Goldblech mit Tierkampfmotiv nach vorder-asiatischen Vorbildern.
Copyright: RGZM, DAI Kairo und Universität Tübingen / Fotograf: Christian Eckmann
Tübingen (Deutschland) – Bei der Untersuchung von bislang unbeachteten verzierten Goldblech-Fragmenten aus dem berühmten Grabschatz des Tutanchamun, haben deutsch-ägyptische Archäologen Motive entdeckt, die erstmals eine überraschende Verbindungen zwischen dem Alten Ägypten und Vorderasien aufzeigen.
Die 1922 von Howard Carter im Grab des Kindkönigs gefundenen Bleche lagerten bislang im Magazin des Ägyptischen Museums in Kairo noch in derselben Kiste, in der sie von Carters Team unmittelbar nach der Entdeckung verstaut worden waren. Ohne sie weiterführend zu untersuchen wurden die Bleche damals in unrestauriertem Zustand fotografiert – und danach nie wieder ausgepackt.
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Wie die Archäologen um Professor Peter Pfälzner vom Instituts für die Kulturen des Alten Orients an der Universität Tübingen berichten, haben sie die Goldbleche vier Jahre lang wissenschaftlich untersucht, restauriert und in jahrelanger Kleinarbeit die Einzelfragmente zu 100 annähernd vollständige Goldbleche wieder zusammengesetzt.
„Vermutlich handelt es sich um dekorative Beschläge von Bogenkästen, Köchern und Zaumzeug“, berichten die Forscher und unterstreichen die bislang ebenfalls unbeachteten Darstellungen auf den Goldblechen.
Fragmente aus dem Grabfund: Am Ende konnten 100 vollständige Goldbleche zusammengesetzt werden.
Copyright: RGZM, DAI Kairo und Universität Tübingen / Fotograf: Christian Eckmann
Auf diesen finden sich sowohl ägyptische Motive als auch jene, die einem „internationalen“, orientalisch beeinflussten Motivkanon zuzurechnen sind, berichtet die Doktorandin Julia Bertsch. Abgebildet sind Tierkämpfe oder Ziegen am Lebensbaum, „wie sie der ägyptischen Kunst eigentlich fremd sind ‒ sie müssen aus dem Vorderen Orient nach Ägypten gekommen sein“.
„Vermutlich gelangten diese Motive, die einstmals in Mesopotamien entwickelt wurden, über Syrien in den Mittelmeerraum und nach Ägypten“, erklärt Peter Pfälzner. „Dies zeigt erneut die große Rolle, die das alte Syrien für die Kulturvermittlung in der Bronzezeit spielte.“
Interessanterweise wurden im Jahr 2002 ähnliche Goldbleche mit thematisch vergleichbaren Darstellungen schon einem unangetasteten Königsgrab aus dem Jahr 1340 v. Chr. in der syrischen Königsstadt Qatna gefunden – also in einem Grab, das nur wenig älter ist als das Grab des Tutanchamun in Ägypten.
Chemische Analysen haben gezeigt, dass die Goldbleche mit ägyptischen Motiven und die mit fremden Motiven aus unterschiedlich zusammengesetztem Goldmaterial hergestellt wurden. Dies müsse allerdings nicht bedeuten, dass die Stücke importiert wurden. „Es könnten auch unterschiedliche lokale Werkstätten für die Produktion in verschiedenen Stilen verantwortlich gewesen sein und eine der Werkstätten orientierte sich offensichtlich an vorderasiatischen Vorbildern“, so die Forscher.
Nach der derzeitigen Erstpräsentation der Objekte im Ägyptischen Museum in Kairo werden diese künftig im neuen Grand Egyptian Museum nahe den Pyramiden von Gizeh gezeigt.
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