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Studie: Mammuts haben bis vor 4.000 Jahre überlebt

Grafische Darstellung einer Mammutherde (Illu.). Copyright/Quelle: Gemeinfrei (Reproduktion aus: Weltall und Menschheit, Hans Kraemer 1902-1904
Grafische Darstellung einer Mammutherde (Illu.).
Copyright/Quelle: Gemeinfrei (Reproduktion aus: Weltall und Menschheit, Hans Kraemer 1902-1904

Tübingen (Deutschland) – Galten Mammuts lange Zeit als bereits vor rund 12.000 Jahren am Ende der letzten Eiszeit ausgestorben – zuletzt zeigten Analysen, dass Mammuts bis vor 5.600 Jahren in Alaska überlebt hatten. Jetzt zeigt eine aktuelle Studie, dass Mammuts auf der arktischen Wrangelinsel vermutlich sogar erst vor 4.000 Jahren ausstarben.

Wie das internationale Team der Universitäten Tübingen und Helsinki sowie der Russischen Akademie der Wissenschaften aktuell im Fachjournal „Quaternary Science Reviews“ (DOI: 10.1016/j.quascirev.2019.105884) berichten, haben sie das Szenario rekonstruiert, das innerhalb kürzester Zeit zum Aussterben der Mammuts geführt haben könnte. Demnach waren die Hauptgründe eine Kombination des isolierten Lebensraumes auf der entlegenen Insel im arktischen Ozean, Wetterextremen und die mögliche Ankunft des Menschen.

Hintergrund
Mammuts waren während der letzten Eiszeit, vor etwa 100.000 bis 15.000 Jahren, auf der Nordhalbkugel von Spanien bis Alaska weit verbreitet. Aufgrund der Klimaerwärmung, die vor 15.000 Jahren begann, verkleinerte sich ihr Lebensraum auf Nordsibirien und Alaska. Auf der Wrangelinsel wurden einige Mammuts durch den steigenden Meeresspiegel vom Festland abgeschnitten. Diese Population überlebte um mehrere tausend Jahre länger als ihre Verwandten auf dem Kontinent.
Quelle: Universität Tübingen

Zu ihren Folgerungen gelangten die Forscher und Forscherinnen anhand der Analyse der Isotopenzusammensetzung von Kohlenstoff, Stickstoff, Schwefel und Strontium von mehr als 170 Mammutknochen und -zähnen aus Nordsibirien, Alaska, dem Yukon und der Wrangelinsel: „Die Funde waren zwischen 40.000 und 4.000 Jahre alt. Ziel war es, mögliche Veränderungen der Ernährung und des Lebensraums der Mammuts zu dokumentieren, um Störungen in der Umwelt belegen zu können. Danach änderten sich die Kollagen-Kohlenstoff- und Stickstoffisotopenzusammensetzungen der Mammuts von der Wrangelinsel während der Klimaerwärmung vor rund 10.000 Jahren nicht. Die Werte blieben stabil, bis die Mammuts verschwanden – anscheinend mitten aus unverändert günstigen Lebensbedingungen.“

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Dieses Ergebnis steht im Gegensatz zu den Erkenntnissen über Wollhaarmammuts aus der ukrainisch-russischen Ebene, die vor 15.000 Jahren ausstarben, und zu den Mammuts der Insel Saint-Paul in Alaska, die vor 5.600 Jahren verschwanden. In beiden Fällen zeigten die letzten Vertreter dieser Populationen deutliche Veränderungen in ihrer Isotopenzusammensetzung. Dies weise auf eine Veränderung ihrer Umwelt kurz vor dem lokalen Aussterben hin.

Frühere DNA-Studien hatten darauf hingewiesen, dass der Fettstoffwechsel der Mammuts auf der Wrangelinsel durch Mutationen beeinträchtigt wurde. Die aktuelle Studie unter Professor Hervé Bocherens und Dr. Dorothée Drucker vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment (HEP) der Universität Tübingen fand nun einen bemerkenswerten Unterschied zwischen den Wrangelinsel-Mammuts und ihren sibirischen Vorgängern: Bestimmte Kohlenstoffisotopenwerte offenbarten Unterschiede in den Fetten und Kohlenhydraten, von denen sich die Mammuts ernährten. „Wir nehmen an, dass die sibirischen Mammuts eher von ihren Fettreserven zehrten, um die extrem harten Eiszeitwinter zu überstehen. Die Mammuts von der Wrangelinsel lebten hingegen unter milderen Bedingungen, sie brauchten keine Fettreserven“, sagt die Teamleiterin Dr. Laura Arppe vom Finnischen Museum für Naturgeschichte an der Universität Helsinki. Zudem wiesen die Knochen Schwefel- und Strontiumwerte auf, die darauf hindeuteten, dass das Grundgestein zum Ende der Mammutpopulation stärker verwitterte. Dies könnte sich auf die Qualität des Trinkwassers ausgewirkt haben.

Warum also verschwanden die letzten Wollhaarmammuts so plötzlich? Die Forscher vermuten, dass sie durch kurzfristige Ereignisse ausgestorben sind: „Zum Beispiel könnten extreme Wetterereignisse wie Regenfälle auf Schnee dazu geführt haben, dass der Boden von einer dicken Eisschicht bedeckt wurde, sodass die Tiere nicht genügend Nahrung fanden. Solche Szenarien hätten einen dramatischen Populationsrückgang zur Folge, der schließlich bis zum Aussterben geführt haben könnte.“

Es sei vorstellbar, dass die Population, die vielleicht schon durch genetische Mutationen und schlechte Trinkwasserqualität geschwächt war, durch Einwirkung von extremen Wetterbedingungen ausgestorben ist, vermuten Bocherens und Kollegen. Ein weiterer möglicher Faktor könne die Ankunft und Ausbreitung der Menschen gewesen sein – schließlich sind die frühesten archäologischen Zeugnisse von Menschen auf der Wrangelinsel nur wenige hundert Jahre jünger als der jüngste Mammutknochen. Obwohl die Chance, Spuren der Jagd durch Menschen auf die Mammuts zu finden, sehr gering sei, könne die Möglichkeit, dass auch Menschen zum Aussterben der Mammuts beigetragen haben, dennoch nicht ausgeschlossen werden.

Diese Studie zeige, warum isolierte kleine Populationen großer Säugetiere besonders gefährdet sind, durch extreme Umwelteinflüsse oder menschliches Verhalten auszusterben, mahnen die Autoren der Studie abschließend: „Die Erhaltung von großen, nicht voneinander isolierten Populationen kann helfen, das Aussterben von Tierarten zu verhindern. Dies ist eine wichtige Erkenntnis im Hinblick auf den Artenschutz.“

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Quelle: Universität Tübingen

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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