Studie über das rätselhafte Schicksal der letzten Mammuts auf der Wrangelinsel

Symbolbild: Ein einsamer Mammutstoßzahn auf der Wrangelinsel. Copyright: Love Dalén
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Symbolbild: Ein einsamer Mammutstoßzahn auf der Wrangelinsel.Copyright: Love Dalén

Symbolbild: Ein einsamer Mammutstoßzahn auf der Wrangelinsel.
Copyright: Love Dalén

Stockholm (Schweden) – Während Mammuts lange Zeit als bereits vor rund 12.000 Jahren und damit am Ende der letzten Eiszeit ausgestorben galten, hat eine letzte Population noch bis vor rund 4.000 Jahren auf der sibirisch-arktischen Wrangelinsel überlebt. Während bislang vermutet wurde, dass die erzwungene genetische Inzucht auf der vor rund 10.000 Jahren vom Festland abgeschnittenen Insel der Grund für das Aussterben auch dieser letzten Mammut-Population war, widerlegt eine aktuelle Studie dieses Szenario und zeichnet vielmehr das Bild eines rätselhaften abrupten Einzelereignisses.

Wie das Team um Marianne Dehasqu und Love Dalén vom Department of Bioinformatics and Genetics am Schwedischen Museum für Naturgeschichte und der Stockholm Universitet aktuell im Fachjournal Cell“ (DOI: 10.1016/j.cell.2024.05.033) berichten, zeigt ihre genetische Analyse der Genome von insgesamt 21 Wollhaarmammut-Funden (14 von der Wrangelinsel und 7 vom benachbarten Festland), dass die Population auf der Wrangelinsel zunächst von kaum mehr als 8 Individuen ausging und schlussendlich über 20 Generationen hinweg auf eine Größe von 200 bis 300 Tieren anwuchs.

“Zwar zeigen die Genome Anzeichen für die Auswirkungen von Inzucht und eine niedrige genetische Diversität, doch waren diese Faktoren nicht ausgeprägt genug, als dass sie das schlussendliche – und bis heute mysteriöse – Aussterben der Tiere erklären könnten”, so die Cell-Pressemitteilung.

Tatsächlich könne die Studie nun ganz klar die Vorstellung von einer zu kleinen Population und deren Aussterben aus genetischen Gründen mit gutem Gewissen ausschließen“, kommentiert Dalén. „Stattdessen gab es vermutlich ein zufälliges Einzelereignis, dass die Tiere ausrottete. Ohne dieses Ereignis hätten wir vielleicht heute noch lebende Mammut auf Wrangel.“

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Neben den Erkenntnissen über das Schicksal der Mammuts auf der Wrangelinsel kann das Studienergebnis auch dabei helfen, Schutzmechanismen für heute bedrohte Arten abzuleiten: „Mammuts sind ein exzellentes Beispielsystem zum Verständnis der fortwährenden Krise der Biodiversität und darüber, was aus genetischer Sicht mit einer Art und Population passiert, wenn diese mit einem natürlichen Engpass konfrontiert ist. Dieses Schicksal spiegelt sich auch heute noch angesichts zahlreicher Arten“, so Dehasque. So zeigen die Ergebnisse beispielsweise, dass es zum Schutz einer Art nicht ausreiche, diese auf eine bestimmte Populationsgröße zu bringen. Hinzu müsse diese auch genetisch beobachtet werden, da die Analysen der Mammut-Genome auf der Wrangeinsel zeigen, dass sich genomische Effekte bis zu 6.000 Jahre andauern können.

Obwohl die Studie selbst anhand der untersuchten Funde einen Zeitraum von rund 50.000 Jahren abdeckt, deckt sie nicht die letzten 300 Jahre der Existenz der Mammuts auf der Wrangelinsel ab. Allerdings haben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen mittlerweile auch Fossilien von Mammuts aus dieser letzten Phase entdeckt und planen diese in einer zukünftigen Analyse ebenfalls zu untersuchen.

„Was am Ende mit den Tieren auf der Wrangelinsel genau passierte, ist bis heute noch immer ein Rätsel. Wir wissen nicht, warum sie ausgestorben sind, nachdem sie zuvor rund 6.000 Jahre auf der Insel recht gesund gelebt hatten. Wir glauben aber, dass es ein ziemlich abrupt eingetretenes Ereignis war“, so Dalén abschließend und hofft, auch dieses Rätsel bald lösen zu können.

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Recherchequelle: Cell

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