Super-Venus: Astronomen definieren neue Planeten-Kategorie
Tucson (USA) – Neue Beobachtungen mit dem James-Webb-Weltraumteleskop und Simulationsmodelle haben einen neuen Planetentyp bestätigt, der sich von allem unterscheidet, was im Sonnensystem gefunden wurde. Dies liefert ein weiteres Puzzlestück zur Beantwortung der Frage, wie Planeten und Planetensysteme entstehen.
Bis heute wurden mehr als 5.000 Exoplaneten um andere Sterne als die Sonne entdeckt und bestätigt. Viele Exoplaneten unterscheiden sich stark von den Planeten in unserem Sonnensystem. Einer der häufigsten Exoplanetentypen liegt in einer Größenordnung zwischen Erde und Neptun.
Lange Zeit hat die astronomische Gemeinschaft darüber diskutiert, ob es sich dabei um große erdähnliche Gesteinsplaneten mit dicken wasserstoffreichen Atmosphären, sogenannte Super-Erden, oder neptunähnliche Eisplaneten mit wasserreichen Atmosphären, sogenannte Wasserwelten, sogenannte Mini- oder Sub-Neptune, handelt. Frühere Studien wurden durch Schichten hoher, dicker Wolken behindert, die auf diesem Planetentyp häufig zu sein scheinen und es erschweren, die Atmosphäre unterhalb der Wolkendecke zu untersuchen.
Wie ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Everett Schlawin von der University of Arizona und dem Steward Observatory sowie Kazumasa Ohno vom National Astronomical Observatory of Japan aktuell in zwei Artikeln im Fachjournal „Astrophysical Journal Letters“ (DOI: 10.3847/2041-8213/ad7fef / DOI: 10.3847/2041-8213/ada02c) berichtet, nutzten sie das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST), um durch die Wolken eines solchen Exoplaneten mit der Bezeichnung „GJ 1214 b“ zu blicken. Nur 48 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt, befindet sich der Planet in Richtung des Sternbildes Schlangenträger und ist das am leichtesten zu untersuchende Exemplare dieses Planetentyps.
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Wie sich nun zeigt, besitzt der Planet Konzentrationen von Kohlendioxid (CO2), die mit den in der dichten CO2-Atmosphäre der Venus in unserem Sonnensystem gefundenen Werten vergleichbar sind und entspricht somit weder der Vorstellung von einer super-Erde noch von einer Wasserwelt bzw. einem Sub-neptun. Darüber hinaus offenbaren die Daten jedoch noch viele Unsicherheiten zu den Merkmalen des Planeten.
„Das entdeckte CO2-Signal aus der ersten Studie ist winzig und erforderte daher eine sorgfältige statistische Analyse, um sicherzustellen, dass es real ist“, erklärt Ohno. „Gleichzeitig benötigten wir physikalische und chemische Erkenntnisse, um die wahre Natur der Atmosphäre von GJ 1214 b zu bestätigen.“
Anhand von theoretische Modelle, um eine Vielzahl von „Was-wäre-wenn“-Szenarien über die Atmosphäre des Planeten zu simulieren, passen diejenigen, die am besten zu den Beobachtungsdaten, die eine von Kohlenstoff dominierte Atmosphäre nahelegen – eben eine „Super-Venus“.
Obwohl faszinierend, so ist das in dieser Arbeit detektierte atmosphärische Signal noch sehr schwach. Schlawin vergleicht es mit dem Lesen eines Buches: „Es ist gleichbedeutend mit Leo Tolstois Krieg und Frieden. Wenn ich Ihnen zwei Kopien gebe und in einem der Bücher einen Satz ändere, könnten Sie diesen Satz finden?“ Das Team betont die Notwendigkeit künftiger Studien, um ihre Erkenntnisse über diesen häufigen, aber mysteriösen Exoplanetentyp zu bestätigen und zu erweitern.
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Recherchequelle: National Astronomical Observatory of Japan
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