Unsere Erde als „blasser blauer Punkt“. Aufgenommen 1990 von der Sonde „Voyager 1“ aus knapp 6 Milliarden Kilometern Entfernung.
Copyright: NASA
Pasadena (USA) – NASA-Wissenschaftler haben entdeckt, dass der blaue Schimmer, der unseren Planeten selbst noch aus großer Distanz ausmacht, als Signatur für Leben auf fernen Planeten mit einer ähnlichen Erscheinung gewertet werden kann. Die bislang einzigartigen Eigenschaften dieses Erden-Blaus können somit ein wichtiges Merkmal der potentiell interessantesten Ziele bei der Suche nach Leben auf fernen Planeten sein.
Zum ersten Mal auf das Blau der Erde, selbst noch aus größten Entfernungen aufmerksam, wurden Wissenschaftler 1990 durch die Aufnahmen der NASA-Sonde „Voyager 1“, als deren Bordkamera von jenseits der Umlaufbahn des Pluto einen Blick zurück in Richtung Erde warf – und unseren Heimatplaneten nur und zugleich immer noch als „pale blue dot“, also als „blassen blauen Punkt“ im All zeigte (s. Abb.).
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Wie das Team um Joshua Krissansen-Totton vom Virtual Planetary Laboratory (VPL) am Astrobiology Institute der NASA im Fachmagazin „The Astrophysical Journal“ (DOI: 10.3847/0004-637X/817/1/31) berichtet, gibt es zahlreiche Planeten, die zwar ein vergleichbares Erden-Blau aufzeigen können, aber dennoch – zumindest nach irdischen Maßstäben – absolut lebensfeindlich sind.
Allerdings weise ein umfangreicheres Komplettspektrum des Erdschimmers dann doch eine schwache aber einzigartige Signatur auf, wie sie bislang nur als das Ergebnis von Leben erklärt werden könne. Die Suche nach genau dieser Signatur von Planeten, die ihren Stern innerhalb dessen habitabler – also lebensfreundlicher – Zone umkreisen, könnte somit ganz konkret jene Ziele identifizieren, die eine weitere und genauere Untersuchung lohnen.
„Da es relativ leicht vorkommt, dass auch ein gänzlich lebloser Planet ähnlich blau wie unsere Erde erscheint, sollte man zunächst aufgrund der Farbe eines Planeten noch keine voreiligen Schlüsse ziehen“, erläutert Krissansen-Totton, fügt aber zugleich hinzu: „Umso begeisterter waren wir aber, als wir entdecken konnten, dass das irdische Blau eine faszinierende Signatur aufweist, die einzigartig biogen ist und zugleich das Potential besitzt, bei der Suche nach Leben auf einem Planeten sehr nützlich zu sein.“
In ihrer Studie haben die Forscher die Spektren unterschiedlicher echter und theoretischer Planeten und deren atmosphärische Zusammensetzungen erstellt und zusammengetragen. Die Signatur unserer Erde stellte sich bei einer Analyse dieser Daten tatsächlich als bislang einzigartig heraus.
„Sollte ein erdartiger Planet mit einer entsprechend spektralen Signatur innerhalb der habitablen Zone eines fernen Sterns gefunden werden, so wäre dies unglaublich aufregend“, so Krissansen-Totton abschließend. „Mit ihrer Hilfe könnten dann die echten von den falschen ‚blauen Punkten‘ unterschieden werden, die dann die wichtigsten Kandidaten für weitere Untersuchungen – darunter die Suche nach den direkten spektralen Fingerabdrücken des Lebens – darstellen würden.
Die konkrete Suche nach den Zwillingen unseres „blauen Punkts“ muss allerdings noch etwas warten: Erst Teleskope der nächsten Generation (die erst innerhalb des kommenden Jahrzehnts zur Verfügung stehen) werden in der Lage sein, die Farbe von Exoplaneten aus der Ferne abzubilden. Bislang gelingt dies erst anhand von jungen Gasriesen.
Bis dahin gilt allerdings noch einige Unsicherheiten auszuschließen: So beinhaltet die aktuelle Studie nicht die – in unserem eigenen Sonnensystem nicht vorhandene – Planetenkategorie der sogenannten Super-Erden: „Auch wenn wir innerhalb unserer Studie nicht in der Lage waren, einen leblosen Planeten zu imitieren, dessen Farbsignatur mit jener unserer Erde übereinstimmt, so bedeutet dies nicht, dass es solche Planeten, beispielsweise mit exotischen Oberflächen und Atmosphären, nicht geben kann. Die Natur ist sonderbar und voller Überraschungen.“
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