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Sonnenforscher warnen: Superflares einmal pro Jahrhundert

Sonnenähnliche Sterne erzeugen etwa einmal alle hundert Jahre einen Superflare, einen gewaltigen Strahlungsausbruch (Illu.).Copyright: MPS/Alexey Chizhik
Sonnenähnliche Sterne erzeugen etwa einmal alle hundert Jahre einen Superflare, einen gewaltigen Strahlungsausbruch (Illu.).
Copyright: MPS/Alexey Chizhik

Göttingen (Deutschland) – Anhand von Beobachtungen sonnenähnlicher Sterne kommen Sonnenforscher zu der Erkenntnis, dass dieser Sternenkategorie häufiger als bislang gedacht gewaltige Strahlungsmengen ins All schleudern. Demnach kommt es einmal pro Jahrhundert zu sogenannten Superflares. Unser eigenes Zentralgestirn ist also überfällig.

Wie ein internationales Forscherteam unter Leitung von Dr. Valeriy Vasilyev vom Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) aktuell im Fachjournal „Science“ (DOI: 10.1126/science.adl5441) berichtet, setzt ein derartiger Superflare mehr Energie frei als Billionen Wasserstoffbomben und lässt damit alle jemals aufgezeichneten Sonneneruptionen verblassen.

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Einmal alle hundert Jahre

Zu dieser Einschätzung kommen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen anhand einer Bestandsaufnahme von 56.450 sonnenähnlichen Sternen. Diese Analyse zeigt auch, dass frühere Studien das eruptive Potential von Sternen wie unserer Sinne deutlich unterschätzt haben. „Zehn bis hundertmal so häufig wie bisher angenommen blitzen die gewaltigen Superflares in den entsprechenden Beobachtungsdaten des Weltraumteleskops Kepler auf“, berichtet die Studie. „Auch die Sonne dürfte zu ähnlich heftigen Ausbrüchen fähig sein.“

Dass auch unsere Sonne zu derartigen „Wutanfällen“ in der Lage ist, zeigen radioaktiver Signaturen dieser Superflares in den Jahresringen vorzeitlicher Baumstämme und in Proben jahrtausendealten Gletschereises. Die Häufigkeit dieser gewaltigen Ausbrüche lässt sich diesen indirekten Quellen jedoch nicht entnehmen. Direkte Messungen der Strahlungsmenge, welche die Erde von der Sonne erreicht, gibt es erst seit Beginn des Weltraumzeitalters.

Hintergrund
Beim sogenannten Carrington-Ereignis von 1859, einem der heftigsten Sonnenstürme der vergangenen 200 Jahre, brach in weiten Teilen Nordeuropas und Nordamerikas das Telegrafennetzwerk zusammen. Der dazugehörige Strahlungsausbruch setzte Schätzungen zur Folge nur ein Hundertstel der Energie eines Superflares frei. Heute wären bei einem solchen Ereignis neben der Infrastruktur auf der Erdoberfläche vor allem Satelliten und die damit verbundenen Kommunikations- und Navigationstechnologien gefährdet.

„Eine weitere Möglichkeit, dem langfristigen Verhalten unseres Sterns auf die Schliche zu kommen, bietet – wie in der aktuellen Studie – der Blick auf ferne Sterne“, so die MPS-Pressemitteilung. „Moderne Weltraumteleskope beobachten abertausende von Sternen und zeichnen ihre Helligkeitsschwankungen auf. Superflares, die innerhalb kurzer Zeit Energiemengen von mehr als Quadrilliarden Joule freisetzen, verraten sich in den Messdaten durch kurze, sehr heftige Helligkeitsspitzen im sichtbaren Licht.“

Dass sonnenähnliche Sterne so häufig zu gigantischen Strahlungsausbrüchen neigen, hat selbst die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sehr überrascht. Frühere Bestandsaufnahmen anderer Forschungsgruppen hatten Zeitabstände von durchschnittlich tausend oder sogar zehntausend Jahren gefunden.

Anhand einer Studie der Ablagerungen (C14) in den Baumringen und im Gletschereis vermuten Sonnenforscher innerhalb der vergangenen zwölftausend Jahren auf fünf extreme Teilchenausbrüche der Sonne und konnten drei Kandidaten für solche Ausbrüche identifizieren. Der heftigste dieser Ausbrüche dürfte sich im Jahre 775 unserer Zeitrechnung ereignet haben.

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Nächster Superflare ungewiss

Allerdings sei es auch möglich, dass es in der Vergangenheit auf der Sonne zu mehr solcher heftigen Teilchenausbrüche und auch zu mehr Superflares gekommen ist. „Es ist unklar, ob gigantische Strahlungsausbrüche immer mit Teilchenausbrüchen einhergehen und wie beide Phänomene zusammenhängen.“ „Weitere Forschung ist notwendig“, gibt Koautor Prof. Dr. Ilya Usoskin von der Universität im finnischen Oulu zu Bedenken. Der Blick auf die irdischen Zeugnisse vergangener Sonneneruptionen könnte die Häufigkeit von Superflares deshalb unterschätzen.

Wann genau es zum nächsten Superflare unserer Sonne kommt, lässt sich hingegen anhand der neuen Studie nicht vorhersagen. Doch die Ergebnisse mahnen zur Vorsicht: „Die neuen Zahlen erinnern eindringlich daran, dass auch extremste Sonnenstürme zum natürlichen Repertoire der Sonne gehören.“

Umso wichtiger sind verlässliche Vorhersagen des sogenannten Weltraumwetters, damit etwa Satelliten rechtzeitig abgeschaltet werden können.

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Superflares: Extreme Sonnenausbrüche für Exoplaneten und dortiges Leben weniger gefährlich als gedacht 6. August 2021

Recherchequelle: MPS

© grenzwissenchaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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Andreas Müller
(Kornkreisforscher)

ein deutscher UFO-Forscher, Autor und Publizist

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