Symbolbild: Tauchen mit Delfinen.
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Dunedin (Neuseeland) – Selbst im Umgang mit von uns geliebten Tieren, sind wir Menschen oft unbeholfen naiv: So gehen die meisten Pferdeliebhaber oft unreflektiert davon aus, dass auch die Tiere das Reiten genießen oder sogar geritten werden wollen. In anderen Fällen vermuten wir, dass Kaninchen und Meerschweinchen deshalb das Streicheln so still und ruhig über sich ergehen lassen, weil sie es genießen. Neuste Studien lassen jedoch in beiden Fällen an dieser vermenschlichten Deutung des Tierverhaltens zweifeln oder zeigen sogar das Gegenteil. Selbiges zeigen aktuelle Studien über das beliebte „Delfin-Schwimmen“. Was die meisten Delfin-Touristen für ein zutrauliches Spiel der Tümmler halten, ist in Wirklichkeit oft ein deutliches Zeichen für ein durch uns Menschen gestörtes Ruhe- und Schlafverhalten der Tiere.
In einem Interview mit dem Wissenschaftsjournal „Science“ erläutert die Walbiologin Maddalena Fumagalli von der neuseeländischen University of Otago, die Ergebnisse ihrer jüngsten Untersuchungen über die Auswirkungen des Wal- und Delfintourismus am Beispiel von Ostpazifischen Delfinen, die im Fachjournal „Royal Society Open Science“ (DOI: 10.1098/rsos.172044) veröffentlicht wurden.
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Laut Fumagalli liegt das Hauptproblem im Umgang mit den Tieren in dem Umstand, dass der Großteil der entsprechenden touristischen Angebote genau während der kritischen Phase des Tagesablaufs der Tiere stattfindet: „Gerade diese Delfine, die besonders für ihre Akrobatischen und drehenden Sprünge aus dem Wasser bekannt sind, schwimmen Nachts in die offene See, um dort nach Fischen zu jagen. Zum Ausruhen und Schlafen kommen sie dann bei Tagesanbruch an die Küsten und in die Lagunen. Wir stören also ihren Schlaf.“ Eine Langzeitstudie an Delfinen vor Hawaii habe denn auch gezeigt, dass deren Anzahl in den 1990er Jahren einhergehend mit steigendem Delfintourismus vor Ort zurückging.
„Delfine ruhen sich normalerwiese in engen Schulen aus, sie schwimmen der langsam sehr nah beieinander und koordinieren ihre Atmung. Hierbei geben sie selbst nur wenig akustische Laute von sich und vollführen auch eigentlich keinerlei Sprünge über Wasser. (…) Das ändert sich aber, sobald die Touristen kommen.“
Andere Studie hätten gezeigt, dass Delfine immer dann mehr Sprünge zeigen, wenn sie in ihrem Schlaf gestört sind. „Auch das können wir anhand unserer jüngsten Untersuchungen in Lagunen im südlichen Roten Meer bestätigen. Dort wo der Tourismus – wie etwa ind er ägyptischen Lagune von Satayah – nicht reglementiert wird, wird die Gesundheit der Tiere eindeutig beeinträchtigt. Dort wo Vorkehrungen zur Regulierung der Besucher vorgenommen werden, wie etwa in der ägyptischen Lagune Samadai, können diese negativen Effekte zumindest reduziert werden. (…) Es bleibt aber festzuhalten, dass wo immer Touristen auftauchen, die Tiere ihr natürliches Ruhe- und Schlafverhalten ändern und aktiv werden.
Fumagalli und Kollegen hoffen, durch ihre Studien darauf aufmerksam machen zu können, dass auch Delfine Wildtiere sind, und wir uns ihnen nicht aufdrängen sollten. „Die Anbieter dieser Angebote sollten anerkennen und respektieren, dass auch diese Tiere ihre Ruhe und ihren Schlaf benötigen und ihre Angebote darauf einstellen und einschränken. Auch sollten die Touristen besser über die Ökologie der Tiere und darüber aufgeklärt werden, warum die Delfine überhaupt in die Lagunen kommen. Tatsächlich zeige das regulierte Programm in Samadai, dass die Touristen sich auch gerne an die Tiere anpassen und diese so weniger gestört werden.
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