Phosphin: Neue unabhängige Messungen bestätigen erneut möglichen Biomarker in der Venusatmosphäre

Aufnahme der Venus durch die japanische Sonde Akatsuki. Copyright: JAXA/ISAS/DARTS/Kevin M. Gill
Lesezeit: ca. 2 Minuten
Aufnahme der Venus durch die japanische Sonde Akatsuki. Copyright: JAXA/ISAS/DARTS/Kevin M. Gill

Aufnahme der Venus durch die japanische Sonde Akatsuki.
Copyright: JAXA/ISAS/DARTS/Kevin M. Gill

Cardiff (Großbritannien) – Seit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im September 2020 den Nachweis von Phosphn-Molekülen in den gemäßigten Schichten der Venusatmosphäre bekanntgaben, wird die Entdeckung nicht nur kontrovers diskutiert, sondern sogar angezweifelt. Tatsächlich gilt Phosphin als Biomarker, also als potenzieller Hinweis auf biologische Prozesse. Jetzt hat eine der Mitentdeckerinnen der Phosphin-Moleküle in der Venus-Atmosphäre, Prof. Jane Greaves von der Cardiff University in einem Podcast-Interview vorab bekannt gegeben.

Wie die Wissenschaftlerin in der aktuellen Ausgabe von Planetary Radio“, dem Podcast der Planetary Society, gegenüber Mat Kaplan berichtete, handele es sich um Messungen, die im vergangenen Februar mit dem James Clerk Maxwell Telescope (JCMT) auf Hawaii durchgeführt wurden.

„Ich habe noch niemandem davon erzählt (…), aber wir haben mittlerweile ein drittes Datenpaket des JCMT vorliegen“, so die Greaves. Diese Beobachtungen stammen demnach von einem Team um Dr. Dave Clements vom Imperial College in London. Bislang wurden die Daten dieser nunmehr dritten und unabhängigen Phosphin-Detektion durch deren Publikation in einem Fachjournal offiziell gemacht werden.

Hintergrund
Phosphin ist ein Molekül aus einem Phosphor- und drei Wasserstoffatomen, die normalerweise nicht zusammenkommen. Es erfordert enorme Energiemengen, beispielsweise in den extremen Umgebungen von Jupiter und Saturn, die Atome mit genügend Kraft zu zerschlagen, um ihre natürliche Abneigung zu überwinden. Tatsächlich wurde Phosphin bereits in den 1970er Jahren in den Atmosphären von Jupiter und Saturn, also von großen Gasplaneten – entdeckt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Molekül im Innern dieser Gasriesen regelrecht zusammengeballt wurde und, wie Sousa-Silva und Kollegen es beschreiben, “von gewaltigen Konvektions-Stürmen in Planetengröße gewaltsam erzeugt wurde.

Allerdings zeigt sich die Forscherin schon jetzt zuversichtlich, dass die neuen Daten die Gültigkeit der beiden früheren Messungen unterstreichen und hebt hervor, dass diese Messung zudem nun auch noch mit einem weiteren und unterschiedlichen Instrument gelangen, berichtet IFLScience.com. „Deshalb werden diese Daten vermutlich als Teil einer größeren Studie über die zeitliche Verteilung der unterschiedlichen Messungen veröffentlicht werden. Mittlerweile können wir vier Detektionsepochen ausweisen.“

www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +

GreWi-Dossier: Biomarker Phosphin in der Venusatmosphäre?
…die bisherigen GreWi-Meldungen dazu in chronologischer Reihenfolge beginnend bei der Erstmeldung

Vorab geleaked: Astronomen finden starke Hinweise für mikrobisches Leben auf der Venus 14. September 2020

Breakthrough Initiative fördert Suche nach primitivem Leben in den Wolken der Venus 16. September 2020

Leben auf der Venus? Forscher hoffen schon in wenigen Wochen auf weitere Daten 21. September 2020

Private Mission zur Suche nach Leben auf der Venus könnte schon 2023 starten 24. September 2020

Zweifel an Nachweis des Biomarkers Phosphin in der Venus-Atmosphäre 21. Oktober 2020

Weiterer Hinweis auf Leben auf der Venus? Aminosäure Glycin in lebensfreundlicher Zone der Venus-Atmosphäre 18. Oktober 2020

Möglicher Biomarker auf der Venus: Astronomen stufen Aussagen herab 18. November 2020
Studie: Biomarker in der Venusatmosphäre vermutlich nur gewöhnliches Schwefeldioxid 28. Januar 2021

Phosphin in Venusatmosphäre spricht für explosiven Vulkanismus auf der Venus 12. Juli 2021

Doch Biomarker auf der Venus? – Venus Phosphin-Update 2. Dezember 2021




WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Tektonik: Hinweise auf geologische Oberflächenaktivität auf der Venus 24. Juni 2021
Forscher finden weitere Hinweise auf lebensfreundliche Venus in Sonden-Daten von 1978 30. März 2021
Hat die NASA bereits 1978 Hinweise auf Leben auf der Venus gefunden ..und es nicht bemerkt? 7. Oktober 2020
Simulationen zeigen: Venus könnte bis zu 3 Milliarden Jahre lang lebensfreundlich gewesen sein 1. September 2020

Recherchequellen: Planetary.org, iflScience.com

© grenzwissenschaft-aktuell.de