Kopfansichten der 11.500 Jahre alten Figur aus dem Shigir-Moor.
Copyright/Quelle: Universität Göttingen
Göttingen (Deutschland) – Anhand einer systematischen Radiokarbondatierung hat ein deutsch-russisches Forscherteam das Alter einer als Shigir bezeichneten übermannshohen Holzfigur auf ein Alter von rund 11.500 Jahren datiert. Damit ist die Figur deutlich älter als erwartet und stellt die älteste bekannte Holzfigur der Welt dar.
Zu sehen ist das heute noch 3,80 Meter große Shigir-Idol aus Lerchenholz schon seit mehr als 100 Jahren im Museum von Jekaterinburg. Gefunden wurde sie 1894 von Goldschürfern im namensgebenden Shigir-Moor. Ihr Alter war jahrzehntelang völlig unklar.
Neue Umzeichnung der 11.500 Jahre alten Shigir-Skulptur aus dem Museum Jekaterinburg. Auf der Oberfläche sind die Zickzackornamente sowie menschliche Gesichter zu erkennen.
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Wie das Team aus Wissenschaftlern, an dem auch Forscher der Universität Göttingen beteiligt waren aktuell im Fachjournal „Antiquity“ (DOI: 10.15184/aqy.2018.48) berichtet, wurde das Holz damals in frischem Zustand bearbeitet. „Die Skulptur stand allem Anschein nach längere Zeit aufrecht und diente vermutlich als ritueller Pfahl. Aus Europa sind aus dieser Zeit vor allem geometrisch verzierte Objekte aus Knochen und Geweih bekannt, und nur selten sind Menschen als kleine Strichmännchen abgebildet.“ Mit der nun veröffentlichten Arbeit aktualisieren die Forscher ihr erstes, 2015 vorgestelltes Datierungsergebnis um weitere 500 Jahre (…GreWi berichtete).
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„Die Shigir-Figur zeigt mit ihrer monumentalen Erscheinung eine bislang unbekannte Seite der Kunst der ersten nacheiszeitlichen Jäger- und Sammler-Gesellschaften“, erläutert Prof. Dr. Thomas Terberger vom Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen. „Zugleich verdeutlicht sie, dass die Höhlenmalereien der Eiszeit in der Nacheiszeit eine Fortsetzung in neuer Form fanden.“
Mit dem nun datierten Alter von 11.500 Jahren übertrifft die Shigir-Figur selbst die auf etwa 11.000 Jahre datierten Steinstelen von Göbekli Tepe im Südosten der Türkei (…GreWi berichtete) als bislang für die einzige monumentalen Zeugnisse dieser Zeit geltenden Skulpturen. „Die Figur aus dem Shigir-Moor zeigt nun, dass unabhängig davon im Ural ähnlich komplexe Objekte gefertigt wurden“, so Terberger. „Die Jäger-Sammler-Gemeinschaften der beginnenden Nacheiszeit erscheinen damit in einem völlig neuen Licht.“
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