Stammen fossile Fußspuren auf Kreta doch nicht von aufrechtgehenden Frühmenschen?
Pocatello (USA) – Jahre lang galten versteinerte Fußspuren nahe Trachilos auf Kreta unter Wissenschaftlern als die Spuren eines Säugetiers. 2017 erklärte dann eine Neubewertung der Funde diese zu Abdrücken eines Frühmenschen. Mit einem Alter von 5,7 Millionen Jahren würden diese Spuren bisherigen Vorstellung von Afrika als „Wiege der Menschheit“ und der frühen menschlichen Evolution allgemein in Frage stellen (…GreWi berichtete). In einem aktuellen Fachartikel wiedersprechen nun zwei Anthropologen und Experten für den menschlichen aufrechten Gang dieser Deutung der Abdrücke von Trachilos jedoch deutlich.
Seit den Funden des Australopithecus in Süd- und Ostafrika Mitte des 20. Jahrhunderts, gilt Afrika weithin als “Wiege der Menschheit”. Tatsächlich scheinen immer neue Funde – nicht zuletzt die eines offenbar schon vor 3,7 Millionen Jahren aufrecht gehenden Frühmenschen mit menschenartigen Füßen (…GreWi berichtete) – diese Theorie zu bestätigen, laut der der Mensch einst in Afrika entstand, danach hier aber für mehrere Millionen von Jahren isoliert blieb, bevor er sich auf den Weg nach Asien und Europa machte.
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2017 veröffentlichten dann jedoch Gerard Gierlinski und Grzegorz Niedzwiedzki vom Polnischen Geologischen Institut im Fachjournal “Proceedings of the Geologists’ Association” (DOI: 10.1016/j.pgeola.2017.07.006) ihre neue Analyse der 2002 von Gerald Gierlinski nahe Trachilos auf Kreta entdeckten Spuren. Diese datierten die Wissenschaftler nicht nur auf ein Alter von 5,7 Millionen Jahren, sondern glaubten darin menschenartige anatomische Fußmerkmale zu erkennen, wie sie auf eine offenbar komplexere Historie der Entstehung und Entwicklung des Menschen hindeuten würde (…GreWi berichtete).
In einem aktuell im Fachjournal „Proceedings of the Geologists‘ Association“ (DOI: 10.1016/j.pgeola.2018.05.006) veröffentlichten Artikel, erklären Dr. Jeff Meldrum, Professor für Anatomie und Anthropologie und Professor der Abteilung für Anthropologie an der Idaho State University gemeinsam mit Esteban Sarmiento von der Human Evolution Foundation, die Deutung der Trachilos-Spuren durch Gierlinski und Kollegen im Sinne aufrechtgehender Frühmenschen des Miozäns für falsch.
Die Daten seien übersichtlich gewonnen, es fehle an einer Erklärung darüber, wie die Autoren des Artikels die Abdrücke identifiziert haben wollen, da es nicht zuletzt auch an einer Darstellung jener morphologischen Details fehle, die die Abdrücke zum einen, einem einzigen Individuum zuordnen und zum anderen eine bilaterale Symmetrie (des aufrechten, zweibeinigen Gangs) ausweisen. Auch diskutiere der Artikel nicht die Möglichkeit anderer, alternativer Verursacher der Abdrücke.
Kurz: Die Beweislage für die ausgeführten Schlussfolgerungen, laut denen die Spuren von Trachilos von einem aufrechtgehenden Frühmenschen stammen sollen, seien ebenso „ungenügend“ wie die daran im gleichen Sinne anschließende Argumentation und Schlussfolgerungen.
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