Russische Wissenschaftler liefern neue Theorie für Tunguska-Ereignis

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Blick auf die 1908 zerstörte sibirische Waldregion Tunguska. Copyright: Public Domain

Blick auf die 1908 zerstörte sibirische Waldregion Tunguska.
Copyright: Public Domain

Krasnojarsk (Russland) – Am 30. Juni 1908 ereignete sich über der sibirischen Region Tunguska die größte bekannte Explosion der Neuzeit. Was allerdings vor etwas mehr als 100 Jahren hier mit der Gewalt von 185 Hiroshimabomben auf einer Fläche von über 2000 Quadratkilometern rund 60 Millionen Bäume umknickte, ist bis heute ein wissenschaftliches Rätsel und Quell von zahlreichen Spekulationen, Hypothesen und Theorien. Russische Wissenschaftler haben nun eine neue überraschende Theorie vorgestellt, laut der die Ursache der Verwüstung aus dem All kam und dorthin auch wieder zurückgekehrt ist.

Wie das Team um Dr. Sergei Karpov vom Kirensky Institut für Physik in Krasnojarsk aktuell im Fachjournal „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ (DOI: 10.1093/mnras/staa329) berichtet, könne der Schaden und die Landschaftsmerkmale vor Ort am besten mit der Vorstellung erklärt werden, dass ein Eisenasteorid in die Erdatmosphäre eingetaucht, diese durchquert, dann aber auch wieder verlassen hatte und auf einer sonnennahen Umlaufbahn eingefangen wurde.

Neben exotischen Theorien – etwa über die Havarie eines außerirdisches Raumschiffes oder eine wie auch immer geartete Atomexplosion – konzentrierten sich die meisten bisherigen wissenschaftlichen Theorien auf die Vorstellung von der Detonation eines gewöhnlichen Fels-Metall-Asteroiden bzw. Meteoriten oder eines eisigen Kometen als Ursache für das „Tunguska-Ereignis“. Allerdings gab und gibt es in der betroffenen, nahezu unbewohnten Region bis heute – außer dem enormen Waldschaden – kaum Hinweise auf den Einschlag eines astronomischen Objekts. Lediglich der lokale Cheko-See wird von einigen Forschern als möglicher Einschlagskrater diskutiert (…GreWi berichtete, siehe Links) – eine Hypothese, die von russischen Wissenschaftlern jedoch in Zweifel gezogen wird.

Laut Karpov und Kollegen habe der eiserne Asteroidenkörper einen Durchmesser von 100 bis 200 Metern gehabt, berichtet die „The Siberian Times“ bezugnehmend auf die Studie. Die Forscher argumentieren, dass der Tunguska-Körper deshalb nicht aus Eis habe bestehen konnte, da die Länge der Flugbahn eines solchen Körpers in der Atmosphäre vor dem vollständigen Verlust seiner Masse geringer wäre als die Länge seiner Flugbahn, die auf der Grundlage von Beobachtungen geschätzt wurde. Die Zerstörung am Boden wäre demnach „eher das Ergebnis eines vorbeiziehenden Weltraumkörpers und seiner Schockwelle, als eines direkten Aufpralls“ gewesen. So die Forscher.

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Laut der Studie, habe der Meteor etwa 3.000 Kilometer lang die Erdoberfläche auf einer Höhe von 10 bis 15 Kilometern passiert und sich dabei mit der nahezu unglaublichen Geschwindigkeit von 20 Kilometern pro Sekunde fortbewegt, bevor er wieder in den Weltraum austrat und sich dabei etwa die Hälfte seines über 3 Millionen Tonnen schweren Gewichts zerkleinerte.

Die Berechnungen der Autoren ergaben, dass die Stoßwelle durch den raschen Anstieg der Verdunstung des Weltraumkörpers bei Annäherung an die Erdoberfläche erzeugt worden sei und erläutern weiter, dass etwa Hochtemperaturplasma explosionsgefährdete Effekte wie eine Stoßwelle hervorrufen könne.

Das Tunguska-Ereignis wurde demnach also durch einen eisernen Asteroidenkörper verursacht, der durch die Erdatmosphäre ging, dann die Erdatmosphäre wieder bis auf eine sonnennahe Umlaufbahn fortsetzte – also von einem Meteor.

Wie die Autoren weiterhin erklären, könne ein Szenario, in dem das Tunguska-Weltraumobjekt aus Eisen bestand erklären, warum es im Epizentrum trotzdem keine für derartige Einschläge eigentlich charakteristischen geschmolzenen Eisentröpfchen gibt: „Sie konnten die Oberfläche des Planeten einfach nicht erreichen, da die Geschwindigkeit des Weltraumkörpers in der Atmosphäre und seine Oberflächentemperatur mehrere Tausend Grad überschritten haben. Die Theorie werde auch von dem Umstand gestützt, dass es vor Ort nicht nur keine geschmolzenen Eisentröpfchen, sondern auch keine bzw. keinen Einschlagskrater eines Objekts zu geben scheint. Zudem erkläre sie die zahlreichen von Zeitzeugen beschriebenen optischen Effekte, wie etwas das bis in den Westen Europas hinein beobachtete Nachtleuchten des Himmels.

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Quelle: TheSiberianTimes.com

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