Leuven (Belgien) – Im Südwesten der Türkei haben belgische Archäologinnen und Archäologen eine Begräbnisstätte aus römischer Zeit gefunden, an der offenbar magische Rituale abgehalten wurden, die die Toten von der Rückkehr aus dem Jenseits abhalten sollten.
Wie das Team um Johan Claeys von der KU Leuven aktuell im Fachjournal “Antiquity” (DOI: DOI: 10.15184/aqy.2022.171) berichtet, befindet sich die im Rahmen des Sagalassos Archaeological Research Project erforschte Begräbnisstätte in Sagalassos in der heutigen Türkei, an der Menschen nach der Einäscherung gegen 100 bis 150 n. Chr. beigesetzt wurden. Zuvor schon konnten archäologische Ausgrabungen etwa anhand eines Theaters und Badeanlagen im römischen Stil eine römische Besatzung nachweisen.
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Gemeinsam mit den Funden der kremierten menschlichen Überreste fanden die Archäologen und Archäologinnen auch zahlreiche Artefakte, die darauf hindeuten, dass die Toten nicht nur vor Ort verbrannt wurden, sondern bei der Beisetzung auch zahlreiche Rituale abgehalten wurden, die vermutlich dafür Sorge tragen sollten, dass die Verstorbenen nicht wieder zurückkehren sollten.
Hintergrund
Tatsächlich ist der Glaube an Untote, Wiedergänge rund Vampire kein moderner Aberglaube und auch nicht nur auf die Karpaten begrenzt. Angst vor den Toten dürfte uns Menschen schon von jeher begleiten. Wie der aktuelle Fund in Sagalassos zeigt, fürchteten sich auch die alten Römer vor der Heimsuchung durch Verstorbene, sei dies nun in körperlicher Form oder als Spuk. Bereits 2018 fanden Archäologen auf einem „Kinderfriedhof“ nahe Lugnano in Teverina das Skelett eines 10-Jährigen, in dessen Mund – vermutlich als Teil des Beerdigungsrituals – ein großer Stein gesteckt wurde.Auch hier vermuten die Wissenschaftler, dass die Praktik das verstorbene Kind daran hindern sollte, als Untoter die Lebenden heimzusuchen oder diese gar mit jenen Krankheiten anzustecken, an denen es gestorben war. Von dem Vorgehen erhofften sich die Überlebenden wohl auch grundsätzlich, Epidemien eindämmen zu können (…GreWi berichtete).
Zu diesen Funden gehören neben Münzen auch zahlreiche absichtlich verbogene Nägel, die gemeinsam mit den Überresten der Toten beigesetzt wurden. „Das ist bislang einzigartig“, erläutert Claeys. „Zudem wurden die Gräber mit einer Schicht aus Kalkstein und Ziegeln versiegelt.“
Zum Thema
Die Forschenden vermuten, dass auf diese Weise die Rückkehr der Verstorbenen verhindert werden sollte. „Diejenigen, die die Menschen hier beigesetzt haben, hatten offenbar Angst, die Toten könnten dem Friedhof wieder entfliehen. Deshalb nutzen sie alle möglichen Methoden, um die Verstorbenen unter der Erde zu halten.“
Laut der Studie stellen die verborgenen Nägel eine Art Barriere dar, die wie eine Art Wall um die verbrannten Knochen und Asche platziert waren. Die Kalkstein- und Ziegeldecke über der Asche sollte ihr Weiteres tun, die Toten oder deren Seelen im Boden zu bannen.“
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Recherchequelle: Antiquity, KU Leuven
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