Suche nach fehlender Materie in Galaxienhalos erfolglos
Kompositaufnahme des galaktischen Gashalos um die Galaxie „NGC 5908“ anhand von Daten des ESA-Weltraumteleskops „XMM Newton“.
Copyright: ESA/XMM-Newton; J-T. Li (University of Michigan, USA); Sloan Digital Sky Survey (SDSS)
Ann Arbor (USA) – Mit dem europäischen Weltraumteleskop „XMM-Newton“ haben Astronomen die aus Gas bestehenden Halos rund um Galaxien nach jener „fehlenden normalen Materie“ abgesucht, die im Vergleich zu den auf der Grundlage des kosmologischen Standardmodells vorherberechneten Menge eigentlich vorhanden sein sollte. Doch die Suche verlief erfolglos. Wo steckt also die fehlende Materie?
Während Astrophysiker eigentlich davon ausgingen, dass unser Universum aus „normaler“ und etwa sechs mal so viel unsichtbarer, bzw. „dunkler“ Materie besteht, zeigen jüngste Beobachtungen naher Galaxien, dass diese nur etwa ein Drittel der normalen Materie enthalten als sie eigentlich sollten. Unsere eigene Heimatgalaxie, die Milchstraße, beinhaltet demnach nur die Hälfte jener Masse, die eigentlich vorhanden sein sollte.
Wie das Team um Jiangtao Li von der University of Michigan aktuell im „The Astrophysical Journal“ (DOI: 10.3847/2041-8213/aab2af) berichtet, haben sie mit dem europäischen Röntgen-Weltraumteleskop „XMM Newton“ nach genau dieser fehlenden normalen Materie in den Gashalos um sechs Spiralgalaxien gesucht, da sie vermutet hatten, diese könnte sich – statt in den bislang erfolglos abgesuchten zentralen Hauptteilen – in den Regionen heißen Gases befinden, die Galaxien kugelförmig umgeben. Das Ergebnis: Auch hier wurden die Astronomen selbst dann noch nicht fündig, wenn sie den Radius der Galaxien um Dreiviertel ausgeweitet hatten.
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„Warum ist diese Materie nicht vorhanden? Oder ist sie da, und wir sehen sie nur nicht? Wenn Sie nicht da ist, wo ist sie dann? Alles das sind wichtige Fragen, da es sich hierbei um die bislang unsichersten Faktoren in unseren Modellen des frühen Universums und darüber handelt, wie Galaxien überhaupt entstehen“, so die Autoren der Studie.
Bevor jedoch die bisherigen Standardmodelle in Frage gestellt werden, kommen für Li und Kollegen zunächst einmal alternative Theorien dafür in Frage, wo die immer noch fehlende Materie sein könnte: „Entweder sie ist in einer anderen Gasphase gespeichert, die bislang kaum untersucht wurde, oder sie befindet sich in einem Teil des Raums, der bislang noch von keiner Beobachtung untersucht wurde. Hinzu könnte sie zudem auch noch einfach zu wenig Röntgenstrahlen aussenden, um bislang entdeckt werden zu können. Alternativ könnten die untersuchten Galaxien ihre fehlende Materie aber auch in den intergalaktischen Raum katapultiert haben, etwa durch die bei Sternenexplosionen freigesetzte Energie oder durch extrem-massereiche Schwarze Löcher.
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