Studie legt nahe: Tasmanische Tiger haben bis heute überlebt
Hobart (Australien) – Während der offiziell letzte lebende Tasmanische Tiger (Thylacinus cynocephalus) 1936 im Beaumaris Zoo von Hobart verstarb, gibt es bis heute unzählige Augenzeugenberichte und sogar – wenn auch meist mehrdeutige – Foto- und Filmaufnahmen angeblich bis heute überlebender Exemplare des auch unter der Bezeichnung „Beutelwolf“ bekannten Tiere. Eine aktuelle Studie legt nun nahe, dass die Tiere bis Ende des 20. Jahrhunderts oder sogar bis heute in freier Wildbahn überlebt haben könnten.
Bereits 2016 hatten der Leiter der „International Thylacine Specimen Database“ und des virtuellen Stephen R. Sleightholme und Cameron R. Campbell vom virtuellen „Thylacine Museum“ berechnet, dass Thylacine mindestens bis in die 1950er-Jahre überlebt haben könnten. Gemeinsam mit Barry W. Brook von der University of Tasmania und weiteren Kollegen sind die beiden anerkannten Beutelwolf-Experten nun auch an der seit Januar 2021 vorab via „bioRxiv.org“ veröffentlichten Studie beteiligt.
Anhand einer, wie die Autoren es selbst beschreiben, „einmaligen und robusten Raum-Zeit-Kartierung und Modellrechnung (auf der Grundlage der selbst betriebenen Datenbank), unterlegt mit der weltweit ersten Sichtungsdatenbank (für Thylacine), zeigen wir, dass der Beutelwolf vermutlich bis ins späte 20. Jahrhundert überlebt hat, mit einiger Wahrscheinlichkeit vielleicht sogar noch heute lebt.“ Die Datenbank selbst beinhaltet 1237 Einträge aus den Jahren 1910 bis 2019, darunter 99 physische Spuren-Indizien und 429 Sichtungen durch Experten (u.a. ehemalige Beutelwolfjäger, Buschleute, Ranger usw.), 226 der Einträge gelten als „nicht verifiziert“.
Hintergrund
Einst war der auf seine einzigartige Weise gestreifte Tasmanische Tiger auf dem ganzen australischen Kontinent verbreitet, wurde aber in Konkurrenz zu den verwilderten Haushunden (Dingos) mehr und mehr zurückgedrängt und war schon vor rund 200 Jahren auf dem gesamten australischen Festland nahezu ausgerottet.Lediglich auf dem Inselstaat Tasmanien hatte eine große Population der Tiere diese Verdrängung überdauert, wurde hier dann aber in der britischen Kolonialzeit durch Jäger und Schafzüchter und ein staatliches Kopfgeld ebenfalls ausgerottet. Lediglich in verschiedenen Zoos überlebten die Tiere bis 1936, als das letzte lebende Exemplar auch dort verstarb. Seither gab und gibt es aber immer wieder Augenzeugen, die lebende Exemplare gesichtet und teilweise auf fotografiert und gefilmt haben wollen.
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Nicht zuletzt aus diesem Grund gilt der Tasmanische Tiger als eines der bekanntesten Wappentiere der sogenannten Kryptozoologie. Hierbei handelt es sich um einen Forschungs- und Wissenschaftszweig, der um die Erforschung von Tieren bemüht ist, die entweder eigentlich bereits als ausgestorben gelten oder die bislang zwar noch nicht wissenschaftlich, dafür aber in Sagen, Legenden und von Augenzeugen beschrieben wurden.
Neben vermutlich medial beeinflussten Höhen in der Sichtungsstatistik verliefen die Sichtungszahlen zwischen 1940 und 1999 relativ konstant, fielen aber seit dem Jahr 2000 merklich ab, da Zahl und Qualität der Sichtungsberichte zurückgingen.
Anhand der Sichtungsberichte entwickelten die Autoren der aktuellen Studie ein kleinräumiges Modell der Populationsentwicklung, aus der heraus sich auch Hotspots für Beutelwolf-Sichtungen ergeben. Hinzu erlaubt das Modell eine Vorhersage des wahrscheinlichen Aussterbedatum einer jeweiligen Population bzw. für die Wahrscheinlichkeit, dass diese heute noch existiert.
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Auf diese Weise kommt die neuste Studie zu dem Schluss, dass Beutelwölfe in Tasmanien sogar noch bis um das Jahr 2007 überlebt haben könnten. Während die Wahrscheinlichkeit überlebender Beutelwolf-Populationen laut dem neuen Modell in den 1980er Jahren noch bei 100 Prozent lag, flacht die Kurve danach deutlich ab und lag 2007 bei nur noch 50 Prozent. 2020 betrug die Wahrscheinlichkeit noch 17 Prozent und nähert sich auf 2045 zu gen Null.
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Quelle: bioRxiv.org, Netzwerk Kryptozoologie
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