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Studie: „Menschenaffen wurden jahrzehntelang von der Wissenschaft sträflich unterschätzt“


Symbolbild: Menschenaffe.

Copyright: Public Domain

Falmer (Großbritannien) – Die soziale Intelligenz von Menschenaffen dürfte von Wissenschaftlern bislang „völlig missverstanden“ worden sein, schlussfolgern britische und US-amerikanische Wissenschaftler als Ergebnis ihrer aktuellen Studie. Der Grund liege in einer unsachgemäßen Einschätzung der Fähigkeiten der Tiere in bisherigen Untersuchungen und Studien.

Wie das Team um Dr. David Leavens von der University of Sussex aktuell im Fachjournal „Animal Cognition“ (DOI: 10.1007/s10071-017-1119-1) berichten, kommen „hunderte von wissenschaftlichen Studien der vergangenen zwei Jahrzehnte zu dem Schluss, dass Menschenaffen zwar schlau sind – aber eben nicht so schlau wie wir Menschen. Das Ergebnis der aktuellen Untersuchungen legt nun jedoch nahe, dass das, was wir glauben über die soziale Intelligenz unserer nächsten Verwandten zu wissen, eher auf Wunschdenken und schlechter Wissenschaft, statt auf wissenschaftlichen Fakten basiert.

„Der sich seit Jahrzehnten festgesetzte Fehler in der Forschung liegt in unserer Vorstellung von unserer eigenen Überlegenheit“, erläutert Leavens und führt weiter aus: „Das hat dazu geführt, dass Wissenschaftler zu dem Schluss kamen, dass schon Menschenbabys über mehr sozialen Fähigkeiten verfügen als erwachsenen Menschenaffen. Wir Menschen sehen uns als Spitze des Evolutionsstammbaumes an. Dies wiederum hat zu einer systematischen Überhöhung unserer Bewertung der Fähigkeiten menschlicher Kinder zu logischem Denkens geführt und derart voreingenommene Studien haben Menschenaffen entsprechend diskriminiert.“

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Selbst wenn Menschenaffen Kleinkinder in Studien überboten, hätten in den meisten Fällen die durchführenden Wissenschaftler dahin tendiert, die überlegeneren Leistungen der Affen als Konsequenz untergeordneter kognitiver Fähigkeiten zu deuten.

Tatsächlich gebe es jedoch „nicht einen einzigen wissenschaftlich fundierten Bericht über grundlegende Artenunterschiede zwischen Menschen und Menschenaffen in deren sozialen Fähigkeiten, beispielsweise dem Verstehen von Gesten“, so die Autoren der neuen Studie. „Das bedeutet zwar nicht, dass solche Unterschiede nicht vielleicht noch gefunden werden. Aber es zeigt, dass die bisherige wissenschaftliche Forschung stark fehlerhaft ist.“

Die Forscher vergleichen die aktuelle Situation mit der noch vor rund 100 Jahren unter Wissenschaftlern als gesichert verbreiteten Vorstellung von Nordeuropäern als vermeintlich intelligenteste menschliche Art: „Solche Vorstellungen sind heute zwar antiquiert, aber die vergleichende Psychologie wendet die gleichen Vorurteile bei der artenübergreifenden Analyse zwischen Menschen und Menschenaffen an.“

„Als wir die vorhandene Literatur untersuchten, stellten wir eine große Kluft zwischen Beweisen und Glauben fest“, erläutert Professor Kim Bard von der University of Portsmouth. „Das legt nahe, dass es eine tiefe Hingabe für die Vorstellung gibt, dass alleine wir Menschen die Fähigkeit zur komplexen sozialen Intelligenz besitzen. Doch diese Vorstellung wird oft nicht durch Beweise gestützt.“

Als Beispiel schildern die Forscher folgende Experiment-Situation: „Ein Affe weist mit einer deutenden Geste auf ein entferntes Objekt. Die Bedeutung dieser Geste wird als vieldeutig interpretiert. Macht aber ein Mensch die gleiche Geste in Richtung des Objekts, schlussfolgern Forscher, aufgrund der Annahme eines erhöhten Grades an fortgeschrittener sozialer Intelligenz als Produkt der Evolution, dass das Kind auch das angezeigte Objekt meint. Anderen Arten trauen wir dies meist nicht so deutlich zu. (…) Da es aber keine wissenschaftlichen Beweise für diese Annahme gibt, müssen wir uns fragen, ob unsere aktuelle vergleichende und Entwicklungspsychologie überhaupt etwas nützliches zu unseren Verständnis über die kognitiven Grundlagen der Kommunikationsentwicklung beigetragen hat.“

„Wenn Forscher also am Ursprung von Sprache interessiert sind und sich dann alleine auf das Verhalten und nicht auf die tatsächliche Lernerfahrung der Tiere konzentriert, wird er sehr schnell zu falschen Ergebnissen zugunsten des Menschen kommen.“

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Um der beschriebenen Voreingenommen entgegenzuwirken, nennen die Autoren der aktuellen Studie vier Möglichkeiten:

– In der sog. Überkreuz-Aufzucht werden die zu untersuchenden Menschenaffen gemeinsam mit Menschenkindern aufgezogen. Die Ergebnisse dieser weit zurückreichenden Tradition zeigen denn auch, dass die Menschenaffen zwar weniger Wörter erlernen als ihre menschlichen „Geschwister“, dass die derart aufgezogenen Affen aber auf deutlich mehr Wegen und komplexer kommunizieren können als „normale“ Menschenaffen. Allerdings sei die Praxis der Überkreuz-Aufzucht ethisch nur noch schwer zu vertreten.

– Einen anderen Ansatz sehen dir Forscher in einer radikalen Operationalisierung der Experimente, die sich dadurch nur auf jene Variablen konzentrieren sollen, die zweifelsfrei objektiv messbar sind. Allerdings können viele Erklärungen für Fähigkeiten in der vergleichenden Psychologie schlicht und einfach nicht beobachtet, geschweige denn objektiv – und damit wissenschaftlich – gemessen werden.

– Vor den vergleichenden Versuchen sollten auch die Menschenaffen in dem, was die im Experiment leisten sollen trainiert werden. „Die Wissenschaft ging zu lange davon aus, dass menschliches Verhalten spontan sei und die tatsächlich lange Erfahrung und Übung, die Menschenkinder (etwa beim sinnvollen Deuten nach Objekten) haben, nicht in Betracht gezogen.“

– In fast allen Studien wurden zudem nur kleine Gruppen von Menschenaffen und Menschen miteinander verglichen – beispielsweise westlich erzogene, industrialisierte, relativ reiche und demokratische Kinder mit Affen-Waisen, die in sterilen Umgebungen großgezogen wurden. Zukünftig sollten mehr als nur eine Gruppe von Menschen mit mehr als nur einer Gruppe Affen verglichen werden, um beispielsweise Umwelteinflüsse auf das Ergebnis bestimmen zu können.

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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