Sonde liefert neue Aufnahmen von Mars-Mond Phobos
Neue Phobos-Aufnahme des europäischen Mars-Orbiters „Mars Express“.
Copyright: ESA/DLR/FU Berlin
Berlin (Deutschland) – Die europäische Sonde „Mars-Express“ hat neue Aufnahmen des Mars-Mondes Phobos zur Erde gefunkt. Mit diesen erstellen Wissenschaftler immer genauere Geländemodelle des immer noch rätselhaften Marstrabanten, die vielleicht schon in näherer Zukunft als Beobachtungsposten mit Blick auf die Marsoberfläche dienen könnten.
„Der Mars-Express-Orbiter ist gegenwärtig der einzige Satellit, der den Mars aus einer elliptischen Umlaufbahn erkundet“, erläutert die Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und führt dazu weiter aus: „Das ermöglicht auch regelmäßige nahe Vorbeiflüge an Phobos, dem größeren der beiden Marsmonde.“
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Im Sommer 2017 konnte die Sonde Phobos so aus gerade einmal rund 115 Kilometern Entfernung mit der hochauflösenden Stereokamera „HRSC“ mit einer Auflösung von bis zu vier Metern pro Pixel ablichten. „Da die Raumsonde mit cirka drei Kilometern pro Sekunde an dem Objekt vorbeirast, bleiben lediglich wenige Sekunden, um den nur 26 Kilometer durchmessenden, unregelmäßig geformten Körper zu beobachten.“
Anhand der Daten der Kamera haben die DLR-Wissenschaftler gemeinsam mit Kollegen der Freien Universität Berlin Figurenmodelle des Marsmondes erstellt, die stetig verfeinert werden. Solche räumlichen Modelle sind eine große Hilfe für die Beantwortung immer noch unbeantworteter wissenschaftlicher Fragestellungen rund um die Marsmonde.
Zum Thema
„So ist bis heute nicht eindeutig geklärt, wie die beiden Marsmonde entstanden sind. Zur Diskussion steht, ob Phobos und Deimos, wie der Erdmond, beispielsweise aus Trümmern eines großen Einschlags in der Frühzeit des Mutterplaneten entstanden sind und sich seither in dessen Umlaufbahn befinden, oder ob sie aus einer anderen Region des Sonnensystems (etwa aus dem Asteroidengürtel) stammen und von der Schwerkraft des Planeten eingefangen worden sind.“
Hintergrund
Marsmond Phobos: USA spekulierten einst über künstlichen UrsprungNoch umkreist der Mond Phobos den Roten Planeten in einem Abstand von weniger als 6.000 Kilometer zu dessen Oberfläche. In rund 50 Millionen Jahren wird der Mond jedoch wahrscheinlich auf den Mars stürzen – nähert er sich doch schon heute seinem Planeten schon alle 100 Jahre um weitere 1,8 Meter.
In den 1960er Jahren vermuteten einige Astronomen, dass es sich bei Phobos in Wirklichkeit um eine Raumstation einer einstigen Mars-Zivilisation handeln könnte – und informierten 1960 diesbezüglich sogar den US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower.
Zu der Erwägung, dass es sich bei einem der beiden Marsmonde um eine künstliche Raumstation handeln könnte, kamen damals laut einem Bericht der europäischen Raumfahrtagentur ESA, Wissenschaftler um Dr. S. Fred Singer, dem Sonderberater des damaligen US-Präsidenten in Weltraumfragen.
Berechnungen zeigten schon damals, den ungewöhnlich dichten Orbit des Marsmondes und die Wissenschaftler vermuteten, dass die Annäherung von Phobos um jährlich rund fünf Zentimeter, von der Marsatmosphäre hervorgerufen werde. Weitere Berechnungen durch den russischen Astrophysiker Samuilovich Shklovsky ergaben dann jedoch, dass – um einer solche Anziehungskraft zu erliegen – Phobos selbst nahezu hohl sein müsste. Bestünde der Marsmond aus festem Gestein, wäre der Effekt auf den Trabanten nämlich kaum spürbar. Ein hohler Mond wäre allerdings deutlich beeinflussbarer, da er deutlich weniger Masse aufweisen würde.
Wenn Phobos jedoch tatsächlich hohl sein sollte, würde es sich wohl kaum um ein natürliches Objekt handeln können, so die damalige Schlussfolgerung Singers, der daraufhin Eisenhower über die Möglichkeit informierte, dass es sich um eine verlassene Raumstation handeln könnte.
Auch der estnische Astronom Ernst Öpik spekulierte 1964 über drei mögliche Erklärungen für die ungewöhnliche niedrige und zusehends absteigende Umlaufbahn von Phobos. Im irischen „Astronomical Journal“ vermutete er zunächst, dass es sich entweder um einen Beobachtungsfehler handeln könnte, oder es sich bei dem Mond um ein künstliches Objekt handeln müsse.
Öpiks dritte Erklärung, sollte schlussendlich auch tatsächlich das Phobos-Mysterium lösen, als er die Anziehungskraft des Mars für die unregelmäßige Form des Marsmondes verantwortlich machte, wie sie wiederum in Gezeitenkräften resultiert, die den Mond nach und nach immer mehr an den Planeten heranziehen.
Neben der Vision, dass Phobos einst auf die Oberfläche des Mars stürzen und hier einen gewaltigen Krater hinterlassen wird, glauben einige Astronomen neuerdings, dass die durch die immer mehr zunehmende Annäherung auch ansteigenden Gezeitenkräfte Phobos bereits zuvor in Stücke brechen und die dabei entstehenden Trümmer und Fragmente dann einen saturnartigen Ring um den Mars bilden werden.
Phobos selbst rück aber auch als mögliches Ziel einer zukünftigen Mission für eine Landesonde in den Blickpunkt: „Der Mond wäre wegen seiner gebundenen Rotation (er wendet Mars immer dieselbe Seite zu, da seine Rotationsperiode gleich seiner Umlaufzeit um den Planeten ist), ein ideales Ziel für einen permanenten „Beobachtungsposten“ der Marsoberfläche. Bei der Auswahl einer Landestelle sind die HRSC-Geländemodelle eine wichtige Entscheidungsgrundlage“, so das DLR abschließend.
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