Ritual-Puppen auf Pyramide in El Salvador entdeckt

Copyright/Quelle: J. Przedwojewska-Szymańska/PASI / Antiquity (2025)
Warschau (Polen) – Auf der Spitze der größten Pyramiden-Struktur an der Fundstätte San Isidro in El Salvador haben Archäologen fünf Keramik-Puppen“ entdeckt. Die Gestaltung dieser Figuren deutet darauf hin, dass rituelles Puppenspiel in der Vorklassik und Klassik möglicherweise eine verbindende kulturelle Praxis in Mittelamerika war.
Inhalt
Wie das Team um erklärt Dr. Jan Szymański von der Universität Warschau aktuell im Fachjournal „Antiquity“ (DOI: 10.15184/aqy.2025.37) berichtet, konnten sie die fünf Keramik-Puppen auf ein Alter von rund 600 Jahren datieren.
Rätselhaftes El Salvador
Im Vergleich zu den Nachbarländern ist die Archäologie des präkolumbianischen El Salvador noch wenig erforscht. Die hohe Bevölkerungsdichte erschwert Ausgrabungen, und viele archäologische Stätten wurden durch Vulkanausbrüche verschüttet.

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„Wir wissen nur sehr wenig über die Identität und ethnolinguistische Zugehörigkeit der Menschen, die vor der Ankunft der Europäer im frühen 16. Jahrhundert in El Salvador lebten,“ erklärt Szymański. „Je weiter wir in die Vergangenheit blicken, desto größer wird diese Wissenslücke.“
Um diese Lücke zu schließen, führten Dr. Szymański und seine Kollegin Gabriela Prejs Ausgrabungen an der bisher unerforschten Stätte San Isidro im Westen El Salvadors durch. Auf der Spitze der größten Pyramide machten die Forschenden eine überraschende Entdeckung: eine reichhaltige Opfergabe, die einer Grabbeigabe ähnelte – allerdings ohne menschliche Überreste.
Rätselhafte „Puppen“
„Es ist erst das zweite Mal, dass eine solche Gruppe von Figuren an Ort und Stelle gefunden wurde – und das erste Mal, dass darunter eine männliche Figur ist,“ erläutert Dr. Szymański weiter.
Drei der Figuren haben abnehmbare und bewegliche Köpfe und erinnern so durchaus an moderne Spielzeugpuppen. Die Forscher vermuten, dass sie als antike Puppen für rituelle Darstellungen genutzt wurden. „Sie wurden möglicherweise in einer Szene oder einem „Tableau“ angeordnet, um eine symbolische Botschaft zu vermitteln – eine Bedeutung, die heute verloren ist.“

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Die Platzierung der Puppen auf der höchsten Pyramide deutet darauf hin, dass sie bei wichtigen öffentlichen Zeremonien verwendet wurden. „Eine der auffälligsten Eigenschaften dieser Puppen sind ihre dramatischen Gesichtsausdrücke, die sich je nach Blickwinkel verändern,“ erklärt Szymański. „Von oben betrachtet wirken sie fast grinsend, aus Augenhöhe sehen sie zornig oder abweisend aus – und von unten erscheinen sie ängstlich. Dies war vermutlich eine bewusste Gestaltung, um die Wirkung der Puppen in rituellen Aufführungen zu verstärken.“
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Weitreichende kulturelle Verbindungen
Der Stil dieser Figuren ist sowohl im westlichen El Salvador als auch im südlichen Guatemala verbreitet. Zudem fanden die Forscher in der Opfergabe Jade-Anhänger, die auch aus dem Isthmo-Kolumbianischen Raum – dem heutigen Nicaragua, Costa Rica und Panama – bekannt sind.

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Diese materiellen Gemeinsamkeiten deuten darauf hin, dass die Elite von San Isidro Verbindungen zu weit entfernten Regionen pflegte. Dies widerspricht der bisherigen Annahme, dass El Salvador in der Antike kulturell isoliert oder rückständig war.

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„Diese Entdeckung widerlegt die Vorstellung, dass El Salvador damals isoliert war,“ schließt Dr. Szymański. „Vielmehr zeigt sie, dass es lebendige, weitreichende Netzwerke gab, über die Ideen und kulturelle Praktiken über große Entfernungen hinweg ausgetauscht wurden.“
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Recherchequelle: Antiquity
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