Synästhesie: Forscher finden erste Hinweise auf molekulare Ursachen für Verknüpfung von Sinneseindrücken
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Nijmegen (Niederlande) – Wenn sich eine Sinneswahrnehmung mit einer anderen verbindet, betroffene Menschen beispielsweise beim Musikhören Farben sehen, Klänge oder Farben schmecken oder diese als geometrische Figuren sehen, spricht man von Synästhesie. Wissenschaftler haben nun erstmals Hinweise auf die biologischen Ursachen des Phänomens gefunden, das immerhin bei einem von 25 Menschen auftritt. Die Forscher beschreiben genetische Veränderungen, die möglicherweise zu den Unterschieden in der Wahrnehmung beitragen – und suchen weitere Synästhetiker für weitere Untersuchungen. Finden auch Sie hier heraus, ob sie Synästhetiker sind…
„Solche sensorischen ‚Übersprungeffekte‘ treten in den unterschiedlichsten Formen auf und können sich bereits in der frühen Kindheit entwickeln. Seit mehr als einem Jahrhundert weiß man, dass die Synästhesie als Familienphänomen auftritt – ein Hinweis auf die wichtige Rolle, die erbliche Faktoren spielen dürften“, erläutert die Pressemitteilung der Max-Planck-Gesellschaft (MPG).
Wie das Team um die Genetikrin Amanda Tilot vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik und Kollegen der University of Cambridge aktuell im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS; DOI: 10.1073/pnas.1715492115), haben sie Synästhetiker mit Hilfe bildgebender Verfahren untersucht. Das Ergebnis deute daraufhin, dass die Schaltkreise im Gehirn erwachsener Menschen mit Synästhesie etwas anders verschaltet sind als bei Menschen, die solche besonderen Sinnesverknüpfungen nicht erleben. „Wir wissen aber nicht, wie diese Unterschiede zustande kommen. Wir vermuten, dass ein Teil der Antwort in der genetischen Veranlagung der Menschen liegt“, so Tilot.
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Für ihre Studie haben die Forscher nun die DNA von drei Familien untersucht, in denen generationenübergreifend mehrere Familienmitglieder beim Hören von Klängen Farben sehen.
Tatsächlich gelang es dabei genetische Varianten zu identifizieren und nachzuvollziehen, wie diese von einer Generation auf die nächste weitergegeben werden. Dabei richteten die Genetiker ihre Aufmerksamkeit besonders auf seltene DNA-Veränderungen, die die Art der Proteinkodierung durch die Gene beeinflussen und perfekt mit der Synästhesievererbung in den einzelnen Familien übereinstimmten.
„Zwar unterscheiden sich die markierten DNA-Varianten zwischen den drei Familien, aber eine Gemeinsamkeit fanden die Forscher: eine Anreicherung von Genen, die an der Axonogenese und der Zellmigration beteiligt sind. Die Axonogenese ist ein Schlüsselprozess, der den Gehirnzellen ermöglicht, sich mit den richtigen Partnern zu verschalten“, berichten die Autoren und führen dazu weiter aus: „Aus früheren Untersuchungen der Kollegen in Cambridge wussten wir, dass für diese verblüffende Eigenschaft nicht nur ein einzelnes Gen verantwortlich sein kann. Selbst wenn in mehreren Familien dieselbe Form von Synästhesie auftritt, gibt es dafür wahrscheinlich unterschiedliche genetische Erklärungen.“
Die Hoffnung der Forscher war deshalb, dass die DNA-Daten Hinweise auf gemeinsame biologische Prozesse geben – also auf Faktoren – die an der Synästhesie beteiligt sein könnten.
Tatsächlich enthülle die Studie, „wie genetische Unterschiede – möglicherweise über eine veränderte Vernetzung im Gehirn – unsere Sinneserfahrungen beeinflussen können“, erläutert Simon Baron-Cohen, Direktor am Autism Research Centre an der University of Cambridge abschließend. „Die Synästhesie ist damit ein eindeutiges Beispiel für Neurodiversität, die wir respektieren und schätzen sollten.“
Jetzt suchen die Wissenschaftler weitere Synästhetiker-Familien und -Personen, die an Über einen kurzen Test online oder per App können Sie herausfinden, ob Sie eine der üblichen Formen von Synästhesie haben. Weitere Informationen dazu finden Sie HIER.
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