Hokaido (Japan) – Nachdem schon zuvor drei Nukleinbasen im Innern von Meteoriten entdeckt wurden, haben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen nun auch die letzten beiden – bislang fehlenden – chemischen Komponenten irdischer DNA und RNA im Innern von Meteoriten identifiziert. Die Wahrscheinlichkeit, dass zumindest die für die Entstehung des irdischen Lebens notwendigen Bausteine selbst also auf diese Weise zur Erde gelangten, steigt damit einmal mehr. Mehr noch: Könnte das Leben selbst also außerirdischer Abstammung sein?
Wie das internationale Team um Professor Yasuhiro Oba von der Hokkaido University aktuell im Fachjournal “Nature Communications ” (DOI: 10.1038/s41467-022-29612-x) berichtet, sei es unwahrscheinlich, dass DNA selbst im Innern vom Meteoriten entstehen könnte. Allerdings zeige das Vorhandensein der Bauteile unserer genetischen Informationsträger im Innern der außerirdischen Felsbrocken, wie diese Bauteile einst auf die frühe Erde gelangt sein könnten und das die chemischen Bausteine des Lebens eine solche Reise überdauern können.
Hintergrund
Alle (irdische) RNA und DNA, wie sie die Anleitung zur Herstellung und Funktion jedes Organismus auf der Erde beinhalten, besteht aus vier bzw. fünf Komponenten, den sogenannten Nukleinbasen. In der DNA sind das: Adenin (A), Guanin (G), Cytosin (C) und Thymin (T). In der RNA findet Uracil (U) anstatt des Thymins Verwendung. Bei Nukleinbasen handelt es sich um eine Klasse organischer Moleküle, sogenannte Purine und Pyrimidine, die in einer großen Vielfalt vorkommen. Der Umstand, dass im Innern von Meteoriten bislang nur drei der insgesamt fünf DNA/RNA-Basen entdeckt werden konnten, stellte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bislang vor ein Rätsel.
“Wir haben uns gefragt, warum Nukleinbasen eine Ausnahme innerhalb der organischen Verbindungen, die bereits im Innern von kohlenstoffhaltigen Meteoriten gefunden wurden, darstellen. Im Gegensatz etwa zu Aminosäuren und Kohlenwasserstoffen findet sich hier keine strukturelle Diversität“, erläutert Oba und führt dazu weiter aus: „Da aber bereits gezeigt werden konnte, dass auch Purine und Pyrimidine in außerirdischen Umgebungen synthetisiert werden können, würde man also erwarten, dass man im Innern solcher Meteoriten auch eine breitere Vielfalt dieser organischen Moleküle findet – was bislang aber nicht der Fall war.“
Durch den nun erbrachten Nachweis von Cytosin (C) und Thymin (T) im Innern der Meteoriten von Murchison, Murray und Tagish Lake habe man jetzt aber auch Beweise für das vollständige Set an Nukleinbasen, wie sie dem irdischen Leben zugrunde liegen und wie sie für die Entstehung des Lebens auf der jungen Erde bereits zur Verfügung standen.
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Vermutlich habe man diese Basen aufgrund ihrer feineren Struktur jetzt erst entdeckt, da sie bei früheren Extraktionsverfahren möglicherweise zerstört wurden. Tatsächlich hatten Forschende in vorigen Studien aus Körnern der untersuchten Meteoriten und erhitzter Ameisensäure eine Art “Meteoriten-Tee” zubereitet, um dann die molekulare Zusammensetzung dieses Extrakts zu analysieren. In der aktuellen Studie nutzten die Forschenden um Oba nun jedoch kaltes Wasser anstelle der erhitzten Ameisensäure, die die fragilen Moleküle in früheren Untersuchungen leicht zerstören konnte. Zudem kamen nun leistungsfähigere Instrumente und Analysemethoden zur Anwendung.
Trotz ihres Forschungserfolges zeigen sich die beteiligten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aber noch zurückhaltend in deren Bewertung: So stelle der Nachweis noch keinen eindeutigen Beweis dafür dar, dass das Leben auf der Erde auch tatsächlich außerirdische Entwicklungshilfe bekam oder selbst sogar vollständig aus dem All stammt. Der Umstand aber, dass nun alle fünf Nukleinbasen zusätzlich zu anderen organischen Molekülen im Innern von Meteoriten nachgewiesen werden konnten, liefere aber nun wichtige Grundlagen zur weiteren Untersuchung dieser grundlegenden Frage.
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Recherchequelle: Nature, NASA Goodard Space Flight Center
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