Thylacine: Großspende ermöglich modernstes Klon-Labor für Wiederbelebung des Tasmanischen Tigers
Melbourne (Australien) – Mit Hilfe einer philanthropen Großspende von 5 Millionen Dollar wird die University of Melbourne ein hochmodernes Labor für die Wiederbelebung und den Schutz ausgestorbener Beuteltiere – vornehmlich der auch als Tasmanische Tiger oder Beutelwölfe bezeichneten Thylacine – einrichten.
Wie die Universität berichtet, wird mit der Spendensumme des „Wilson Family Trust“ das “Thylacine Integrated Genetic Restoration Research Lab“ (TIGRRI) unter der Leitung der Biowissenschaftlers Professor Andrew Pask ausgestattet. Hier sollen Methoden und Technologien entwickelt werden, mit denen die Wiederbelebung und der daraufhin folgenden Schutz der Thylacine ermöglicht werden soll.
„Unsere Forschung schlägt neun Schlüsselschritte zur de-Extinktion der Thylacine vor”, erläutert Pasks und führt dazu weiter aus: “Einer unserer größten Erfolge war die Sequenzierung des Thylacin-Genoms, anhand derer uns mittlerweile ein fast vollständiger Bauplan des Thylacines vorliegt.”
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +
Die Spende wird es den Forschenden um Pasks nun erlauben, weitere Schritte zu gehen. „Zunächst müssen wir unser Wissen über das Thylacine-Genom vertiefen. Dann werden Technologien entwickelt, um aus Stammzellen von Beuteltieren Embryonen zu züchten und diese dann erfolgreich in einen Ersatzwirt-Uterus einzupflanzen, die etwa dem eines Dunnart oder Tasmanischen Teufels.”
Hintergrund: Der Tasmanische Tiger
Noch bis in die frühen 1900er Jahre hinein wurde der Tasmanische Tiger in Australien exzessiv bejagt und dadurch in freier Wildbahn vermutlich ausgerottet. Das letzte bekannte Exemplar verstarb 1936 im Beaumarais Zoo von Hobart. Der Grund für die Ausrottung war die von den weißen Farmern kolportierte Behauptung, dass die Beutelwölfe gefräßige Schafsräuber seien. In Wirklichkeit gingen die meisten gerissenen Schafe jedoch auf das Konto von verwilderten Hunden. Dennoch setzte in den 1830er Jahren die australische Regierung Kopfgeld für jeden getöteten Tasmanischen Tiger aus. 2011 konnte eine Studie über die Beißkraft des etwa hundsgroßen Tieres jedoch eindeutig nachweisen, dass die Kiefer der Beutelwölfe in Wirklichkeit zu schwach waren, um größere Tiere wie Schafe zu reißen (…GreWi berichteten). Zudem setzte wahrscheinlich eine Krankheit der stark dezimierten Population der Tiere zu, die sich in plötzlich zurückgehenden Abschussraten um 1906 abzeichnete. Trotz zahlreicher Bemühungen internationaler Zoos gelang es nicht, die Art in Gefangenschaft zu züchten und so vor der Ausrottung zu bewahren.Lediglich in verschiedenen Zoos hatten Thylcine bis 1936 überlebt, als das letzte lebende Exemplar auch dort verstarb. Seither gab und gibt es aber immer wieder Augenzeugen, die lebende Exemplare gesichtet und teilweise auf fotografiert und gefilmt haben wollen.
Zeigen diese Aufnahmen ein Exemplar 2008 in Western Victoria?
“Von allen ausgestorbenen Tierarten, deren Wiederbelebung vorgeschlagen und angestrebt wird, dürfte der Beutelwolf wohl die überzeugendsten Chancen haben”, so der Wissenschaftler weiter. „Einer der Gründe liegt darin, dass sich der tasmanische Lebensraum seit dem Aussterben der Art größtenteils bis heute kaum verändert hat. Er liefert somit die perfekte Umgebung, um die Tiere – so si erfolgreich wiedergezüchtet werden konnten – ebenso erfolgreich wieder in ihr angestammtes Ökosystem auszuwildern.
Zum Thema
Neben dem Thylacine gibt es aber noch mindestens 39 weitere australische Beuteltiere, die in den vergangenen 200 Jahren ausgestorben sind. Neun der heute noch lebenden Arten gelten derzeit als stark bedroht. „Die am TIGRR entwickelten Methoden sollen also nicht nur dem Thylacine zugutekommen, sondern auch andere Arten wiederbeleben oder dabei helfen, gefährdete Arten besser zu schützen.“
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Numbat-Genom entschlüsselt – Ein weiterer Schritt zur Wiedererweckung ausgestorbener Tasmanischer Tiger 13. Februar 2022
Beutelwolf-Forscher veröffentlichen Aufnahmen möglicher Tasmanischer Tiger 1. März 2021
Beutelwölfe: Kontroverse um angebliche Kamerafallen-Fotos Tasmanischer Tiger 26. Februar 2021
Studie legt nahe: Tasmanische Tiger haben bis heute überlebt 23. Februar 2021
Mit dem eDNA-Test auf der Suche nach dem Tasmanischen Tiger 23. November 2020
Neues Foto könnte lebenden Tasmanischen Tiger zeigen 8. Januar 2019
eDNA soll überlebende Tasmanische Tiger nachweisen 13. Juli 2017
1:1,6 Billionen: Statistik spricht gegen überlebende Tasmanische Tiger 20. April 2017
50 Wildtierkameras jagen Tasmanischen Tiger auf Kap York 28. März 2017
Tasmanischer Tiger war zu schwach für die Schafsjagd 2. September 2014
Tasmanischer Tiger erneut gesichtet? 6. Juni 2009
DNA des Tasmanischen Tigers in Maus wiedererweckt21. Mai 2008
Recherchequelle: University of Melbourne
© grenzwissenschaft-aktuell.de