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Sinn für Ordnung unterscheidet uns Menschen auch von Menschenaffen

Archivbild: Bonobo.Copyright: Pierre Fidenci (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 2,5
Archivbild: Bonobo.
Copyright: Pierre Fidenci (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 2,5

Stockholm (Schweden) – Die Fähigkeit, die Reihenfolge von Informationen zu erkennen, ist ein charakteristisches Merkmal von Menschen, etwa, wenn sie an Gesprächen teilnehmen, ihren Alltag planen oder eine Ausbildung durchlaufen. Eine schwedische Studie kommt nun zu dem Schluss, dass diese Fähigkeit wahrscheinlich einzigartig für Menschen ist, da selbst unsere engsten Verwandten wie Bonobos nicht auf die gleiche Weise die Fähigkeit erwerben, sich an die Reihenfolge zu erinnern. Macht uns Ordnung also menschlich…?

Wie das Team um den Ethnologen Prof. Johan Lind, stellvertretender Direktor am Zentrum für Kulturelle Evolution an der Universität Stockholm aktuell im Fachjournal „PLoS ONE“ (DOI: 10.1371/journal.pone.0290546) berichtet, trage die Studie ein weiteres Puzzlestück zur Beantwortung der Frage bei, wie sich die geistigen Fähigkeiten von Menschen und anderen Tieren unterscheiden und warum nur Menschen Sprachen sprechen, Raumfahrt planen aber auch gelernt haben, die Erde so effizient nutzen gelernt haben, dass wir jetzt eine ernsthafte Bedrohung für uns unzählige andere Lebensformen und sogar uns selbst darstellen.

Schon zuvor hatten Studien an der Stockholmer Universität vorgeschlagen, dass nur wir Menschen die Fähigkeit besitzen, sequenzielle Informationen zu erkennen und abzurufen, was eine grundlegende Grundlage für einzigartige menschliche kulturelle Fähigkeiten bildet. Diese Hypothese wurde jedoch bisher nicht an unseren engsten Verwandten, den Menschenaffen, getestet. Die neuen Experimente zeigen nun, dass Bonobos, eine der Menschenaffenarten, Schwierigkeiten haben, die Reihenfolge von Reizen zu erlernen.

Gemeinsam mit seinen Kollegen Magnus Enquist und dem Psychologen Stefano Ghirlanda vom Brooklyn College beschreiben Lind auch in einem demnächst erscheinenden Buch mit dem Titel „The Human Evolutionary Transition: From Animal Intelligence to Culture“ bei Princeton University Press (Der Menschliche Evolutionäre Übergang: Von der Tierischen Intelligenz zur Kultur) ihre Theorie darüber, wie der Mensch zum Kulturwesen wurde. Ein zentraler Aspekt dieser Theorie dreht sich um den Unterschied darin, wie Menschen und andere Tiere sequenzielle Informationen wahrnehmen und sich erinnern.

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„Wir haben zuvor eine große Anzahl von Studien analysiert, die darauf hinweisen, dass nur Menschen sequenzielle Informationen genau erkennen und sich daran erinnern“, erläutert Lind. „Aber trotz der Analyse von Daten aus verschiedenen Säugetieren und Vögeln, einschließlich Affen, fehlten Informationen über unsere engsten Verwandten, die anderen Menschenaffen.“

In einer Reihe von Experimenten, in denen die Gedächtnisleistungen von Bonobos und Menschen getestet wurden, wurden die Tiere aufgefordert, mit Computerbildschirmen zu interagieren, um zwischen kurzen Sequenzen zu unterscheiden. Dazu gehörten Aufgaben wie das Drücken nach rechts, wenn ein gelbes Quadrat vor einem blauen Quadrat erschien, oder das Drücken nach links, wenn das blaue Quadrat vor dem gelben Quadrat erschien.

Die Ergebnisse zeigen demnach, dass Bonobos vergessen, dass sie ein blaues Quadrat bereits fünf bis zehn Sekunden nach dem Verschwinden vom Bildschirm gesehen haben, und dass sie große Schwierigkeiten haben, die Sequenzen wie ‚blaues Quadrat vor gelbem Quadrat‘ von ‚gelbem Quadrat vor blauem Quadrat‘ zu unterscheiden, und dies selbst nach Tausenden von Versuchen.

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Im Gegensatz dazu deutet die Studie darauf hin, dass Menschen diese kurzen Sequenzen schnell erlernt haben, zu unterscheiden. Es sei jedoch immer noch unklar, wie genau unsere engsten Verwandten sich an sequenzielle Informationen erinnern und diese nutzen können.

„Wir wissen jetzt, dass unsere engsten Verwandten nicht die gleichen sequenziellen geistigen Fähigkeiten wie wir Menschen teilen“, so Enquist. „Obwohl die Ergebnisse darauf hinweisen, dass ihr Arbeitsgedächtnis im Prinzip genauso funktioniert wie bei Ratten und Tauben, wurde dies bisher nicht praktisch nachgewiesen.“

Für die Forscher stützen die neuen Ergebnisse die Hypothese der Sequenzspeicherung, wonach während der menschlichen Vorgeschichte eine Fähigkeit zur Erinnerung und Verarbeitung von Sequenzen entstanden ist, ein notwendiger Mechanismus für zahlreiche einzigartig menschliche Phänomene wie Sprache, Planungsfähigkeit und sequenzielles Denken. Ein Mechanismus, der uns Menschen von anderen Tieren und selbst von unseren direkten Verwandten unterscheidet.

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Recherchequelle: Stockholm University

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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