Studie findet vielversprechende Anzeichen für mögliche Fossilien am Arbeitsort des nächsten Mars-Rovers
Stanford (USA) – Während der derzeit aktive NASA-Mars-Rover „Curiosity“ im Gale-Krater untersucht, ob der Mars grundsätzlich einst lebensfreundlich war, soll sein Nachfolger, konkret nach Spuren einstigen Lebens auf dem Mars suchen. Eine neue Studie des ausgewählten Arbeitsortes dieses Rovers kommt zu vielversprechenden Beobachtungen und weckt Hoffnungen auf möglicherweise vor Ort erhaltene Fossilien.
Bislang auf einen Starttermin für den Sommer 2020 angesetzt, soll die kürzlich von der NASA 2020“ im Jezero-Krater landen, in dessen Inneren Sedimentstrukturen nahelegen, dass sich darin einst gewaltige Wassermassen ergossen haben.
Doch wie lange floss das Wasser in diesen einstigen Marsflüssen? Lange genug, als dass sich hier Leben entwickeln konnte? Wissenschaftler um Professor Mathieu Lapôtre von der Stanford School of Earth, Energy & Environmental haben sich dieser Frage in einer neuen Studie angenommen und hierzu Satellitenbilder analysiert und das Ergebnis aktuell im Fachjournal „AGU Advances“ (DOI: 10.1029/2019AV000141) veröffentlicht.
Anhand von Modellberechnungen dafür, wie lange es dauert, um entsprechende Sedimentschichten in einem Delta wie im Jezero durch einen Fluss zu bilden kommen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zu dem Schluss, dass es auf dem Mars wahrscheinlich ausreichend lang flüssiges Wasser gab, um diese Umgebung nicht nur lebensfreundlich zu machen bewohnbar, auch wenn sie trocken gewesen sein könnte“, so Lapôtre. „Wir zeigen, dass die Sedimente schnell abgelagert wurden und dass organische Stoffe schnell vergraben worden wären. Das wiederum bedeutet, dass sie wahrscheinlich geschützt und erhalten worden wären.“
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Der Jezero-Krater wurde für die nächste Rover-Mission der NASA ausgewählt, auch weil er unter anderem ein urzeitliches Flussdelta enthält, von dem bekannt ist, dass es organische Moleküle, die mit dem Leben verbunden sind, effektiv bewahrt haben könnte (…GreWi berichtete). Ohne ein Verständnis der Raten und der Dauer der Entstehung eines solchen Deltas, die Antwort auf die Frage, ob sich auch im Jezero Spuren des Lebens erhalten haben könnten, bislang spekulativ.
Die Studie enthält eine kürzlich von den Forschern gemachte Entdeckung über die Erde: Fadenförmige Flüsse, an deren Ufern keine Pflanzen über ihren Ufern wachsen, bewegen sich etwa zehnmal schneller seitwärts als solche mit Vegetation. Basierend auf der Stärke der Schwerkraft des Mars und unter der Annahme, dass der Rote Planet keine Pflanzen hatte, schätzen die Wissenschaftler, dass die Bildung des Deltas im Jezero-Krater mindestens 20 bis 40 Jahre gedauert hat, sich seine Entstehung sich aber wahrscheinlich über etwa 400.000 Jahre herausgezögert hat.
„Dies zu wissen ist nützlich, weil eines der großen Unbekannten auf dem Mars die Zeit ist“, sagt Lapôtre und erläutert dazu weiter: „Indem wir einen Weg finden, die Rate für den Bildungsprozess zu berechnen, können wir nun beginnen, diese Zeitdimension zu ermitteln.“ Die Forscher schätzten auch, dass Feuchtperioden, die zu einer signifikanten Delta-Bildung führen, auf dem alten Mars etwa 20-mal seltener waren als heute auf der Erde.
Allerdings vermuten die Autoren, dass auch wenn am Jezero-Delta einst Leben existierte, hat dieses sich wahrscheinlich nicht über das Einzelzellenstadium hinaus entwickelt. Grund für diese Annahme sei, „dass sich der Jezero-Krater vor über 3,5 Milliarden Jahren gebildet hat, lange bevor Organismen auf der Erde mehrzellig wurden. Wenn einmal Leben an der Oberfläche existierte, wurde seine Entwicklung durch ein unbekanntes Ereignis aufgehalten, das den Planeten (zu seinem heutigen Zustand) sterilisierte. Das heißt, der Mars-Krater könnte als eine Art Zeitkapsel dienen, die Lebenszeichen bewahrt, wie sie einst auf der Erde existierten.“
Im Rahmen der „Mars 2020“-Mission sollen auch erstmals Bodenproben gewonnen werden, die dann erstmals vom Mars auch wieder zur Erde zurück transportiert werden sollen.
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Quellle: Stanford University
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