Wilmington (USA) – Wasserwege gelten als Schlüssel zum Verständnis des Baus zahlreicher Pyramiden in Ägypten – nicht zuletzt der berühmten Pyramiden von Gizeh. Heutzutage liegen diese Pyramiden jedoch kilometerweit entfernt vom „Fluss der Götter“. Geologen und Archäologen haben nun jedoch die Reste eines alten und bislang verschollenen Arms des Nils entdeckt, der zur Bauzeit zahlreiche Pyramidenorte als wichtige Wasserstraße miteinander verband. Die Entdeckung könnte wichtige Aufschlüsse über die Konstruktionsweise der Pyramiden liefern.
Tatsächlich vermuteten einige Archäologen schon lange, dass die wichtigsten Pyramidenstandorte von Gizeh bis Lisht einst mit Wasserwegen verbunden waren, die den Erbauern der Pyramiden und Tempel den Transport von Baumaterial erleichterten. Statt also mühselig über Land, könnten die Steine für den Pyramidenbau also verschifft worden sein.
Wie das Team um Dr. Eman Gohneim von der University of North Carolina Wilmington aktuell im Nature-Fachjournal “Communications Earth and Environment“ (DOI: 10.1038/s43247-024-01379-7) darlegt, bestätigen Satellitenaufnahmen und geologischen Daten, die Existenz eines alten Seitenarms des Nils, den die Forschenden als „Ahramat-Arm“ bezeichnen und der tatsächlich entlang zahlreiche der bedeutendsten altägyptischen Bauwerke verläuft. Trotz einiger entdeckter hafenartiger Anlagen in der Näher einiger historischen Stätten, taten sich Archäologen bislang schwer damit, diese auch mit einem tatsächlichen Wasserlauf in Verbindung zu bringen.
Der heute ausgetrocknete Nil-Arm hatte einst in etwas die Breite und Tiefe des heutigen Nils. Untersuchungen vor Ort bestätigten, dass es sich bei der Struktur um ein altes Flussbett handelt, dessen Fluss einst zwischen 2686 und 1649 v. Chr. mehr als 30 bedeutende Pyramidenbauwerke des Alten und Mittleren Reiches über rund 64 Kilometer miteinander verband. Somit erkläre sich zum einen die auffallende Konzentration der Pyramidenbauwerke in dieser heute unwirtlichen Region. Die Bezeichnung des nun entdeckten Flussarms als Ahramat bezieht sich auf das ägyptische Wort für Pyramide. Heute ist der Flussarm ausgetrocknet und zugeweht und nur noch einige wenige Seen und Kanäle markieren hier und da seinen einstigen Verlauf.
Von der nun vorliegenden Rekonstruktion des ehemaligen Flusslaufs erhoffen sich Archäologinnen und Archäologen auch die Entdeckung weiterer bislang unbekannter historischer und archäologischer Orte und Funde.
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Gizeh: Unbekannte Untergrundstruktur in der Nähe der Pyramiden entdeckt 16. Mai 2024
Recherchequelle: Nature
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