Spektakuläre Neufunde am Grab der Schamanin von Bad Dürrenberg
Halle (Deutschland) – Das Grab der „Schamanin von Bad Dürrenberg“ gehört zu den wichtigsten Funden der mitteleuropäischen Archäologie und wurde zuletzt im Rahmen der spektakulären „The World of Stonehenge“-Ausstellung im British Museum gezeigt. Jetzt präsentieren die Landesarchäologen von Sachsen-Anhalt neue, spektakuläre Funde aus dem direkten Umfeld des Schamaninnen-Grabes.
Wie das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und dessen Landesmuseum für Vorgeschichte aktuell berichten, handelt es sich bei den Neufunden um zwei Masken aus Hirschgeweih, die noch rund 600 Jahre nach dem Tod der Schamanin offenbar als wertvolle Opfergaben niedergelegt wurden.
Hintergrund
Das Grab der Schamanin von Bad Dürrenberg (Saalekreis) ist einer der spektakulärsten Befunde der mitteleuropäischen Archäologie. Vor etwa 9.000 Jahren war hier eine etwa 30 – bis 35-jährige Frau sitzend begraben worden, ein etwa sechs Monate altes Kind in ihren Armen. Ein Kopfschmuck aus Rehgeweih und Tierzahngehänge zeigen die besondere Stellung der Toten als Schamanin, als spirituelle Anführerin ihrer Gruppe.Interessant am Skelett der Schamanin von Bad Dürrenberg ist der Umstand, dass der erste Halswirbel, der sogenannte Atlas, bei der bestatteten Frau nicht ganz ausgebildet war, was dazu führte, dass bei verschiedenen Kopfbewegungen eine Art von epileptischen Anfällen hervorgerufen wurden, „die natürlich diese Person zu etwas ganz Besonderem, zu einer Person mit einer transzendenten Kraft, machte“, so Museumsdirektor Halard Meller (siehe folgendes Video).
Bereits 1934 zufällig bei Kanalarbeiten kurz vor der Eröffnung des Kurparks entdeckt, musste das Grabinventar innerhalb nur eines Nachmittages geborgen werden. Seit Dezember 2019 fanden im Kurpark von Bad Dürrenberg Ausgrabungen im Bereich der vermuteten Fundstelle des Grabes der Schamanin statt. Tatsächlich konnte die Fundstelle ausfindig gemacht werden. Da die ursprüngliche Ausgrabung nur durch einen schmalen Graben erfolgt war, blieben Teile der mit Rötel durchsetzten Grabgrube unangetastet. Zahlreiche 1934 übersehene Funde konnten geborgen werden. Darunter ist ein wichtiger neuer Beleg für die Sonderrolle der Bestatteten als Schamanin.
(Quelle: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt)
Wie die Archäologen aktuell berichten, wurden unmittelbar vor der Grabgrube wurde eine weitere Grube entdeckt, die wohl etwa 600 Jahre nach der Bestattung angelegt worden war.
Diese Grube wurde im Block geborgen und in den Werkstätten des Landesmuseums unter Laborbedingungen untersucht. Dabei gelang eine überraschende Entdeckung: Die Grube enthielt zwei aus Hirschgeweihen hergestellte Masken. „Ähnliche Masken sind zwar in kleiner Zahl von verschiedenen Fundstellen des nördlichen Mittel- und Westeuropas bekannt, so auch aus dem englischen Star Carr. Die anderen Masken stammen allerdings nicht aus Gräbern – sie lassen sich also nicht bestimmten Personen zuordnen. Dies ist in Bad Dürrenberg anders.“
Für die Archäologen aus Halle ist klar, dass die Masken mit der Bestattung der Schamanin in Verbindung stehen. „Diese Frau war offenbar so bedeutend, dass man an ihrem Grab noch Jahrhunderte nach ihrem Tod wertvolle Gaben niederlegte.“
Zum Thema
Die Datierung der neuen Funde rückt die Niederlegung in den Bereich des sog. 8.2K-Events: „Ab etwa 6350 vor Christus verschlechterte sich das Klima innerhalb weniger Jahre. Die jährliche Durchschnittstemperatur sank um 2 bis 3 Grad Celsius. Möglicherweise suchte man das Grab der Schamanin in dieser Situation in der Hoffnung auf Hilfe
auf und deponierte die Masken.“
Die Schamanin von Bad Dürrenberg wird ab Oktober wieder in der Dauerausstellung des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle (Saale) zu sehen sein. Das Online-Angebot des Landesmuseums enthält weitere Informationen zur Schamanin von Bad Dürrenberg mit einem Film aus der „Museum exklusiv“-Reihe:
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Recherchequelle: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
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