Künstlerische Darstellung eines gewaltigen Materieausbruchs unseres Nachbarsterns Proxima Centauri mit seinem bislang einzigen nachgewiesenen Planeten „Proxima b“ (Illu.).
Copyright: Roberto Molar Candanosa / Carnegie Institution for Science, NASA/SDO, NASA/JPL.
Washington (USA) – Bei Beobachtungen unseres nächsten Nachbarsterns, des Roten Zwergsterns Proxima Centauri haben US-Astronomen im vergangenen März einen gewaltigen Materieausstoß, einen sog. Flare beobachtet. Das Ereignis stellt die erhoffte Lebensfreundlichkeit eines erst 2013/2016 innerhalb der lebensfreundlichen Zone des Sterns entdeckten erdgroßen Planeten ebenso in Frage, wie die erst kürzlich veröffentliche Deutung von Beobachtungsdaten im Sinne von Staub- und Trümmerringen und weitere Planeten um Proxima Centauri.
Wie das Team um Meredith MacGregor und Alycia Weinberger von der Carnegie Institution for Science aktuell in den „Astrophysical Journal Letters“ und vorab via ArXiv.org berichtet, entdeckten sie den gewaltigen Sonnenausbruch in Beobachtungsdaten der Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) und berichten dazu:
„Der Höhepunkt der dabei entstandenen Helligkeit lag um das Zehnfache über den größten solcher von unserer Sonne bekannten Flares gleicher Wellenlänge. (…) aber auch für Proxima Centauri war der 24. März damit kein normaler Tag. (…) Die Intensität des Ausbruchs erhöhte sich innerhalb von nur 10 Sekunden um das 1.000-fache. Dem Flare vorangegangen war ein kleiner Ausbruch, wodurch das Gesamtereignis wohl knapp zwei Minuten gedauert hatte.“
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Derartige stellare Flares ereignen sich, wenn es zu einer Verschiebung im Magnetfeld des Sterns kommt, der die dortigen Elektronen auf annähernde Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und diese mit dem hochgeladenen Plasma, aus dem der Großteil des Sterns besteht, interagiert. Das wiederum führt zu einer Eruption des Sterns, bei der Emissionen im gesamten elektromagnetischen Spektrum entstehen.
„Auf diese Weise ist es wahrscheinlich, dass auch der Planet (Proxima b) vom durch diesen Flare ausgelösten Sonnenwind und seiner hochgeladenen Strahlung getroffen wurde“, erläutert MacGregor und führt dazu weiter aus: „Tatsächlich war bereits bekannt, dass Proxima Centauri regelmäßig mittlere bis größere Flares abgibt. Im Laufe der vergangenen Jahrmilliarden, seit der Entstehung des Planeten, dürfte er also eine Vielzahl dieser Ereignisse erlebt haben, die den Planeten so auch nach und nach einer einst vielleicht vorhandenen Atmosphäre beraubt und die Oberfläche regelrecht sterilisiert haben könnten. Wie sich zeigt, ist die Frage nach der Lebensfreundlichkeit eines Planeten also nicht nur Abhängig von dessen Distanz zum Stern oder der Frage, ob es auf seiner Oberfläche auch flüssiges Wasser geben kann.“
Noch im November hatte ein anderes Wissenschaftlerteam die ALMA-Daten zur durchschnittlichen Helligkeit von Proxima Centauri als Hinweis auf dort vorhandene kalte Staub- und Trümmerringe – ähnlich den Asteroiden- und Kuipergürteln in unserem Sonnensystem – gewertet und deren Anwesenheit als Hinweis auf mögliche weitere Planeten in dem System gedeutet (…GreWi berichtete).
Dieser Deutung widersprechen MacGregor und Kollegen abschließend: „Es gibt keinen Grund dafür davon auszugehen, dass es um Proxima centauri solche Staubgürtel gibt und die ALMA-Daten offenbaren auch keine Informationen über weitere Planeten in dem System.“
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