Exorzist-Regisseur berichtet über gefilmten Exorzismus

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Filmszene aus "Der Exorzist".Copyright: Warner Bros.

Filmszene aus „Der Exorzist“.
Copyright: Warner Bros.

Hollywood (USA) –  Im vergangenen Frühjahr sorgte der Regisseur des Horror-Klassikers „Der Exorzist“, William Friedkin international mit der Behauptung für Interesse, er habe als erster Filmemacher überhaupt einem sog. „großen Exorzismus“ unter dem einstigen Chefexorzisten des Vatikans, Pater Gabriele Amorth filmen dürfen (…GreWi berichtete). Da Friedkin damals noch keine Details, geschweige denn Bildmaterial veröffentlicht hatte, zeigten sich viele Beobachter skeptisch und unterstellten dem Regisseur sogar einen PR-Schwindel für die auf dem Film basierenden TV-Serie. Jetzt hat Friedkin einen Bericht über jenem Exorzismus veröffentlicht, dem er beiwohnen durfte. In diesem beschreibt Friedkin nicht nur den Exorzismus und Amorths Ansichten dazu, sondern auch die Einschätzungen angesehener Mediziner und Psychiater dessen, was die Filmaufnahmen zeigen.

Wie Friedkin in seinem Artikel „The Devil and Father Amorth: Witnessing ‚the Vatican Exorcist‘ at Work“ (Der Teufel und Pater Amorth: Der Vatikanische Exorzist bei der Arbeit“) im US-Magazin „Vanity Fair“ berichtet, handelte es sich um einen Exorzismus, den der im vergangenen September verstorbene Amorth (…GreWi berichtete) noch im April 2016 an einer 30-jährigen Italienerin in Anwesenheit ihrer Familie zum wiederholten Male durchführte.

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William FriedkinCopyright: Elen Nivrae, CC BY 2.0 (WikimediaCommons)

William Friedkin
Copyright: Elen Nivrae, CC BY 2.0 (WikimediaCommons)

Die mit dem Pseudonym „Rosa“ beschriebene Frau litt seit 2012 an Depressionen, die lange Zeit – schlussendlich jedoch erfolglos – auch psychiatrisch behandelt wurden. „Eines Tages entdeckte sie ihr Bruder ‚Roberto‘, den Körper krampfhaft verdreht auf dem Boden liegend und wie ein Wolf knurrend“, berichtet Friedkin.

Auch dieser einige Tage lang anhaltende Zustand konnte von dem hinzugezogenen Psychiater nicht behoben werden. In Folge verwies der Psychiater die Familie an Pater Amorth und damit an den obersten Exorzisten der katholischen Kirche, den Chef-Exorzist der Diözese Rom.

2015 kam es dann zum ersten Exorzismus an Rosa durch Amorth auf den acht weitere Sitzungen folgten. Bei der jüngsten durfte Friedkin anwesend sein und sogar als erster Kameramann überhaupt offiziell fotografieren und filmen.

„Auch im Fall von Rosa unterstrich Amorth, dass er sie zunächst an Schulmediziner und Psychiater verwiesen habe und erklärte selbst: ‚Von hundert Menschen, die meine Hilfe suchen, sind ein bis zwei vielleicht tatsächlich auch besessen.'“

Pater Gabriele AmorthCopyright: unbek.

Pater Gabriele Amorth
Copyright: unbek.

Wie Friedkin berichtet, zeigte Rosa keine weiteren auffälligen medizinischen Symptome: „Es war Pater Amorths Überzeugung, dass ihr Leiden auf einen Fluch zurückzuführen sei, der ihr von der Freundin ihres Bruders auferlegt wurde, von der es heißt, sie sei eine Hexe. Der Bruder und seine Freundin, so glaubte Amorth weiter, waren Mitglieder eines mächtigen Dämonenkults.“

Tatsächlich, so beschreibt es Friedkin ausführlich, verlief der Exorzismus an Rosa ähnlich dem, was man aus Filmen und Beschreibungen des „großen Rituals“ zu kennen glaubt: Nachdem Rosa, die Augen zurückrollend, in eine Art Trance verfällt, beginnt – obwohl Rosa selbst kein Latein spricht – ein wechselhafter Dialog zwischen dem Exorzisten und der sich krampfhaft windenden Rosa.

Wie der Regisseur in seinem Artikel erläutert, war er selbst auch darum bemüht, kritische Stimmen zu dem zu konsultieren, was er selbst miterleben und filmen durfte: „Die Reaktion der beiden Neurochirurgen (Dr. Neil Martin, Chef der Neurochirurgie am Medical Center der University of California in Los Angeles (UCLA) und Dr. Itzhak Fried, ebenfalls UCLA und am Sourasky Medical Center in Tel Aviv tätig) überraschte mich aber. Ich hatte erwartet, dass sie angesichts meiner Filmaufnahmen Rosas Symptome schnell als Wahnsinn oder zu unbeabsichtigtem Schwindel erklären würden und eine medizinische Behandlung vorschlagen würden. Das taten sie aber nicht. Zwar sagten sie auch nicht „Natürlich ist diese Frau vom Satan besessen“, aber sie schienen beide beeindruckt und angesichts Rosas Leidens zunächst ratlos. Beide Mediziner waren sich einig, dass dieser Zustand nicht chirurgisch zu behandeln sei.

Auch die ebenfalls mit den Aufnahmen konsultierten Psychologen Jeffrey Lieberman, Direktor des New ork State Psychiatric Institutes; Michael B. First, Professor für klinische Psychiatrie; Roberto Lewis-Fernández, Präsident der World Association of Cultural Psychiatry und der Assistenzprofessor für klinische Psychiatrie Ryan Lawrence, zeigten sich von Friedkins Aufnahmen beeindruckt und führten „im Anschluss an den Film eine angeregte eineinhalbstündige Diskussion über das Gesehene.“ In dieser stimmten auch die Psychiater darin überein, dass es sich hier sicherlich nicht um einen Schwindel von Seiten Rosas handele, psychologische Symptome abzulesen seien, wie sie aber möglicherweise auch durch den angewandten Exorzimus erfolgreich therapeutisch behandelt werden könnten (M.B.First).

Abschließend berichtet Friedkin, dass Rosa auch nach dem Tode Amorths in exorzistischer Behandlung sei: „In einer dieser Sitzungen rief der das Ritual durchführende Exorzist auch den Geist Amorths um Beistand an. Daraufhin begann Rosa sich windend zu rufen: ‚Nicht. Ruf nicht Ihn!‘ Pater Amorths und Rosas gemeinsame Arbeit ist also noch nicht beendet.“

– Friedkins wirklich ausführlicher Artikel, der sowohl den Exorzismus als auch Amorths Ansichten, sowie die der hinzugezogenen Mediziner und Psychiater ausführlich erläutert, finden Sie HIER.

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