Studie: Moai der Osterinsel zeigen Trinkwasserquellen an
Long Beach (USA) – Viele Rätsel ranken sich um die „Osterinsel“ Rapa Nui. Neben der Frage nach dem Sinn und Zweck der zahlreichen charismatischen Steinköpfe oder dem Grund für den Kollaps der einstigen dortigen Zivilisation rätselten Wissenschaftler lange Zeit auch über die Frage, woher die Bewohner des Eilands ihr Trinkwasser bezogen. Eine aktuelle Studie glaubt diese Frage nun beantworten zu können und liefert zugleich auch einen Ansatz im Rätsel um die steinernen Moai.
Wenn es um frisches Trinkwasser geht, hat die Vulkaninsel Rapa Nui ein Problem: Aufgrund der stark porösen Vulkanböden absorbieren diese das Regenwasser sehr schnell, weshalb es in der Folge auch keine Flüsse und Bäche gibt.
Die bislang von Forschern als Zisternen für Regenwasser gedeuteten und tatsächlich auch künstlich angelegten Steinmulden – die sogenannten Taheta (s. Abb.) waren mit einem Fassungsvermögen von maximal vier Litern und angesichts des die Verdunstung begünstigenden Klimas nicht dazu geeignet, die einstige bis zu 20.000 Menschen starke Rapa-Nui-Bevölkerung mit ausreichend Trinkwasser zu versorgen. Zumal es auf der Osterinsel gerade einmal an durchschnittlich 48 Tagen regnet und hierbei nur 1.240 Millimeter pro Jahr niedergehen.
Von wo also die Ureinwohner von Rapa Nui ihr Trinkwasser bezogen, galt Wissenschaftlern bislang als ein Rätsel. Nicht zuletzt – das zeigt die aktuelle Studie – weil sie die Berichte europäischer Reisender und Seefahrer aus dem 18. Jahrhundert abtaten, in denen beschrieben wurde, dass die Einheimischen Meerwasser tranken.
Hintergrund
Tatsächlich ist die Salzkonzentration in Meerwasser für den menschlichen Organismus zu hoch. Der Grund: Der menschliche Körper besteht zu großen Teilen aus Wasser, gebunden im Blut und in den Zellen. Neben Wasser braucht unser Körper auch Salze und Mineralien, die er über die Nieren erhält. Ist zu viel Salz vorhanden, wird es ausgeschieden. Die Nieren können diese Aufgabe aber nur dann meistern, wenn sie frisches Wasser zur Verfügung haben, in dem noch nichts gelöst ist. Würden wir nun Meerwasser trinken, müsste unser Körper dieses Salz – ebenfalls mit Hilfe der Nieren – wieder loswerden. Die Nieren wiederum beziehen dann das nicht vorhandene Frischwasser aus anderen Zellen, um so mit dem vielen Salz aus dem Meerwasser fertig zu werden. Zur Regulierung von einem Liter Meerwasser benötigen die menschlichen Nieren 1,5 Liter anderes Wasser. Wenn wir also Meerwasser trinken, entziehen wir dadurch unserem Körper tatsächlich Wasser, statt es ihm zuzuführen und verdursten sozusagen regelrecht von innen heraus.
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Obwohl also das frische Regenwasser oberirdisch vom porösen Inselboden absorbiert wird und für den Menschen damit zunächst verloren ist, „fließt das Wasser im Untergrund auch bergab und tritt auf einer Insel dann irgendwann an der Grenze zum umgebenden Ozean aus“, erläutert der Anthropologe Professor Carl Lipo von der Binghamton University.
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Gemeinsam mit Tanya Brosnan von der California State University und Matthew W. Becker vom California Department of Toxic Substances Control hat Lipo aktuell den Salzgehalt der Küstengewässer rund um Rapa Nui analysiert, um so zu untersuchen, ob die Salzkonzentration des Wassers an den Küsten der Osterinsel möglicherweise niedrig genug sein könnte, um von Menschen sicher als Trinkwasser genutzt werden zu können.
Die Forscher erläutern aktuell im „Hydrogeology Journal“ (DOI: 10.1007/s10040-018-1870-7), dass die Grundwasserabgabe unmittelbar an den Küsten (coastal groundwater discharge) tatsächlich ausreichte, um die Rapa-Nui-Bevölkerung mit mehr oder weniger frischem Trinkwasser zu versorgen.
Zum Thema
Gerade bei niedrigem Wellengang vermische sich das austretende Grundwasser mit dem salzigen Meerwasser derart, dass ein nur leicht salzhaltiges, wenn auch brackiges Gemisch entstehe, das aber durchaus getrunken werden könne und nur eine unbedenklich hohe Salzkonzentration aufweise.
Für Lipo und Kollegen erklärt sich auf diese Weise auch die hohe Konzentration der eindrucksvollen Steinköpfe – der sogenannten Moais – an den Küsten, für die die „Osterinsel“ bekannt ist: „Jetzt, wo wir mehr über jene Orte wissen, an denen Trinkwasser zu finden ist, machen die Orte dieser Monumente und einiger anderer (künstlicher) Merkmale auf der Insel sehr viel mehr Sinn: Sie wurden dort aufgestellt, wo Trinkwasser unmittelbar zur Verfügung stand.“ Auch die historischen Berichte von Einheimischen, die Meerwasser zu trinken schienen, machen auf diese Weise plötzlich Sinn.
In weiteren Untersuchungen wollen Lipo und Kollegen mehr über die angedachte Verbindung zwischen den Orten, an denen Trinkwasser zutage tritt und den Moai herausfinden. „Unser Ansatz wirft ein neues Licht auf die Bedingungen und Anreize, die die einstigen Gemeinschaften dazu antrieb, diese Monumente zu errichten.
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