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Schon Neandertaler stellten bereits vor über 66.000 Jahren Handabdruck-Kunstwerke her

Handabdrücke in der spanischen Maltravieso-Höhle.Copyright/Quelle: Journal of Archaeological Science: Reports (2024)
Handabdrücke in der spanischen Maltravieso-Höhle.
Copyright/Quelle: Journal of Archaeological Science: Reports (2024)

Southampton (Großbritannien) – In der Maltravieso-Höhle in der spanischen Extremadura haben Archäologen eine Entdeckung gemacht, die Geschichte des menschlichen künstlerischen Ausdrucks infrage stellt: Die dortigen Handabdrücke sind mehr als 66.000 Jahre alt und wären demnach nicht von modernen Menschen sondern von Neandertalern an den Wänden hinterlassen worden. Damit wären Neandertaler und nicht Homo spaiens die vermutlich ersten Künstler der Welt.

Wie das Team um Christopher D. Standish von der University of Southampton aktuell im Fachjournal im „Journal of Archaeological Science: Reports“ (DOI: 10.1016/j.jasrep.2024.104891) berichtet, finden sich an den Felswänden in der Maltravieso-Höhle mehr als 60 rote Handabdrücke und -schablonen, die, weil eine genaue Altersbestimmung bislang schwierig war, modernen Menschen zugeschrieben wurden.

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Da mineralbasierte Pigmente nicht mit der bekannten Radiokarbonmethode (C14) datiert werden können, haben die Forschenden um Standish nun mithilfe der Uranisotopen-Reihen-Datierung an Kalziumkarbonatkrusten, die Teile der Kunstwerke überlagern, ein Mindestalter dieser Werke ermittelt. Die anhand von 22 Karbonatproben erstellte Datierung konnte das Mindestalter der Abdrücke in die Holozän-Zeit bis ins Mittlere Paläolithikum verorten, da die Krusten, die die Handabdrücke in den tiefsten Bereichen der Höhle überlagern, auf 66.710 Jahre datieren.

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Neandertaler als Künstler

Dieses neue Ergebnis deutet somit darauf hin, dass diese frühen Kunstwerke nicht von Homo sapiens, sondern von Neandertalern angefertigt wurden. Da die Karbonatkrusten erst seit etwa 6.000 Jahren Pigmente nur bestimmten Bilder bedecken, ist es aber auch möglich, dass einige der Kunstwerke von modernen Menschen stammen, während andere sogar noch wesentlich älter sein könnten.

Somit wäre die Tradition der Handabdruck-Kunst in Europa lange vor ihrem Auftreten in anderen Teilen der Welt entstanden. Tatsächlich finden sich die ältesten bekannten Handabdrücke außerhalb Europas in der Leang-Timpuseng-Höhle auf der indonesischen Insel Sulawesi. U-Reihen-Datierungen der dortigen Ablagerungen legen ein Mindestalter von 39.900 Jahren nahe. Allerdings: Hand- und Fußabdrücke, die auf dem Tibetischen Hochplateau entdeckt wurden, werden auf etwa 200.000 Jahre geschätzt. Diese Abdrücke wurden vermutlich von Kindern in den Schlamm nahe einer heißen Mineralquelle gedrückt. Ob es sich dabei um absichtliche Kunst oder bloße Spuren menschlicher Aktivität handelt, bleibt umstritten.

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Urzeitliche Tradition der Handabdrucks-Kunst in Europa

In der Höhle von La Pasiega, ebenfalls in Spanien, entdeckten Forscher zuvor mithilfe der U-Reihen-Datierung, dass die ikonischen roten Punktkunstwerke älter als 64.800 Jahre sein müssen (…GreWi berichtete). Der rote Punktstil ist in der spanischen Höhlenkunst weit verbreitet, doch die meisten Werke sind bisher undatiert. „Mit den aktuellen Erkenntnissen wird jedoch deutlich, dass die Neandertaler in Spanien aktiv an künstlerischen Aktivitäten beteiligt waren“, so die Forschenden abschließend.

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Recherchequelle: Journal of Archaeological Science

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Autor und Publizist
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(Kornkreisforscher)

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