Potenziell lebensfreundliche Super-Erde in nur 19,7 Lichtjahren Entfernung entdeckt
Genf (Schweiz) – Keine 20 Lichtjahre von unserem eigenen Sonnensystem entfernt, haben Astronomen einen erdartigen Planeten von der mehrfachen Masse unserer Erde entdeckt, der einen sonnenähnlichen Stern innerhalb dessen lebensfreundlicher Zone umkreist. Ein ideales Ziel also für weitre Beobachtungen bei der Suche nach außerirdischem Leben.
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Wie das internationale Team um Xavier Dumusque von der Université de Genève (UNIGE) aktuell im Fachjournal „Astronomy & Astrophysics“ (DOI: 10.1051/0004-6361/202451769) berichtet, umkreist der Planet mit der Bezeichnung „HD 20794 d“ seinen Heimatstern (HD 20794) auf einer elliptischen Umlaufbahn, die den Planeten immer wieder auch mitten durch die sogenannte habitable Zone des Sterns führt. Bei dieser grünen, potenziell lebensfreundlichen Zone handelt es sich um jene Abstandsregion um einen Stern, innerhalb derer ein Planet seinen Stern umkreisen muss, damit aufgrund gemäßigter Temperaturen flüssiges Wasser – und damit zumindest die Grundlage des uns bekannten Lebens – auf seiner Oberfläche existieren kann.
Erdartige Super-Erde im 3er-Planetensystem
Der erdartige Planet ist Teil eines Planetensystems, innerhalb dessen noch mindestens zwei weitere Planeten den sonnenähnlichen Stern umkreisen. Da das System nur 19,7 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, sowie seine relativ große Helligkeit handelt es sich um ein vielversprechendes Ziel für weitere direkte Beobachtung mit der Frage nach dortigen Leben.
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Der potenziell lebensfreundliche Planet benötigt 647 Tage, um seinen Stern einmal zu umkreisen – 40 Tage weniger als der Mars die Sonne. Statt jedoch wie die Venus, Erde und Mars auf eine annähernd kreisrunden Umlaufbahn, umkreist „HD 20794 d” seinen Stern auf einer elliptischen Bahn, weshalb sich die Distanz zwischen Stern und Planet fortwährend verändert und den Planeten zum einen bis auf 0,75 Astronomische Einheiten (AU/AE = Abstand Erde-Sonne) an der Stern heran und bis zu 2 AU von ihm weg. Für Astronomen und Astronominnen ist dieser Umstand von besonderem Interesse, da sie es erlaubt, bisherige theoretische Modelle zur Lebensfreundlichkeit von Planeten anzupassen. „Sollte es auf HD 20794 d Wasser geben, so würde es [aufgrund der stark wechselnden Temperaturen] während eines Jahres immer wieder zwischen festem und flüssigem Zustand wechseln.“
Hintergrund
Die Entdeckung dieser Super-Erde war alles andere als einfach. Das Team analysierte über 20 Jahre an Daten von hochmodernen Instrumenten wie ESPRESSO und HARPS. Bei Letzterem konnten sich die Wissenschaftler auf YARARA verlassen, einen kürzlich an der Universität Genf (UNIGE) entwickelten Algorithmus zur Datenreduktion. Jahrelang wurden planetare Signale durch Beobachtungsauschen überdeckt, was es schwierig machte, festzustellen, ob Planeten tatsächlich existierten. „Wir haben die Daten über Jahre hinweg analysiert und dabei sorgfältig alle Quellen von Verunreinigungen eliminiert“, erklärt Michael Cretignier, Postdoktorand an der Universität Oxford, Mitautor der Studie und Entwickler von YARARA während seiner Promotion an der Universität Genf.
Ideales Ziel zur Suche nach außerirdischem Leben
Die Nähe dieses Planetensystems zu seinem hellen Stern macht es auch zu einem idealen Ziel für kommende Instrumente wie den ANDES-Spektrographen des Extremely Large Telescope (ELT) der ESO. Herauszufinden, ob dieser Planet Leben auch beherbergt, wird jedoch noch zahlreiche wissenschaftliche Meilensteine und einen transdisziplinären Ansatz erfordern. Die Bedingungen für seine potenzielle Bewohnbarkeit werden bereits vom neuen Center for Life in the Universe (CVU) an der Fakultät für Wissenschaften der Universität Genf untersucht.
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Recherchequelle: Université de Genève
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