Sonnenfinsternisse lassen Bienen innehalten
Columbia (USA) – Wie Bienen auf eine und während einer Sonnenfinsternis reagieren, haben US-Forscher mit einer genauen Beobachtung während der „Amerikanischen SoFi“ 2017 untersucht und die Ergebnisse jetzt veröffentlicht. Doch so überraschend, wie das Ergebnis derzeit vielerorts dargestellt wird, ist die Beobachtung nicht.
Wie das Team um Candace Galen von der University of Missouri aktuell im Fachjournal „Annals of the Entomological Society of America“ (DOI: 10.1093/aesa/say035) berichten, installierten sie in 16 über die USA verteilten Bienenstöcken Mikrophone, um so das Summen der Insekten aufzuzeichnen und eventuelle Veränderungen zu dokumentieren und zu analysieren.
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Während die Forscher zuvor davon ausgegangen waren, dass die Bienen mit zunehmender Verdunkelung ihre Aktivität erst nach und nach einstellen würden, trat dieser Effekt nicht ein. Stattdessen hielten die Bienen erst im Moment der vollständigen Verdunklung der Sonne durch durch den Mond inne und stellten von einem Augenblick auf den anderen ihre Aktivitäten und sämtliches Summen ein. Insgesamt war demnach nur eine einzige Biene während der ortsabhängigen 40 bis 160 sekündigen Phase der totalen Sonnenverfinsterung aktiv.
Dabei sei der plötzlich einsetzende Temperaturrückgang um bis zu 15 Grad wohl nicht für das Innehalten der Bienen verantwortlich gewesen, erläutern die Forscher, da dies auch ohne Sonnenfinsternis vorkommen könne und die Tiere Wärme für eine begrenzte Zeit speichern können.
Die Wissenschaftler selbst vermuten die unmittelbar eintretende Dunkelheit als erklärung für die spontan einsetzte Ruhe, da Bienen ohne visuelle Reize ihre Fähigkeit der Navigation einbüßen. Wie Tiere in freier Wildbahn auf eine Sonnenfinsternis regieren ist hingegen noch unklar.
Zum Thema
Auch wenn die Studie selbst darauf keinen Bezug nimmt, bestätigt sie Beobachtungen und Messungen während der Sonnenfinsternis 2015 über Mitteleuropa, die Mithilfe von Daten der HOBOS-Bienenstation der Universität Würzburg aufgezeichnet werden konnten.
HOBOS steht für einen voll vernetzten und überwachten Bienenstock (auf Englisch: Honey Bee Online Studies), dessen Daten frei im Internet zugänglich sind. Die Kombination von Bienen- und Umgebungsdaten können für den Menschen wichtige Aspekte der Ökologie verdeutlichen.
In den Imker-Fachzeitschriften „die biene“, „ADIZ“ und „Imkerfreund“ wertete damals der Fachjournalist Gilbert Brockmann die Daten des HOBOS-Bienenvolks zu Ein- und Ausflügen der Bienen pro Minute, Umgebungstemperatur, Intensität der Sonnenstrahlung während der Sonnenfinsternis am 20. März 2015 aus.
Auch damals, so zeigt es das das HOBOS-Diagramm deutlich, nahmen mit der Verfinsterung die Ausflüge der Sammelbienen massiv ab. Allerdings muss hier berücksichigt werden, dass die damalige Sonnenfinsternis von Deutschland aus nicht vollständig beobachtet werden konnte und der maximale Bedeckunggrad 2015 bei Würzburg nur bei etwa 70 Prozent lag.
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