Studie: Meditation können Depressionen und Angstzustände auch verstärken

Symbolbild: Meditation Copyright: brenekee (via Pixabay.com) / Pixabay License
Lesezeit: ca. 3 Minuten
Symbolbild: Meditation Copyright: brenekee (via Pixabay.com) / Pixabay License

Symbolbild: Meditation
Copyright: grewi.de (mit Material von Pixabay.com / brenekee)

Coventry (Großbritannien) – Oft werden Achtsamkeits- und andere Formen der Meditation zur Stresslinderung und Behandlung von Depressionen und Angstzuständen eingesetzt. Eine aktuelle Studie kommt nun aber auch zu dem Schluss, dass dies bei einigen Menschen ebenso auch zu einer Verschlimmerung führen kann.

Wie das Team um Miguel Farias von der Coventry University aktuell in der kommenden Ausgabe des Fachjournals „Acta Psychiatrica Scandinavica“ berichten wird, zeigt ihre aktuelle Untersuchung, dass eine von 12 Personen, die Meditation zur Linderung von Depressionen und Angstzuständen eingesetzt hat, von ungewollten negativen Effekten bis hin zur Verschlimmerung der Ausgangszustände berichtet.

„Während die meisten Patienten zweifelsohne von positiven Ergebnissen berichten, gilt dies aber offenbar nicht grundsätzlich und in jeden Fall“, so Farias. Gerade die sogenannte Achtsamkeitsmeditation, in der versucht wird, die Aufmerksamkeit auf den jeweils aktuellen Moment und die eigenen Gedanken, Emotionen oder aber auch auf äußere Reize zu fokussieren, erfreue sich zunehmender Beliebtheit und werde in England sogar von Nationalen Gesundheitsdienst (NHS) zu Linderung von Depressionen empfohlen.

www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +

Die Forscher vermuten, dass ein Grund für die wachsenden Beliebtheit von Meditation als Mittel gegen Ängste und Depressionen darin liegt, dass auch das Bewusstsein für mögliche negative Nebenwirkungen von Antidepressiva verbreiteter sei als zuvor.

Da zwar auch schon zuvor Berichte über negative Effekte von Meditation bekannt waren, bislang aber konkrete Zahlen und Daten zu dem Phänomen fehlten, untersuchten Farias und Kollegen 55 relevante frühere Studien und extrahierten aus diesen nun erstmals einen belastbaren Datensatz über negative Effekten von Meditation auf Patienten mit Depressionen und Angstzuständen.

Das Ergebnis zeigt, dass in etwa 8 Prozent jener Personen, die Meditation zur Behandlung ausprobiert hatten, von ungewollten, negativen Nebenwirkungen berichten. „Diese Menschen berichten von einer ganzen Bandbreite an Effekten, von erhöhten Angstzuständen bis hin zu regelrechten Panikattacken“, so Farias. In einigen Fällen sei es sogar zu Psychosen und Suizidgedanken gekommen. Hinzu seien die beschrieben 8 Prozent möglicherweise nur ein konservativer Wert, da viele der untersuchten Studien, nur schwerwiegende negative Nebenwirkungen in Betracht gezogen hatten.

Gegenüber den „New Scientist“ unterstreicht die britische Psychologin Katie Sparks dennoch die Bedeutung von Meditation bei der Behandlung von Depressionen und Angstzuständen: „Es hat sich gezeigt, dass Meditation diese Symptome wirklich lindern und Betroffenen dabei helfen kann, sich zu entspannen – sowohl psychisch als auch physisch. (…) Manchmal führt das Bemühen um die Beruhigung der Gedanken aber auch dazu, dass unser Geist rebelliert. Das ist dann wie ein Gegenschlag und resultiert in einer Episode aus Angst, Stress und Depression.“
https://www.newscientist.com/article/2251840-mindfulness-and-meditation-can-worsen-depression-and-anxiety/
Allerdings unterstreichen die Forscher zugleich, dass die Ergebnisse Menschen nun nicht davon abhalten sollten, Meditation als Alternative zu Antidepressiva einzusetzen – allerdings sollte man auch die Meditation eben unter erfahrener Anleitung von Experten durchführen. „Wenn falsch verstanden, könnten unsere Ergebnisse dazu führen, dass Menschen Meditation gar nicht erst in Erwägung ziehen oder abbrechen, obwohl sie von richtig geleiteter Meditation durchaus profitieren könnten.“ Das gelte es bei aller Vorsicht zu vermeiden.




WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Unangenehme Erfahrungen – Studie fordert mehr Forschung zu Meditation 10. Mai 2019
Studie bestätigt: Yoga kann gegen Angststörungen helfen 17. August 2020
33 statt 41: Meditation verzögert Altern des Gehirns 18. März 2020
Neue Meditationsform gegen Einsamkeit 8. Januar 2017
Studie: Meditation verlangsamt altersbedingten Verlust grauer Hirnsubstanz 8. Februar 2015
Experimentelle Studie weist erstmals berührungsfreie Einwirkung eines Meditierenden auf biologische Systeme nach 10. Januar 2014
Studie beweist: Tummo-Meditation kann Körperkerntemperatur kontrollieren 9. April 2013 
Studie zeigt: Meditation erzeugt anhaltende Veränderungen im Hirn 13. November 2012
Studie belegt: Meditation verdichtet graue Hirnsubstanz 10. Januar 2012
Achtsamkeitsmeditation verändert Hirnstruktur innerhalb von acht Wochen 24. Januar 2011
Harvard-Studie: Meditation verändert das Gehirn 24. Juni 2008
Studie belegt: Transzendentale Meditation kann Bluthochdruck verringern 18. März 2008

Quelle: New Scientist

© grenzwissenschaft-aktuell.de