Studie weist Einfluss von Handystrahlung auf die Nahrungsaufnahme nach
Lübeck (Deutschland) – Mögliche Auswirkungen der Strahlung von Mobiltelefonen steht seit langem im Zentrum einer ebenso unter Laien wie Wissenschaftlern und Wissenschaftlern genau so heftig wie kontrovers geführten Debatte. Eine aktuelle Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität zu Lübeck weist nun einen Einfluss von Handystrahlung auf die Nahrungsaufnahme nach.
„Die von Handys ausgesandte Strahlung wird zu großen Teilen vom Kopf absorbiert und kann dadurch u.a. Auswirkungen auf Stoffwechsel und Verarbeitungsprozesse im Gehirn haben“, erläutert die Pressemitteilung der Universität vom 31. März 2022.
Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen der sogenannten Handystrahlung und Nahrungsaufnahme geben könnte, hat Prof. Dr. Kerstin Oltmanns, Leitern der Sektion für Psychoneurobiologie der Universität zu Lübeck, mit ihrem Forschungsteam in einer Studie untersucht.
Schon aus früheren Studien war bereits bekannt, dass elektromagnetische Strahlung, wie sie auch von Handys ausgeht, bei Ratten zu einer erhöhten Nahrungsaufnahme führt. Ob ein solcher Zusammenhang möglicherweise auch für Handystrahlung beim Menschen besteht, untersuchte Prof. Kerstin Oltmanns zusammen mit Diplompsychologin Ewelina Wardzinski, Leiterin der Studie, im Rahmen einer DFG-geförderten Beobachtungsstudie, die aktuell in der Fachzeitschrift „Nutrients“ (DOI: 10.3390/nu14020339) veröffentlicht wurde.
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +
Hierzu wurden 15 junge Männer mit einem Abstand von zwei Wochen insgesamt dreimal einbestellt: „Im Experiment wurden die Probanden dann mit zwei verschiedenen Handys als Strahlungsquelle bestrahlt bzw. einer Scheinbestrahlung als Kontrolle ausgesetzt. Im Anschluss durften sich die Probanden für eine definierte Zeit an einem Buffet bedienen. Gemessen wurde die spontane Nahrungsaufnahme, der Energiestoffwechsel des Gehirns anhand von Phosphor-Magnetresonanz-Spektroskopie (MRS) sowie verschiedene Blutwerte vor und nach Bestrahlung.“
Laut den Forschenden waren die Ergebnisse erstaunlich deutlich: „Die Strahlung führte bei fast allen Probanden zu einer Erhöhung der Gesamtkalorienzufuhr um 22 Prozent bzw. 27 Prozent durch die jeweiligen Versuchshandys. Die Blutanalysen zeigten, dass dies vor allem durch eine vermehrte Kohlenhydrat-Aufnahme verursacht wurde. Die MRS-Messungen ergaben eine Steigerung des Energieumsatzes im Gehirn unter Einfluss der Handystrahlung.“
Das Forschungsteam schließt aus diesen Ergebnissen, dass Handystrahlen nicht nur einen potenziellen Faktor für übermäßiges Essen beim Menschen darstellen, sondern dass sie auch die Energiehomöostase des Gehirns beeinflussen: „Diese Erkenntnisse könnten neue Wege für die Adipositas- und andere neurobiologische Forschung eröffnen. Insbesondere in Bezug auf Kinder und Jugendliche wird der hier nachgewiesene Einfluss von Handystrahlung auf das Gehirn und das Essverhalten die Forschung auf diesem Gebiet zukünftig mehr in den Fokus rücken.“
Hinweis: Vermehrt wurde bereits von einigen Beobachtern und Kritikern der Theorie schädlicher Handystrahlung vermutet, es handele sich bei dieser Meldung um einen Aprilscherz. Die GreWi-Redaktion hat diese Möglichkeit überprüft – konnte dafür aber keine Hinweise finden: Zum einen wurde die Pressemitteilung auf der offiziellen Internetseite der Universität zu Lübeck veröffentlicht und auch über wissenschaftliche Nachrichtenprotale wie IDW-online als solche verbreitet. Wie bereits ausgeführt, datiert die Pressemitteilung selbst auch auf den 30.03.2022 und nicht vom 1. April. Auch wurde die Studie bereits im erwähnten anerkannten Fachjournal (Nutrients) bereits zuvor veröffentlicht und dort bereits im November 2021 eingereicht.
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Experimente zeigen erstmals, dass und wie Magnetfelder auf Körperzellen wirken …auch extrem schwache 10. Januar 2021
NABU-Metastudie: „Mobilfunkstrahlung belastet Insekten“ 17. September 2020
Über 260 Wissenschaftler fordern Überprüfung der 5G-Technologie – Sogar NASA und NOAA warnen 11. November 2019
EU-geförderte Analyse: Elektromagnetische Funkstrahlung von Stromleitungen und Mobilfunk stellt ein potentielles Risiko für Tier- und Pflanzenwelt dar 24. Mai 2018
Tierstudie legt Verbindung zwischen Mobilfunkstrahlung und Krebs nahe 30. Mai 2016
Neue Studie warnt vor Hirntumoren durch mobile Vieltelefonie 16. Mai 2014
Studie offenbart Verbindung zwischen mobilem Vieltelefonieren und oxidativem Zellstress als Hauptrisikofaktor für Krebs 30. Juli 2013
Schüler-Experiment zu Mobilfunkstrahlung: Pflanzen keimen nicht in der Nähe von Netzwerk-Routern – Wissenschaftler zeigen Interesse 25. Mai 2013
Wissenschaftlervereinigung warnt: Mobilfunk-Nutzung fördert Stress und Burn-Out 5. Februar 2013
Norwegische Studie findet keine Beweise für Gesundheitsrisiko durch Mobilfunk und Funknetzwerke 18. September 2012
Mobilfunk während Schwangerschaft kann zu Verhaltensstörungen des Nachwuchses führen 16. März 2012
Elektrosmog erhöht Asthmarisiko für Neugeborene 3. August 2011
WHO klassifiziert elektromagnetische Felder durch Mobilfunk erstmals als “möglicherweise krebserregend” 1. Juni 2011
Studie belegt Einfluss elektrischer Felder auf Hirnaktivität 27. August 2010
Internationale Studie zu Krebsrisiko durch Mobilfunk liefert kontroverses Ergebnis 19. Mai 2010
Neue Studie bestätigt athermische Wirkung von Mobilfunkstrahlung 25. Juli 2009
Bundesamt für Strahlenschutz: Keine Gesundheitsrisiken durch Mobilfunk – ABER… 19. Juni 2008
Kritik an Mobilfunk-Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz 20. Juni 2008
Wiener Studien zu Gefahren durch Mobilfunk wurden gefälscht 27. Mai 2008
Neue Expertenstudie: “Mobiltelefone gefährlicher als Rauchen oder Asbest” 31. März 2008
Mobiltelefone stören den Schlaf 21. Januar 2008
Neue Langzeitstudie: Mobiltelefonie erhöht doch das Krebsrisiko 9. Oktober 2007
Recherchequelle: Universität zu Lübeck
© grenzwissenschaft-aktuell.de