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Studie vermutet: Innerer Erdkern kam 2009 zum Stillstand und rotiert seither andersrum

Grafische Darstellung des Aufbaus der Erde (Illu.).Copyright: Feeela (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 3.0
Grafische Darstellung des Aufbaus der Erde (Illu.).
Copyright: Feeela (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 3.0

Peking (China) – Anhand Jahrzehnterlanger Messungen Seismischer Aktivitäten kommt eine aktuelle Studie zu einem erstaunlichen Ergebnis: 2009 kam der innere Erdkern zu Stillstand und rotiert seither in entgegengesetzter Richtung. Zudem beschrieben die Autoren einen Zyklus dieser Richtungsänderungen. Ob diese auch Auswirkungen auf die Oberfläche haben, ist derweil noch unklar.

KORREKTUR 27.01.2023, 1050h: In der hiesigen Meldung kam es zu einem Missverständnis, wenn schon im Titel erklärt wurde, der innere Kern würde sich nun entgegengesetzt seiner ursprünglich Rotationsrichtung drehen. Diese Aussage ist falsch! (Damit, etwa durch die Verteilung der Meldung in den soz. Netzwerken, nicht noch mehr Irritation entsteht, hat GreWi den Titel dieser Meldung beibehalten) Richtig ist hingegen, dass die Studie eine Veränderung in der Rotation des Erdkenrs in Relation zur Erdoberfläche beobachtet hat. Mal dreht sich der Kern sozusagen schneller unter der Oberfläche hinweg, mal wird er von dieser überholt. Laut Studie drehen sich aktuell beide etwa gleich schnell (wodurch wohl das in den meisten Medienberichten und auch hier auf GreWi verbreitete Missverstädnnis eines „Stillstandes“ zustande kam. Könnte man von der Oberfläche auf den Erdkern blicken und dessen Rotation verfolgen, entsünde der Eindruck eines Stillstandes, obowohl sich in Wirklichkeit der Betrachter lediglich synchron über den sich weiterhin, aber eben gleich schnell drehenden Kern hinweg bewegt). Aktuell dreht sich also auch der Erdkern, wie die Planetenoberfläche in 24 Stunden einmal um seine Achse – der uns bekannte Tag. Auch handelt es sich bei den beschriebenen Variationen immer nur um wenige zehntel Grad Abweichung. Tatsächlich wäre es Katastrophe, wenn sich das Erdinnere mit seiner Masse, die größer ist, als die des Mondes, anders herum drehen würde. Das ist nicht der Fall! (Danke an GreWi-Leser U.G. für den Hinweis.)

Wie Xiaodong Song und Yi Yang von der Peking University aktuell im Fachjournal “Nature Geoscience” (DOI: 10.1038/s41561-022-01112-z) berichten, basiert ihre Studie auf den Messungen seismischer Wellen, die von Natur aus durch Erdbeben, manchmal aber auch künstlich (durch Atombombenexplosionen) ausgelöst wurden und werden und dann von einer Seite des Globus durch diesen – und damit auch durch den Erdkern – hindurch wandern.

Hintergrund
Der sogenannte innere Kern besteht aus einer festen heißen Eisenkugel von der Größe des Planeten Merkur (s. Abb. o.), etwa 5.000 Kilometer unter der Erdoberfläche. Dieser „Planet im Planeten“ kann sich unabhängig von dem Rest drehen, weil er selbst wiederum vom sog. äußeren Kern aus flüssigem Metall umgeben ist. Messungen seiner Rotationsgeschwindigkeit und -Richtung gelten als schwierig, da diese Parameter nur indirekt gemessen werden können – wenn überhaupt. Entsprechen vorsichtig werden denn auch die Ergebnisse der hier beschriebenen Studie von der internationalen Geologen-Gemeinschaft aufgenommen und diskutiert.

Anhand der jahrzehntelangen Daten, gehen Song und Yang davon aus, dass die Rotation des inneren Erdkerns 2009 zum Stillstand gekommen war, um dann erneut und seither – nun aber in entgegengesetzter Richtung – zu rotieren. Die Forscher gehen zudem von einem etwa 35-jährigen Rotationszyklus des Erdkerns aus. Der vorangegangene Richtungswechsel fand demnach also in den frühen 1970-er Jahren statt, während der nächste Wechsel Mitte der 2040-er Jahre zu erwarten ist. Damit stimme diese Rotation mit dem sogenannten „Tageslänge“ überein, kleinen Variationen in der exakten Zeitdauer, die die Erde für eine Achsenrotation benötigt.

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Bislang sehen die Wissenschaftler allerdings keine Hinweise dafür, dass die Rotationsrichtung des Kerns und deren Umkehr Auswirkungen auf die Oberfläche und damit auf uns Menschen haben könnte. Allerdings gebe es durchaus physikalische Verbindungen zwischen den Schichten des Erdaufbaus, angefangen vom inneren Kern bis hin zur Planetenoberfläche. Vor diesem Hintergrund hoffen die beiden Wissenschaftler, dass ihre Studie weitere Untersuchungen zu dieser Frage und zur Dynamik des Erdinneren anstoßen wird.




WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
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Recherchequelle: Nature

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Andreas Müller
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(Kornkreisforscher)

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