Pappe berührten, während diese Ampel ausgeschaltet war.
Wie sich zeigte, änderte dies jedoch nicht das Verhalten der Pferde. Die Pferde hatten Schwierigkeiten, diese Aufgabe korrekt auszuführen, und berührten die Pappe unabhängig vom Lichtzustand, während sie dennoch für ihre richtigen Reaktionen häufig belohnt wurden.
Das änderte sich jedoch, als die Regeln ein drittes Mal geändert wurden: In der dritten Phase führten die Forscherinnen eine Strafe von 10 Sekunden Auszeit ein, wenn die Pferde die Pappe während des Stopplichts die Pappe berührten.
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Nun stellten die Wissenschaftlerinnen fest, dass es plötzlich zu einem deutlichen Rückgang der Fehlerquote bei allen Pferden kam. Sie begannen, das Spiel korrekt zu spielen und berührten die Pappe nur noch zum richtigen Zeitpunkt, um ihre Belohnung zu erhalten
Die Tiere zeigt also eine erstaunlich schnelle Anpassung ihres Verhaltens, sobald es eine Konsequenz für Fehler gab und alle Pferde lernten zudem schnell, sich an die neuen Regeln zu halten, um den Timeout zu vermeiden.
Die Forscherinnen argumentieren, dass die Pferde das Spiel möglicherweise die ganze Zeit verstanden hatten, aber eine Strategie entwickelt hatten, bei der sie nicht viel Aufmerksamkeit auf das Licht legen mussten. Dies deutet auf ein höheres Maß an kognitiver Verarbeitung hin, da sie ihre Strategie sofort umstellen konnten, sobald sie das Risiko erkannten, etwas zu verlieren.
Dieses Verhalten erfordert laut den Forscherinnen, dass das Pferd in die Zukunft denkt und sehr zielgerichtet handelt. „Es muss sich auf das konzentrieren, was es erreichen möchte, und die notwendigen Schritte unternehmen, um dies zu tun ¬– eine Fähigkeit, die bisher als über das kognitive Vermögen eines Pferdes hinausgehend betrachtet wurde.
„Zunächst stellten wir fest, dass die Pferde einfach immer wieder die Pappe berührten, da sie wahrscheinlich erkannten, dass sie mit minimalem mentalen Aufwand dennoch häufig eine Belohnung erhielten“, erklärt Ijichi. „Es gab keine Kosten für das wahllose Berühren, manchmal zahlte es sich aus, manchmal nicht. Als wir jedoch eine Strafe für ihre Fehler einführten, verstanden sie das Spiel sofort und spielten es richtig.
„Pferde werden nicht als natürliche Genies angesehen, sie gelten als mittelmäßig. Diese Studie zeigt jedoch, dass sie in Wirklichkeit kognitiv fortschrittlicher sind, als wir ihnen zutrauen“, so Ijichi weiter.
Die Forscherinnen glauben nun, dass Pferde möglicherweise sogenanntes modellbasiertes Lernen verwenden können, eine Lernform, die bisher als zu komplex für sie galt.
„Es ist faszinierend, weil Pferde eine sehr unterentwickelte präfrontale Hirnrinde haben, der normalerweise diese Art des Denkens bei Menschen zugeschrieben wird. Das bedeutet, dass sie eine andere Gehirnregion nutzen müssen, um ein ähnliches Ergebnis zu erzielen, und dies lehrt uns, dass wir keine Annahmen über die Intelligenz oder Empfindungsfähigkeit von Tieren treffen sollten, nur weil sie nicht genauso ‚gebaut‘ sind wie wir“, erklärt Ijichi.
„Normalerweise benötigen Tiere mehrere Wiederholungen einer Aufgabe, um schrittweise neues Wissen zu erwerben“, fügt Evans hinzu. „Unsere Pferde verbesserten sich jedoch sofort, als wir eine Strafe für Fehler einführten. Das deutet darauf hin, dass die Pferde die Regeln des Spiels von Anfang an verstanden hatten.“
„Pferde sind also kognitiv fortschrittlicher, als ihnen dies bisher zugeschrieben wurde“, so Dr. Ijichi abschließend: „Dies lehrt uns, dass wir keine Annahmen über die Intelligenz oder Empfindungsfähigkeit von Tieren treffen sollten, nur weil sie nicht genauso ‚gebaut‘ sind wie wir.“
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Rechercherquelle: Trent University
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